Montag, Oktober 14, 2024
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    Bürgermeisterkandidaten: Video-Talkrunde mit dem RHA

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    Video-Talkrunde mit den Bürgermeisterkandidaten

    Boppard. Am Sonntag, 14. März, wird ein Nachfolger für Boppards lang­jäh­ri­gen Bürgermeister Dr. Walter Bersch gewählt. Die Tatsache, dass sich mit Jörg Haseneier (CDU), Niko Neuser (SPD) und Philipp Loringhoven (par­tei­los) gleich drei Kandidaten zur Wahl stel­len, ist bereits ein Gewinn für Boppard. Denn längst ist es kei­ne Selbstverständlichkeit mehr, dass das Wahlvolk bei Entscheidungen auf kom­mu­na­ler Ebene noch die „Auswahl“ hat.

    Videotalk mit den Bürgermeisterkandidaten

    Respektvoll und fair
    In Boppard ist dies erfreu­li­cher­wei­se der Fall. In einer Video-Talkrunde mit dem RHA stell­ten sich die drei Kandidaten den Fragen der Redaktion und bewie­sen, dass sie neben Orts- und Fachkenntnissen auch kla­re Vorstellungen davon haben, was für Boppard und sei­ne Einwohnerschaft zu tun ist.

    Positiv auf­fal­lend: Die drei Bürgermeisterkandidaten begeg­nen sich vol­ler Respekt und Wertschätzung. Bei aller Entschlossenheit, mit der das Trio den Wahlkampf in den kom­men­den Wochen mit Sicherheit bestrei­ten wird, scheint Fairness bei den Kandidaten garan­tiert. Es sieht ganz so aus, als könn­ten sich die Bürgerinnen und Bürger auf einen span­nen­den Wahlkampf freu­en, bei dem es um Inhalte geht und nicht um Auseinandersetzungen und Konfrontationen aus Prinzip. 

    Während der Talkrunde in abso­lut freund­li­cher Atmosphäre haben Jörg Haseneier, Niko Neuser und Philipp Loringhoven jeden­falls über­zeu­gend den Eindruck erweckt, dass ihnen das Wohl der Stadt und ihrer Menschen am Herzen lie­gen. In Boppard kann man sich auf den Wahlkampf freu­en und darf zuver­sicht­lich der Zeit nach der Amtseinführung des neu­en Stadtchefs im kom­men­den November entgegensehen.

    Boppard. In der Video-Talkrunde wur­den die drei Bürgermeisterkandidaten mit Fragen kon­fron­tiert, die Sie spon­tan und unvor­be­rei­tet beant­wor­te­ten. Auffallend: Auch bei Themen, die im Stadtrat für hef­ti­ge Kontroversen Anlass sind, reagie­ren die Kandidaten ruhig und sou­ve­rän. Im Folgenden ein klei­ner Auszug des Redaktionsgesprächs.

    Mehrgenerationenpark
    Den Park begrü­ßen Haseneier, Neuser und Loringhoven uni­so­no. Neuser sieht mit dem ent­ste­hen­den Mehrgenerationenpark das, was sich Ortbeirat, Jugendrat und Seniorenrat schon lan­ge gewünscht haben, erfüllt. Der Sozialdemokrat bedau­ert, dass zuletzt die Diskussionen um Veranstaltungsbühne und Skaterbahn nicht sach­lich geführt wur­den. Loringhoven stimmt dem zu und sagt: „Sollte die Skateranlage nicht kom­men, wäre es die ein­zig logi­sche Konsequenz, dass man den Jugendrat auf­löst.“ Auch der CDU-Kandidat Haseneier ver­misst Sachlichkeit in der Diskussion um die Rheinanlagen als „dem Filetstück“ der Stadt Boppard und wünscht sich ein auf­ein­an­der zu gehen.

