Endlich war das Thema Eingriffe in die Natur auf dem Eisenbolz da, wo es hingehört: im Stadtrat von Boppard. Endlich hatte der Stadtrat die Verantwortung für die Maßnahmen zu übernehmen, die das Naherholungsgebiet der Bevölkerung hier betreffen. Weg von den Entscheidungen der bisher damit befassten Behörde, der SGD Nord, die zusammen mit einem Vertreter des Umweltministeriums in Mainz, Dr. Peter Sound, die Verantwortung für die zurückliegenden Maßnahmen auf dem Eisenbolz übernommen hatte.
Die Behördenvertreter berichteten im Stadtrat, warum dickstämmige Bäume gefällt, alle Büsche entfernt und der Boden tief gefräst wurde: Projekte mit Tiefenfräsungen, Abbrennen von Gehölz oder die tiefgründige Bodengestaltung mit Panzerketten sind geeignete Maßnahmen zum Schutz für Tiere und Pflanzen, so entsteht Leben, machten die Behördenvertreter für Naturschutz dem Stadtrat und den zahlreichen Zuhörern klar.
Das klingt für die Bürger nicht nur verwirrend, sondern ist auch praktisch völlig anders. Haben sie eine geschützte Tierart auf ihrem Grundstück, sind alle Maßnahmen zu treffen, um Leben und Lebensraum zu erhalten. Wir dürfen Fledermaus, Siebenschläfer oder den nicht immer beliebten Maulwurf nicht einfach schreddern oder deren Lebensraum zerstören. Bestenfalls ist zusammen mit den Behörden ein Umsiedlungsprogramm zu organisieren.
Die Behörde macht das aber einfach, was wir nicht dürfen!
Die Stadt Boppard hatte, vertreten durch Bürgermeister Jörg Haseneier (CDU) Einspruch gegen die jetzt folgende Rodungsaktion auf dem Eisenbolz eingelegt. Jetzt war endlich die einmalige Gelegenheit für den Stadtrat da, sowohl über die zukünftige Intensität der Eingriffe auf dem Eisenbolz zu entscheiden, wie auch zurückliegende Unzulänglichkeiten zu ändern. Bestandsaufnahme von Flora und Fauna sind bisher nicht vorgenommen, es ist also nicht einmal bekannt, was da alles „behandelt“ wird, die großen Bäume sollten stehen bleiben, Entbuschungen reduziert vorgenommen werden, die Tiefenfräsung aber unterbleiben. Wichtigster Punkt: Die Bürger sind bisher nicht beteiligt. Die Bürgerbeteiligung war ganz vorn anzustellen bei der Entscheidung des Rates.
Der entschied mit den Stimmen von SPD, BfB, FDP und Linkspartei: ohne Einschränkung weiter so. Die Folgeaktion läuft genau, wie bisher. Einige schwache Formulierungen wurden gewählt, um ein moderateres Bild der Eingriffe zu formulieren, allerdings nicht versehen mit klaren Aufträgen bei der Ausführung. Handwerkliche Fehler hatte die Behörde besonders drastische Maßnahmen genannt, Wiederholungen sind aber nicht ausgeschlossen.
Nach dieser Entscheidung der Ratsmitglieder von SPD, BfB, FDP und Linkspartei zu den weiteren Eingriffen in die Natur auf dem Eisenbolz, bleibt keine andere Wahl, als es selbst in die Hand zu nehmen. Wer damit nicht einverstanden ist, muss (nicht sollte) den Vertretern dieser Parteien im Stadtrat diese jetzt nicht beantworteten Fragen stellen: Bürgerbeteiligung nein, warum? Fällen gesunder Bäume, warum? Vernichtung von Flora und Fauna ohne Bestandsaufnahme, warum? Tiefenfräsung vernichtet Lebensraum, warum habt ihr das befürwortet?
So drastisch in „unsere“ Natur eingreifen darf nun wirklich nicht unter Ausschluss der Bevölkerung erfolgen.
Klaus Thomas, Boppard