Region. Das Ende des „Feuerzeitalters“, dem die Menschen Industrialisierung, Fortschritt und Wohlstand zu verdanken haben, aber auch Umweltzerstörung, besorgniserregenden Klimawandel und Elend, steht bevor. Die deutsche Politik hat dies erkannt und strebt eine deutliche Reduzierung des CO2-Ausstoßes an. Die Nutzung fossiler Brennstoffe soll in schnellen Schritten verringert werden, bis im Jahr 2045 soll unser Land komplett klimaneutral sein. Ein ambitioniertes Ziel einer führenden Wirtschaftsmacht, aber angesichts der dramatischen Auswirkungen des Klimawandels sicherlich richtig und alternativlos.
Die Frage aller Fragen ist: Wie will man ohne beziehungsweise mit einer deutlich geringeren Menge an fossilen Brennstoffen den Energiehunger von Privathaushalten, Mobilität und Industrie stillen? Elektrischer Strom ist eine Schlüsselenergie, aber die Erzeugung von erneuerbarem Strom ist eine gewaltige Herausforderung. Wohnortnahe Windräder stoßen auf breite Ablehnung in der Bevölkerung, geplante Stromtrassen von großen Offshore-Parks sorgen für Proteste. Und auch Realisierungen von Solarparks – wie unweit von Boppard – sind nicht unumstritten. Hinzu kommt: Die Energie wird deutlich teurer werden, Privathaushalte und Betriebe stöhnen schon jetzt.
Putins Angriffskrieg auf die Ukraine hat deutlich gemacht, wie gefährlich und fragil internationale Abhängigkeiten in der Energieversorgung sind und wie schnell Energie knapp wird und sich verteuert. Experten glauben, dass riesige Solaranlagen in der Sahara Strom in ausreichender Menge auch für uns liefern könnten. Doch auch dann müssten wir wieder – wie bei Öl und Gas – mit Abhängigkeiten leben.
E-Autos Zwischenlösung?
Die Autobranche setzt auf batteriebetriebene E-Autos. Doch die derzeit verwendeten Rohstoffe Kobalt, Lithium und Graphit sind endlich. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Vorräte in zehn bis zwölf Jahren erschöpft sein werden. Hier sind deshalb nachhaltige Folgelösungen erforderlich. Wasserstoff, der in einer Brennstoffzelle in Energie verwandelt wird, könnte die Lösung aller Probleme sein. Doch da sind noch erhebliche Forschungs- und Entwicklungsarbeit notwendig.
Industrie und Haushalte
Ohne Erdöl, Kohle und Erdgas gibt es noch nicht den einzig erkennbaren großen und aktuell bezahlbaren Wurf. Eine Recherche der MDR-Journalistin Daniela Schmidt hat gezeigt, dass in Teilen der Großindustrie Wasserstoff schon jetzt als wichtiger Energieträger der Zukunft gilt. Doch die Umstellung auf Wasserstoff ist mit enormen finanziellen Herausforderungen verbunden. Letztlich muss die Industrie konkurrenzfähig bleiben, damit Arbeitsplätze gesichert bleiben.
Richtig zukunftsweisend wird das Thema „Wasserstoff“ erst, wenn Wasserstoff klimaneutral hergestellt wird. Für die Aufspaltung von Wasser in die beiden Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff wird Energie benötigt. Kann man diesen Strom komplett aus erneuerbaren Wind- oder Solaranlagen gewinnen, spricht man vom „grünen“ Wasserstoff. Dieser muss eigentlich das Ziel einer wirklich erfolgreichen Energiewende sein.
Zukunft der Heizung
Mit Wasserstoff könnten Haushalte, Verkehr und Industrie in Zukunft emissionslos werden. Doch was können Hausbesitzer jetzt für eine klimafreundlichere Heizung und Warmwasserversorgung tun? Der erfahrene Chef des renommierten Unternehmens EM Anlagenbau, Robert Michel, rät von voreiligen Investitionen ab. „Wichtig ist zunächst einmal, dass man sich von einem vertrauensvollen Experten beraten lässt“, sagt Michel. Der Spezialist für Heizung, Ventilation und Klimaanlagen aus Buch warnt vor Scharlatanen, die in der derzeitigen „nervösen“ Lage Geschäfte machen wollen. „Das Wichtigste ist eine ganz genaue und sachliche Analyse eines jeden Gebäudes. Vieles ist möglich, auch in älteren Häusern. Der Einsatz von Wärmepumpen kann in Verknüpfung mit Gas auch in Bestandshäusern sehr sinnvoll sein“, so Robert Michel.
Auch wenn derzeit die Preise für Öl und Gas sehr hoch sind, rät Michel von Panikinvestitionen ab. „Niemand sitzt von heute auf morgen im Kalten, es wird sicherlich noch lange eine ausreichende Öl- und Gasversorgung geben“, so Michel. „Trotzdem sollte man vor dem Hintergrund dieser Sicherheit eine professionelle Energieberatung in Anspruch nehmen und dann unter Einbeziehung aller Fördermöglichkeiten eine sinnvolle Entscheidung für die Zukunft treffen.“
Der Profi glaubt auch, dass Wasserstoff und Gas in der Zukunft eine bedeutende Rolle spielen werden. „Wir haben in Deutschland ein großes und weitverzweigtes Gasleitungsnetz“, sagt Robert Michel. „Das bietet sich an, um dem Gas einen Anteil Wasserstoff beizumischen. In fernerer Zukunft könnte der Zeitpunkt für eine häusliche Energieversorgung komplett auf Wasserstoffbasis kommen“, blickt Robert Michel einige Jahre nach vorne.
Bis es soweit ist, glaubt er, dass viele Hybridsysteme mit Gas und Pellets sowie Wärmepumpen ökologisch und ökonomisch Sinn machen. „Aber wie gesagt: Erst nach eine Energieberatung sollte man eine Entscheidung treffen.“