Region. Die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine machen Einzelhandel, Handwerksbetrieben und fast allen mittelständischen Unternehmen erhebliche Probleme. Wirtschaftssanktionen, gestörte Lieferketten und enorm gestiegene Energiepreise, die maßgeblich Ursache für eine besorgniserregende Inflation sind, bringen viele heimische Betriebe in Existenznot.
Hilferufe von Bäckereien, Schuh- und Bekleidungsfachgeschäften und Handwerksmeistern lassen nichts Gutes erhoffen. Längst sind es alltägliche Nachrichten: Insolvenzen, gedrosselte Produktionen und Teilstilllegungen sind Indizien für eine Volkswirtschaft in Not. Traditionsunternehmen, Start-ups, Dienstleister und Handwerker geraten ins Straucheln, obwohl ihre Geschäftsmodelle gut und ihre Angebote grundsätzlich gefragt sind. Doch die Kaufkraft der arbeitenden Durchschnittshaushalte sinkt derzeit dramatisch, gleichzeitig müssen die Unternehmer die Preise für ihre Angebote wegen der teuren Energie erhöhen. Steigt die Zahl der Arbeitslosen infolge von Firmenpleiten, verschärft sich die Lage weiter. Eine Todesspirale für den Mittelstand, der als Motor für Wohlstand in Deutschland gilt.
Kein Wunder, dass angesichts der düsteren wirtschaftlichen Lage die Vertreter der Unternehmen Alarm schlagen. Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion sieht einen bevorstehenden „Wirtschaft-Tsunami“ und hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in klaren Worten zum entschlossenen Handeln aufgefordert. Doch zufriedenstellende Signale gab es vom Grünen-Minister zunächst keine. Das Gegenteil war der Fall: Die Ampel-Regierung in Berlin brillierte durch Widersprüchlichkeiten und erkennbare Streitigkeiten – beispielsweise bei Themen wie Gasumlage, Strompreisbremse und weiteren möglichen sinnvollen und notwendigen Entlastungen für Selbstständige und Privathaushalte. Der Regierungsmotor läuft offenkundig alles andere als rund.
Kritik auch am Bürgergeld
Auch die von der Ampel beschlossene Nachfolgereglung für Hartz IV – das Bürgergeld – wird von fast allen Unternehmern kritisiert. Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer sieht dadurch die Nichtarbeit für viele Menschen lohnender als Arbeit, Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger hält die Einführung des Bürgergeldes für fatal. Beinahe zynisch empfinden die Mittelständler, die kaum noch wissen, ob und wie sie mit ihren Unternehmen wirtschaftlich überleben können, die Äußerungen von Martin Rosemann. Der arbeits- und sozialpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion erklärte, dass die Arbeitgeber es selbst in der Hand hätten, dass sich das Arbeiten lohne. Sie müssten einfach nur vernünftige Löhne zahlen. Ein Bäcker aus der Region sagte dazu kurz und knapp: „Das ist so, als wenn man einem Nichtschwimmer im offenen Meer von einem vorbeifahrenden Rettungsboot aus zuruft, dass er einfach nur schwimmen müsse.“
Liebe Selbstständige der Region,
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