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Balistare – eine Erfolgsgeschichte

Echte Stars im Zoo Neuwied

Neuwied. Zwischen Ästen und Blattwerk hüp­fen zwei wei­ße Vögel umher, stel­len gele­gent­lich ihre Federhaube auf, geben melo­di­sche Rufe von sich und las­sen ein­an­der nicht aus den Augen, wel­che von leuch­tend blau­er, unbe­fie­der­ter Haut umge­ben sind. Beobachtet wird das Pärchen von Maximilian Birkendorf, der im Zoo Neuwied als Kurator arbei­tet und auch für die Balistare zustän­dig ist, die in der unte­ren Etage des Exotariums zusam­men mit Segelechsen und Dickkopfschildkröten im Großraumterrarium leben. „Natürlich ste­he ich nicht den gan­zen Tag her­um und beob­ach­te mei­ne Vögel“, lacht er, „schön wär’s! Aber bei den Balistaren haben wir kürz­lich ein neu­es Weibchen bekom­men, und da ist es wich­tig, in den ers­ten Wochen genau hin­zu­schau­en, um her­aus­zu­fin­den, ob die Chemie zwi­schen den Partnern stimmt.“

Birkendorf ist zufrie­den mit dem, was er sieht – und das ist auch gut so: „Der Balistar ist einer der am stärks­ten bedroh­ten Vögel der Welt. Dieser Singvogel kommt in der Natur nur auf der Insel Bali vor, und ist durch die­ses sehr klei­ne Verbreitungsgebiet extrem anfäl­lig für Lebensraumzerstörung. Außerdem wer­den in Indonesien nicht nur mit enor­mer Geschwindigkeit die Trockenwälder abge­holzt, die sein natür­li­cher Lebensraum sind, son­dern auch vie­le Vögel ille­gal für den Heimtiermarkt gefan­gen, da der Besitz von Singvögeln dort ein Statussymbol dar­stellt. Bereits in den 1980er Jahren wur­den Artenschutzprojekte ins Leben geru­fen, um den Balistar durch geziel­te Zucht und Auswilderung zu ret­ten, was jedoch zunächst miss­lang, sodass bei Zählungen im Jahr 2006 kein ein­zi­ger Vogel mehr auf Bali gefun­den wer­den konnte.“

Zum Glück gab es zu die­sem Zeitpunkt bereits eine durch ein Erhaltungszuchtprogramm koor­di­nier­te Reservepopulation in den euro­päi­schen Zoos, aus der 2011 und 2016 ins­ge­samt 42 Vögel nach Indonesien ver­bracht und auf Bali wie­der­an­ge­sie­delt wur­den. „2019 wur­den dort dann nach der Brutsaison bereits über 250 Vögel gezählt“, berich­tet Birkendorf, und ergänzt: „Damit ist der Balistar eine ech­te Artenschutz-Erfolgsgeschichte, auch wenn die Art wei­ter­hin von der Welt-Naturschutzorganisation IUCN als ‚vom Aussterben bedroht‘ ein­ge­stuft wird.“

Auch für den Zoo Neuwied sind die Balistare ein Erfolgsmodell: „Wir haben zwi­schen 2018 und 2022 ins­ge­samt 8 Küken erfolg­reich groß­ge­zo­gen, wel­che alle Teil des Erhaltungszucht-pro­gramms sind und mitt­ler­wei­le in ande­ren euro­päi­schen Einrichtungen bereits selbst wie­der für Nachwuchs gesorgt haben.“ Da das neu zusam­men­ge­stell­te Paar augen­schein­lich gut har­mo­niert, blickt Kurator Max Birkendorf opti­mis­tisch in die Zukunft: „Sollte in Zukunft noch­mal eine Gruppe Nachzuchten aus Europa auf Bali aus­ge­wil­dert wer­den, könn­te mög­li­cher­wei­se auch ein Tier aus Neuwied dabei sein. Wenn aller­dings die Schutzmaßnahmen vor Ort Wirkung zei­gen und sich die wil­de Population sta­bi­li­siert und von selbst ver­grö­ßert – dann wäre eine Verstärkung aus der Zoo-Reservepopulation viel­leicht gar nicht mehr nötig. Das wäre natür­lich noch besser!“

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