Ich klage an,
… unseren Ex-Bürgermeister Dr. Bersch und alle Stadträte, die 2020 für die Neugestaltung „Generationenpark“ in der Rheinallee vor der Sporthalle des Gymnasiums stimmten.
Nach der Fällung und nach dem gewaltsamen Herrichten des Areals, in dessen Folge die Wurzeln der angrenzenden über 100 Jahre alten Bäume angeschnitten und der Boden verdichtet wurde, haben wir schon im Dezember 2020 auf die wahrscheinlichen Folgen aufmerksam gemacht. Aber bei der Einweihung des Kinderspielplatzes waren Ortsvorsteher Neuser und die Planerin des Planungsbüros Stadt-Land-Fluss ja stolz auf den Wasserspielplatz, wo Bäume ja nur stören würden, da es Sinn und Zweck ist, dass im Wasser spielende Kinder nicht beschattet werden dürfen.
Eine Gruppe von Bürgern hatte noch versucht, diese Entscheidung abzuwenden, aber Ex-Bürgermeister Bersch hatte in einer Nacht- und Nebelaktion früh morgens am 26. November 2020 um 7 Uhr die Order gegeben, die Bäume zu fällen.
Warum gab es im Vorfeld Kritik beziehungsweise sogar ein Bürgerbegehren und eine Petition? Wir wandten uns nicht gegen den Bau der Skateranlage, sondern gegen die Verlegung des Kinderspielplatzes und die damit einhergehende Fällungen der schattenspendenden Bäume.
Zwei Jahre später im Supersommer 2022 ist der Kinderspielplatz verweist, die neu gepflanzten Bäume sind teilweise eingegangen und wurden 2021 bereits durch Neupflanzungen ersetzt.
Die alten Bäume, deren Wurzeln bei den Bauarbeiten beschädigt wurden, verfärben ihr Laub und werfen es teilweise ab, die Kronen sind licht. Alle anderen Bäume im Georg-Francke-Park sind prächtig und grün.
Wer übernimmt die Verantwortung? Nein, bloß kein Politiker, die sind Weltmeister im Wegducken, Politiker sind grundsätzlich nicht dafür da, Verantwortung zu übernehmen. Aber vielleicht der Baggerführer, der sich an die Planung hielt, weil die Planer ja genau wissen, was man Bäumen zumuten kann?
… alle Politiker, die zwar wissen, was uns die nächsten Jahre droht, aber nicht handeln.
… Politiker, die sogar wissenschaftliche Studien unter Verschluss halten, um die Bevölkerung nicht zu beunruhigen.
… Politiker, die vom Wesentlichen ablenken, denen unter anderem das Gendern und das Aufpäppeln der heiligen Kuh „Automobilindustrie“ wichtiger ist als unser aller Zukunft.
Ich klage an
… die mündigen Menschen, die zwar nicht zu den Klimaleugnern gehören, aber trotzdem untätig sind. Im Schnitt verbraucht jeder Deutsche das Dreifache an Ressourcen, was die Welt verkraften und neu bilden kann.
Wie viele Deutsche hinterfragen ihren Verbrauch oder haben schon einmal ihren ökologischen Fußabdruck berechnet?
Ich klage an
… die Menschen, die den Profit vor dem Klimaschutz stellen, zum Beispiel trotz besser Wissen gesunde Bäume zu Brennholz machen.
Das 1,5 Grad-Ziel ist bereits Vergangenheit, der Kipppunkt, an dem das wie im Schneeballeffekt sich aufheizende Klima immer heißer wird, steht bevor oder ist sogar schon überschritten.
Was muss noch geschehen? 50 Grad Hitze 2021 in Kanada, brennende Wälder in ganz Europa, Jahrhundertflut an der Ahr, Dürren im Hunsrück, Neubildung des Grundwassers seit Jahren um 20 Prozent niedriger. Reicht das immer noch nicht?
Wenn wir nicht sofort handeln, gibt es in wenigen Jahren Hungersnöte, Verteilungswettkämpfe, Scharen von Flüchtlingen. Haben Sie sich einmal gefragt, welche Erde wir unseren Kindern und Enkeln hinterlassen beziehungsweise, ob wir überhaupt noch etwas hinterlassen außer Ödnis?
Doris Gawel, Boppard