Sehr geehrter Herr Dr. Bröhr,
ich wende mich zum wiederholten Male an Sie als Landrat und höchstrangigen politischen Repräsentanten und Entscheider im Rhein-Hunsrück-Kreis, der auch für den ÖPNV zuständig ist.
Ich verzweifele mittlerweile am Verstand der öffentlichen Verwaltung im Rhein-Hunsrück-Kreis. Von Montag bis Freitag fahren täglich 71 leere Elf-Tonnen Busse, samstags zehn Busse, in Boppard über die Zeil und Pielstraße, zerstören die dafür nicht ausgelegten Straßen, belästigen die Anwohner durch Lärm und Abgase und verpesten die Luft damit, als gäbe es keinen Corona-Lockdown. Ein ökologischer Wahnsinn!
Bürgermeister Dr. Walter Bersch hatte 2019 die Umleitung des Verkehrs wegen Bauarbeiten im Innenstadtbereich der L 209 über die Zeil und die Pielstraße damit begründet, dass ein Umweg über die B327 bis zur Abzweigung Simmerner Straße wegen einer zusätzlichen Fahrstrecke von 4,6 Kilometer für 2.500 Fahrzeuge = 1.200 Kilometer täglich aus Umweltgründen nicht vertretbar sei und deswegen der Verkehr durch das Wohngebiet laufen müsste. Was für ein Irrsinn, die Anwohner damit zu belasten.
Auch bei wegen Corona geschlossenen Schulen wird der öffentliche Personen-Nahverkehr mit Großbussen komplett aufrechterhalten. Die meisten Busse, besonders zu den Schulzeiten, sind total leer, manche anderen mit drei bis vier Personen „voll besetzt.“ Es muss doch nicht der volle Fahrplan aufrechterhalten werden, wenn die Schulen geschlossen sind! Derzeit fahren zum Schulanfang und Schulende 35 Busse leer in alle Richtungen. Wenn schon ein Teil-Fahrplan aus nachvollziehbaren Gründen aufrechterhalten werden soll, damit die Mobilität im Raum gewährleistet ist, warum dann nicht mit 8er-Bussen, die völlig ausreichen würden.
Da beim Staat Geld momentan offensichtlich keine Rolle spielt, wird alles laufen gelassen wie es ist. Kein privater Unternehmer würde so handeln und hätte längst unrentable Strecken eingestellt. Hier aber bezahlt der Staat, und für den ist Kostenrechnung ein Fremdbegriff. Als Steuerbürger sträuben sich mir die Haare.
Schlimm ist, dass alle Bopparder Bürgermeisterkandidaten diesen übertriebenen ÖPNV auch noch ausbauen wollen. Bezahlt wird das ja ohne Mucken, weil ÖPNV derzeit ideologisch sakrosankt und das Verkehrsmittel der Wahl ist, vom Staatsbürger, dem dämlichen Steuerzahler.
Die schlichte Frage ist: Warum kann man den sicher notwendigen ÖPNV nicht am Bedarf ausrichten? Die schon vor zwei Jahren, am 27. August, an Sie gestellte Frage, warum Linie 671, die nur aus Profilierungsgründen des Bopparder Bürgermeisters über die Zeil und die Pielstraße laufen muss, für die in diesem Bereich aber kein Bedarf besteht, nicht eingestellt wird, wurde von Ihrem Büro mit der Aussage beantwortet, dass man erst Erfahrung sammeln muss, um neu zu entscheiden. Wie lange wollen Sie noch sammeln? Nichts ist passiert, der leere Bus fährt nach wie vor.
Vor den Wahlen ist die richtige Zeit, hier eine vernünftige, kostengünstige Entscheidung zu treffen.
Mit freundlichen Grüßen
Dieter Kirchner, Boppard