Düsseldorf. Wer glücklicher Besitzer eines Gartens ist, muss dem Corona-verpatzten Urlaub keine Träne hinterher weinen. Zu Hause kann es so schön sein, wenn im Garten alles blüht! Doch allzu sorglos sollten Gartenbesitzer bei der Wahl ihrer Zierpflanzen nicht sein. Denn giftige Pflanzen gibt es nicht nur in den Tropen. Einige unserer beliebtesten Blumen, Stauden und Gehölze haben es im wahrsten Sinne des Wortes in sich! Welchen heimischen Pflanzen Sie mit Vorsicht begegnen sollten, sagen ARAG-Experten.
Wo lauern Gifte?
Wie viele Fälle von Vergiftungen es in Deutschland jedes Jahr gibt, weiß niemand ganz genau. Zwar sind Vergiftungen meldepflichtig, wenn sie ärztlich behandelt werden, doch die Daten werden dezentral und auf sehr unterschiedlichen Grundlagen gespeichert. Sicher ist aber, dass Kinder besonders gefährdet sind. Erstens, weil schon geringere Dosen von Giftstoffen den kleinen Körpern gefährlich werden können und zweitens, weil Kinder von Natur aus neugierig sind und gerne mal etwas in den Mund stecken oder probieren. Gefahrenquelle Nummer Eins ist nach wie vor der Haushalt. Pflichtbewusste Eltern bewahren daher giftige Substanzen wie zum Beispiel Reinigungsmittel sorgfältig und für Kinder unzugänglich auf. Was jedoch Wenige wissen: Nummer Zwei der giftigen Gefahrenquellen ist der heimische Garten! Auch hier lauern zahlreiche teils hochtoxische Substanzen.
Die giftigsten Pflanzen, die Gartenbesitzer kennen sollten
• Der Eisenhut (Aconitum napellus) ist wegen seiner auffälligen tiefblauen Blüten sehr beliebt und aus unseren Blumenbeeten nicht zu vertreiben. Dabei handelt es sich hierbei um die giftigste Pflanze, die in Europa heimisch ist. Schon kleinste Mengen sind tödlich – für Kinder wie für Erwachsene.
• Der Rizinus (Ricinus communis) stammt aus Afrika. Die Staude ist aber wegen ihrer kapriziösen Laubfärbung und der knallroten Blüten und Fruchtstände ein Blickfang in vielen Gärten. Doch der Schein trügt. Schon ein einziges Samenkorn kann die tödliche Dosis (0,25 mg) des Eiweißes Ricin enthalten. Besonders gefährlich: Die hübschen Beeren, die die tödlichen Samen umschließen, schmecken sogar gut.
• Auch die Früchte der Tollkirsche (Atropa belladonna) schmecken gut und sehen appetitlich aus. Doch schon drei bis vier ihrer Beeren sind für Kinder lebensbedrohlich.
• Der Gewöhnliche Goldregen (Laburnum anagyroides) ist eine seit langem beliebte, anspruchslose Zierpflanze. Kein Wunder, die leuchtend gelbe Blütenpracht ist weithin sichtbar. Doch Vorsicht! Sämtlich Goldregen-Arten enthalten in allen Pflanzenteilen das stark giftige Alkaloid Cytisin. Schon zehn bis fünfzehn Samen können für Kinder tödlich sein. Dabei ist besonders tückisch, dass die Samen Hülsen ausbilden, die Kinder leicht mit Erbsen oder Bohnen verwechseln.
• Die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) blüht von August bis Oktober in verführerischem Rosa bis Lila. Die Blätter erscheinen aber schon im Frühjahr und sind dann dem Bärlauch zum Verwechseln ähnlich. Ihr Gift, das Colchicin, ähnelt Arsen und wirkt bereits in kleinen Mengen von fünf Gramm tödlich.
• Der Seidelbast (Daphne mezereum) ist ein bis zu zwei Meter hoher Strauch, der von März bis Mai rosafarben blüht und einen betörenden Duft verbreitet. Danach bildet er Beeren aus, die sehr appetitlich rot leuchten. Finger weg! Zehn bis zwölf der Beeren können für Kinder tödlich sein. Auch die anderen Pflanzenteile sind giftig.
• Auch der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) mit seinen imposanten Doldenblüten von bis zu 50 Zentimetern Durchmesser ist im Garten kaum zu übersehen. Das auffällige Distelgewächs erreicht sehr schnell Wuchshöhen von zwei bis vier Metern. Doch der austretende Pflanzensaft verursacht in Verbindung mit Sonnenlicht schwere schmerzhafte Verbrennungen, die nur langsam abheilen. Tödliche Vergiftungen sind hingegen nicht zu befürchten.
• Die Eibe (Taxus baccata) lässt sich besonders gut in Form schneiden und wird daher in unseren Gärten als Hecke geschätzt. Das Gift konzentriert sich hauptsächlich in den Nadeln der Pflanze, weshalb seltener Menschen als vielmehr Haus- und Nutztiere betroffen sind. Der Verzehr von 50 bis 100 Gramm Eibennadeln gilt als lebensbedrohlich.
Neben diesen gibt es noch zahlreiche andere Pflanzen, die nicht selten in deutschen Gärten zu finden sind und die eine bedrohliche Konzentration an Giftstoffen aufweisen. Dazu gehören Bilsenkraut, Gefleckter Schierling, Stechapfel, Engelstrompete, Wunderbaum und Fingerhut, um nur die zu nennen, die im Vergiftungsfall auch tödlich wirken können.
Der Tipp der ARAG-Experten: Machen Sie sich schlau darüber, was in Ihrem Garten wächst. Unter Umständen ist es ratsam, einen Fachmann zurate zu ziehen. Insbesondere, wenn bei Ihnen Kinder im Garten spielen oder Ihr Hund sich dort aufhält. Ist die Entfernung der giftigen Pflanzen nicht möglich, machen Sie den Bereich unzugänglich.
Was tun bei Vergiftung?
Kommt es trotz aller Vorsicht zu einer Vergiftung, sollten Sie keine Zeit verlieren. Wenden Sie sich sofort an eine Giftinformationszentrale und an einen Arzt. Es hilft, Wasser oder Tee in kleinen Schlucken zu trinken, auf keinen Fall Milch. Sie beschleunigt in vielen Fällen die Giftaufnahme durch den Darm.
Telefonnummern der Giftnotrufe in Deutschland
• Giftnotruf Berlin
Charité-Universitätsmedizin Berlin
Notruf: 030 1924–0
• Giftnotruf Bonn
Informationszentrale gegen Vergiftungen
Zentrum für Kinderheilkunde – Universitätsklinikum Bonn
Notruf: 0228 1924–0
• Giftnotruf Erfurt
Gemeinsames Giftinformationszentrum der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen (GGIZ)
Tel. 0361 730730
• Giftnotruf Freiburg
Vergiftungs-Informations-Zentrale Freiburg (VIZ)
Universitätsklinikum Freiburg – Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin
Tel. 0761 1924–0
• Giftnotruf Göttingen
Giftinformationszentrum-Nord der Länder Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein (GIZ-Nord)
Notruf: 0551 19 24–0
• Giftnotruf Homburg
Informations- und Behandlungszentrum für Vergiftungen des Saarlandes
Tel. 06841 19 24–0
• Giftnotruf Mainz
Giftinformationszentrum der Länder Rheinland-Pfalz und Hessen
Tel. 06131 1924–0 / 06131 232466
• Giftnotruf München
Toxikologische Abteilung der II. Medizinischen Klinik des Klinikums rechts der Isar – Technische Universität München
Tel. 089 1924–0