Herschwiesen. Zu einer beeindruckenden Kundgebung für den katholischen Glauben wurde die Wallfahrt zum Gnadenbild der „Schwarzen Muttergottes“ in Windhausen, zu der Pfarrer Stefan Dumont die Gläubigen der Kirchengemeinde „Mittelrhein St. Josef“ zum 1. Mai eingeladen hatte. Viele Teilnehmer fanden sich in dem kleinen Wallfahrtsort ein, sodass noch Notsitze in die Kapelle gebracht werden mussten, um alle Besucher aufzunehmen. Somit wurde nach der dreijährigen coronabedingten Unterbrechung der traditionelle Bittgang zur Muttergottes wieder aufgenommen. Es war ein regelrechter Balsam für die Katholiken, deren Glauben derzeit durch verschiedene Vorgänge im religiösen Leben wahrlich nicht zu Jubelstürmen Anlass geben. Das Besondere dieser Wallfahrt zeigte sich schon darin, dass gleich vier Geistliche die Messe hielten. Dem Zelebranten, Pfarrer Stefan Dumont, assistierten der Kooperator und ehemalige Dechant und Pfarrer der Pfarrei Boppard, Hermann-Josef Ludwig, dann der „Subsidiar“ Jonathan Göllner, der den kirchlichen Dienst in den alten Pfarreien Buchholz und Herschwiesen versieht, und der in Boppard tätige Kaplan Jaya Babu Thullmelli, der aus Indien stammt.
Der neue Pfarrer Stefan Dumont, der am 1. Februar dieses Jahres die Leitung der Pfarrei übernommen hat, aber durch seine dreijährige Kaplanzeit von 1998 bis 2001 in Boppard hier kein Unbekannter ist, zeigte sich erfreut über die rege Beteiligung und fand in seiner Festansprache die rechten Worte, um seine Pfarrangehörigen für die Ausübung des christlichen Glaubens zu motivieren.
Er ging zunächst auf die lange Geschichte des Wallfahrtsortes Windhausen ein. Seine Ausführungen werden nachstehend noch durch nähere Mitteilungen ergänzt. Um das Jahr 1775 wurde in der kleinen Hofsiedlung der Pächter Peter Becker von einer schlimmen Krankheit befallen. Als frommer Mann suchte er mehrmals bei einem schwarzen Muttergottesbild, das sich auf der Karthause im Koblenzer Stadtwald befand, Trost und Hilfe. Seine Bittgänge fanden Erhörung, Becker wurde gesund. Zum Dank baute er in Windhausen ein kleines Kapellchen aus Holz, in dem er nach dem Vorbild der Karthause eine Marienstatue aufstellte und wo er oft betete. Nach mündlicher Überlieferung wird nun Wundern berichtet, die sich bei Hilfe suchenden Pilgern ereigneten. Ein gelähmter Knabe aus Boppard soll geheilt worden sein, ein Blinder habe sein Augenlicht wieder erhalten, und von einem geheilten Mädchen aus dem benachbarten Dorfe Ney wurde lange eine Krücke in der Kapelle aufbewahrt. Diese Wunder lösten einen großen Zulauf zu dem Heiligenbild in Windhausen aus. Das war für Peter Becker ein Anlass, eine größere Kapelle in Windhausen zu errichten, sodass damals zwei Bethäuser in der kleinen Hofsiedlung bestanden. Aber die hoffnungsvoll begonnene Wallfahrt erlebte in der Folge Rückschläge. Die Franzosen, die ab 1794 das Rheinland besetzten, wollten die Kapelle ganz beseitigen, die Zivilverwaltung stand den Wallfahrten ablehnend gegenüber und selbst kirchliche Stellen äußerten sich zurückhaltend zu den Vorgängen in Windhausen. Doch gegen alle aktenkundigen Angriffe konnten sich die Wallfahrer durchsetzen. Bis heute wird der Pilgerort gern aufgesucht, und die alte Kapelle befindet sich in einem guten Zustand.
Die Pilgermesse am 1. Mai wurde von Priestern und Gläubigen zu einer erbaulichen Feststunde gestaltet. Organist Helmut Zindorf stimmte auf dem Harmonium die bekannten Marienlieder an, deren Melodien durch den Gesang der Gemeinde machtvoll die kleine Wallfahrtskirche erfüllten. Und schließlich gab es nach dem Gottesdienst auf dem Kapellenhof noch ein gemütliches „Picknick“, bei dem die Mitarbeiter der sozialen Einrichtung „Fazenda da Esperanza“ aus Boppard für einen stärkenden Morgenkaffee sorgte. Alles in allem – es war für die Teilnehmer ein schöner Beginn des „Wonnemonats Mai“, der zu Fortsetzungen Anlass gibt.