Boppard/Bingen. Der Klimawandel ist angekommen in unserer Region. Die deutliche durchschnittliche Temperaturerhöhung von 1,7 Grad, Extremwetterlagen mit Stürmen, Starkregen und langen Hitze- und Dürreperioden setzen unseren Wäldern erheblich zu. Als eine Folge des Klimawandels hat sich auch die Waldbrandgefahr deutlich erhöht. Beim „Binger Waldsymposium“, das vom Forstamt Boppard, der Technischen Hochschule Bingen und der Stadt Bingen veranstaltet wurde, haben sich Experten mit dem Thema Waldbrand in allen Facetten auseinandergesetzt.
Unter dem Titel „Feuer und Wald – Sind wir vorbereitet?“ beschäftigten sich mehr als 200 Wissenschaftler, Feuerwehrleute und Katastrophenschützer, Kommunalpolitiker, Naturschützer und Förster mit den Herausforderungen. Dabei ging es um die Notwendigkeit des Waldumbaus, Feuerprävention und Brandbekämpfung. „Wir müssen Waldbrände in unseren Planungen mitdenken“, sagte Axel Henke, Leiter der Veranstaltung und Chef des Bopparder Forstamts. „Vegetationsbrände und deren Bekämpfung sind ein komplexes Thema. Die Zusammenarbeit von Forst und Feuerwehren ist dabei enorm wichtig, regelmäßige „Runde Tische´ sind deshalb unverzichtbar.“
Waldumbau notwendig
Axel Henke macht im Gespräch mit dem RHA deutlich, dass der Waldumbau in Richtung Laub- und Mischwald konsequent fortgeführt werden muss. „In Boppard verfolgen wir dieses Ziel seit Jahren. Wir sind da auf einem guten Weg“, sagt der erfahrene Forstamtsleiter. Mit einem Anteil von aktuell rund 80 Prozent bestimmen Lauf- und Mischwälder die Region. Der stufige Waldaufbau mit hohen Laubbäumen und darunter Bäumen in mittlerer und niedriger Höhe trage nicht nur zu einem kühleren Waldklima bei, er sei auch bester Schutz vor großen Waldbränden. „Probleme bereiten uns aber der Verbiss von Rot- und Muffelwild“, so Axel Henke. „Eine intensive Bejagung ist Voraussetzung für einen erfolgreichen Waldumbau.“
Aus für Monokulturen
Das notwendige Aus für Monokulturen rückte durch das flächige Fichtensterben in den vergangenen Jahren auch in das Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit. „Nur etwas mehr als ein Prozent aller Waldbrände sind beispielsweise Folge von Blitzeinschlägen“, sagt Axel Henke. „Fast alle Waldbrände werden durch Fehlverhalten von Menschen ausgelöst“, so Henke. Achtlos weggeworfene Zigarettenkippen, Rauchen trotz generellen Verbots bei Waldspaziergängen und „wildes“ Grillen in der Natur sind häufige Ursachen für das Entstehen von Waldbränden. „Wir benötigen dringend mehr Eigenverantwortung“, appelliert Axel Henke an die Vernunft von uns allen.
Gemeinsame Strategien
Die Forstprofis jedenfalls machen alles, um die Herausforderungen des Klimawandels durch einen gezielten Waldumbau zu meistern und damit gleichzeitig die Waldbrandgefahr einzudämmen. Und da es trotzdem immer wieder zu Brandereignissen kommen wird, war das Binger Symposium richtungsweisend. Im engen Miteinander mit Politik, Feuerwehren und Katastrophenschutz werden fortan Präventivmaßnahmen und Einsatzstrategien bei Brandlagen geplant. „In unserer Gegend mit Steillagen, Totholz in schwergängigem Gelände und dem typischen warmen Mittelrheinklima mit seinen Winden sind Löscharbeiten alles andere als einfach“, sagt Axel Henke. Das Binger Symposium unter Leitung des Forstamtes Boppard hat aber deutlich gemacht: Alle Beteiligten sind bereit, sich den Herausforderungen gemeinsam zu stellen.
Fotos: Tobias Stubenazy und Landesforsten.RLP.de/Jonathan Fieber