Region. Nach teilweise heftigen Kontroversen hat der Deutsche Bundestag mit den Stimmen der Ampel die Legalisierung von Cannabis beschlossen. Das Gesetz, das noch abschließend am 22. März den Bundesrat passieren wird, erlaubt mit Wirkung ab 1. April Erwachsenen ab 18 Jahren grundsätzlich den Besitz von bis zu 50 Gramm zum Eigenkonsum. Ferner ist auch der „private Anbau“ mit bis zu drei Pflanzen in den eigenen vier Wänden gestattet. Erlaubt werden sollen auch nicht-kommerzielle „Anbauvereinigungen“ für Volljährige, in denen bis zu 500 Mitglieder mit Wohnsitz im Inland Cannabis gemeinschaftlich anbauen und untereinander zum Eigenkonsum abgeben – im Monat höchstens 50 Gramm je Mitglied.
Bleibende Schäden durch Cannabis
Kiffen im öffentlichen Raum soll unter anderem in Schulen, Sportstätten und in Sichtweite davon verboten werden – konkret in 100 Metern Luftlinie um den Eingangsbereich. Doch diese nur minimalen Einschränkungen und die weitreichende Legalisierung sorgen für große Bedenken bei vielen Experten und Medizinern. Sie warnen eindringlich vor den Gefahren der Droge. Ärztepräsident Klaus Reinhardt sagte beispielsweise im Gespräch mit dem WDR: „Cannabis ist eine Substanz, die erstens ein Abhängigkeitspotenzial hat, circa zehn Prozent der regelmäßigen oder der Nutzer von Cannabis haben eine Abhängigkeit.” Zweitens könne es bei regelmäßigem Konsum bis zum 25. Lebensjahr zu bleibenden Schäden im Hirnreifungsprozess kommen. Er befürchtet, dass durch die Legalisierung zunächst mehr Menschen die Droge ausprobieren könnten. Gegner der Legalisierung im Bundestag halten das Gesetz in der Umsetzung für gefährlich, nicht kontrollierbar und sehen es als ein Geschenk für die organisierte Kriminalität in Deutschland.
Berauschende Droge
Die Befürworter der Cannabis-Legalisierung der Berliner Ampel unterliegen nach Überzeugung vieler Ärzte fatalen Irrtümern. Da es auch Medikamente auf Cannabis-Basis gibt, die bei einigen Krankheiten verschrieben werden, betrachten sie Cannabis als relativ harmlos. Doch die Medikamente sind etwas ganz anderes als die berauschende Droge.
Ein weiterer Irrtum: Durch die Legalisierung, den Anbau in Klubs und perspektivisch eventuell auch dem offiziellen Verkauf in kontrollierten Geschäften werden die Geschäfte von kriminellen Drogenbanden und Dealern nicht durchkreuzt. Die realistische Befürchtung der Legalisierungsgegner: Durch das neue Gesetz wird Deutschland für Kiffer zu einem Paradies mit hoher Anziehungskraft auch für ausländische Konsumenten. Der Markt wird in den kommenden Monaten enorm wachsen und damit auch dafür sorgen, dass der illegale Drogenhandel floriert. Zumal der „Dealer an der Ecke“ Cannabis anbieten kann, das Gramm für Gramm im Preis konkurrenzlos günstiger sein dürfte. Eine regelmäßige Kifferin redete im Gespräch mit dem RHA nicht um den heißen Brei herum. „Durch die Legalisierung werden mehr Leute kiffen. Die Nachfrage wird ansteigen und genau darauf stellen sich dann die professionellen Dealer mit Sicherheit ein. Mir ist es egal, was da verabschiedet worden ist. Ich rechne aber damit, dass die Preise eher fallen.“