    Doch wie sieht es außer­halb des künf­ti­gen Mehrgenerationenparks mit Angeboten für die Kinder, Jugendliche und Erwachsene bis ins Seniorenalter aus? Haseneier tritt für Verbesserungen der Barrierefreiheit in der Stadt, ganz beson­ders in den Bahnhöfen ein, was auch sei­ne bei­den Mitbewerber ohne Wenn und Aber „unter­schrei­ben“. Neuser sieht Boppard für Kinder und Jugendliche mit den bestehen­den Sport- und Spielplätzen ins­ge­samt recht gut auf­ge­stellt, hält aber eine Verbesserung der Ausstattung der Jugendräume für erfor­der­lich. Gut wäre sei­ner Meinung nach noch die Errichtung eines Kletterparks. Als ein Treffpunkt für alle Generationen sieht er nach Abschluss der Bauarbeiten das Bopparder Freibad und betont, dass er des­halb auch die Idee eines Ganzjahresbetriebes mit einem Hallenbad wei­ter­hin nicht ver­wer­fe. Neuser plä­diert für eine wei­te­re Belebung der kul­tu­rel­len Angebote und bedau­ert die Verzögerungen beim Bau der Veranstaltungsbühne in den Rheinanlagen. Loringhoven stimmt dem zu, Barrierefreiheit fasst er aber deut­lich wei­ter als bei­spiels­wei­se Haseneier: Für ihn gehört auch eine Verbesserung des Öffentlichen Personen Nahverkehrs dazu, damit vor allem die älte­ren Mitbürger in den Ortsbezirken „mobil“ blei­ben kön­nen. Er kann sich bei­spiels­wei­se krea­ti­ve Modelle mit Bürgerautos vor­stel­len. „Was die Mobilität angeht, ist noch Luft nach oben“, so Loringhoven.

    Energieneutrale Stadt realisierbar?
    Für Niko Neuser ist dies kei­ne Fiktion, son­dern Gebot der Stunde. Mit dem Klimakonzept der Stadt, das auch einen Klimaschutzmanager vor­sieht, sieht der Bopparder Ortsvorsteher die Stadt bereits auf einen guten Weg. Boppard wird grü­ner wer­den. Loringhoven hält eine ener­gie­neu­tra­le Stadt für not­wen­dig. Darüber gebe es gro­ße Einigkeit im Stadtrat. „Es ist zwin­gend not­wen­dig, dass Boppard nicht nur ener­gie­neu­tral, son­dern kli­ma­neu­tral wird. Es gibt dazu kei­ne Alternative“, so der Kandidat.  Auch Haseneier stimmt dem zu. „Wir kön­nen kei­nen ande­ren Weg gehen.“ Er hält Förderungen durch den Staat bei Umsetzungen für erfor­der­lich und plä­diert bei allen Entscheidungen für vor­aus­schau­en­des Handeln. „Es ist wirk­lich fünf vor zwölf.“

    Benötigt Boppard neue Wohngebiete?
    Niko Neuser ant­wor­tet ohne zu Zögern. „Definitiv. In Bad Salzig ent­ste­hen zur­zeit mehr als 70 Bauplätze. In Boppard wäre ein mög­li­ches Areal  bei­spiels­wei­se rechts des Friedhofes abso­lut zu wün­schen“, so Neuser.  Auch sein CDU-Konkurrent ver­tritt die­se Position. „Wir müs­sen neue Wohngebiete aus­wei­sen. Ich sehe dar­in eine gute Chance, die Einwohnerzahl posi­tiv zu ent­wi­ckeln. Vielleicht soll­te man auch mal ein Wohngebiet aus­schließ­lich für Holzbauweise aus­wei­sen. Die zweit­größ­te Steuereinnahme ist schließ­lich die Einkommenssteuer“, so Haseneier. Und auch Philipp Loringhoven steht voll und ganz für die Ausweisung mög­lichst zahl­rei­cher Bauplätze in allen Ortsbezirken. „Wir haben erheb­li­chen Bedarf. Jeder der bei uns wohnt, zahlt bei uns Einkommenssteuer und nicht in Emmelshausen und Koblenz. Ja, wir brau­chen reich­lich Bauplätze, um die Abwanderung jun­ger Familien zu stop­pen“, stellt Loringhoven fest.

