Auf gerodeten und entbuschten Flächen auf der Westseite des Eisenbolz fanden vergangene Woche Bodenfräsungen statt: Mit hoher Drehzahl wird eine Walze, bestückt mit vielen langen Schlegeln, hinter einem starken Traktor sehr langsam durch den Boden gezogen. Dadurch werden diesem Boden die oberen 50 Zentimeter komplett zerschlagen und pulverisiert. Die gesamte Bodenstruktur wird dabei zerstört, die wichtigen Grob- bis Kleinstporen, also das Bodengefüge, welches essenziell für den Wasser- und Lufthaushalt eines Bodens als Standort für Flora und Fauna ist, ausgelöscht. Dabei verschwindet das restliche Bodenwasser.
In der obersten Bodenschicht leben in einer Handvoll Boden Milliarden von Organismen: kleine Wirbeltiere, Würmer, Schnecken, Insekten, Mikroorganismen (beispielsweise Wimperntiere, Geißeltierchen, Bakterien), Pilze und Algen. Die Dichte der Organismen bestimmt die Bodenfruchtbarkeit. Der Boden ist ein komplexes Ökosystem, welches im Austausch mit der Atmosphäre steht und lebt.
Dieses Bodenleben wird mit den brutal durchgeführten Fräsarbeiten vernichtet, nur um gerodeten Wurzeln von Bäumen und Sträuchern einen Wiederaustrieb zu erschweren. Ist das eine sinnvolle Maßnahme in einem Naturschutzgebiet?
Selbst Landwirte achten auf ihre Böden und setzen mittlerweile behutsam Bodenbearbeitung ein, um ihre Böden zu schützen und als Standort für Flora und Fauna zu erhalten.
Bei Außentemperaturen von rund 30 Grad und lang anhaltender Trockenheit sollten Bodenbearbeitungen sowieso vermieden werden. Die Bodenzerstörung auf dem Eisenbolz wurde mithilfe hohen Dieselverbrauchs und Lärmbelästigung durchgeführt. Hier wurde regelrecht einfach alles rücksichtslos zertrümmert. Eine angehängte Walze glättet die Bodenoberfläche und kaschiert das Unheil. Ob die Eigentümer wissen, dass so ihr Boden zerstört wird?
Aus meiner fachlichen Sicht ist diese Art einer „Bodenbearbeitung“ das Ungünstigste, was einem Boden als Standort für Flora und Fauna und als Teil einer Landschaft zugefügt werden kann. Den negativen Einfluss dieser Maßnahmen auf unser Kleinklima möchte ich hier nur andeuten. Der künstlich herbeigeführte Umbau unserer Landschaft muss zeitgemäß erfolgen, das heißt unter Beachtung unserer heutigen Erkenntnisse, auf Klimaziele achten, Ressourcenschutz betreiben und behutsam mit unserem Lebensraum umgehen.
Ulrich Kühl, PlanWerk grün, Boppard