    Wie sehen Sie die Entwicklung der Wasser/Abwassergebühren in Zukunft?
    „Im kom­men­den Jahr wer­den sie nicht erhöht. Aber wenn man sich die Haushaltspläne ansieht … In Kanalwerke sind Investitionskredite von fünf Millionen vor­ge­se­hen, Liquiditätskredite von einer Million und Verpflichtungsinvestitionskredite von 11 Millionen. Im Kanalbereich gibt es auch noch einen Sanierungsrückstau von etwa 28 Millionen Euro. Mit Blick auf die­se  Investitionen in die Zukunft wird man auch als Bürger mit leich­ten Gebührenanstiegen rech­nen müs­sen“, so Haseneier. Loringhoven rech­net nicht mit wesent­lich stei­gen­den Gebühren. „Wir lösen jetzt mit erheb­li­chen Investitionen das Thema Abwasser für die nächs­ten 100 Jahre. Wir wer­den Kläranlagen abschal­ten. Wir wer­den die Unterhaltskosten dafür ein­spa­ren und mit einer viel­fach effi­zi­en­te­ren Technik vor Ort haben und sogar eine Rückgewinnung erzie­len kön­nen. Die Wasser- und Abwassergebühren wer­den weit­ge­hend sta­bil blei­ben.“ Dazu Neuser: „Wir wer­den 28 Millionen Euro in eine neue Kläranlage in Bad Salzig inves­tie­ren. Alle Ortsbezirke wer­den dort ihr Schmutzwassere hin­lei­ten. Derzeit beträgt die Gebühr 2,90 pro Kubikmeter. Durch Effizienzsteigerung und Einsatz erneu­er­ba­rer Energien rech­nen wir nicht mit mas­si­ven Steigerungen.“

    In eini­gen Städten in Deutschland wer­den gezielt „Start-up-Areas“ aus­ge­wie­sen, um jun­ge Unternehmen anzu­lo­cken. Wären Start-up-Areas auch für Boppard eine sinn­vol­le Idee?
    Jörg Haseneier, der seit 25 Jahren selbst­stän­dig ist, hält dies für einen über­le­gens­wer­ten und inter­es­san­ten Ansatz. Man könn­te mit einem sol­chen Gewerbegebiet jun­gen Unternehmern Chancen eröff­nen. Gerade in der jet­zi­gen Zeit soll­te man Start-ups auch in Boppard unterstützen.

    Ganz anders sehen die Loringhoven und Neuser. „Ich arbei­te in der IT-Branche, hat­te eini­ge Jahre mein Büro im Technologie-Zentrum in Koblenz und habe vie­le mit Start-ups als Kunden. Meine kla­re Antwort: Mit einer Start-up-Area könn­te man kei­ne die­ser jun­gen Betriebe nach Boppard locken“, so Philipp Loringhoven. „Boppard hat sei­ne Qualitäten, aber für Unternehmen im Bereich der New Economy und IT. Start-ups legen im Rahmen ihrer Unternehmenskultur Wert bei­spiels­wei­se auf Universitätsnähe, Parkplätze und Räumlichkeiten in einem Bürokomplex mit bes­ter Infrastruktur. Ein Start-up möch­te nicht auf die grü­ne Wiese, son­dern in ein fer­ti­ges Nest.“ Niko Neuser stimmt dem zu. „Boppard als Silicon Valley light kann ich mir nicht vor­stel­len. Diese Unternehmen kön­nen sich grund­sätz­lich über­all ansie­deln. Sie wer­den ihre Entscheidung an har­ten und wei­chen Standortfaktoren fest­ma­chen. Start-ups suchen Standorte mit einem gro­ßen Einzugsgebiet. Ich plä­die­re des­halb für eine klas­si­sches neu­es Gewerbegebiet nahe der A61.”

    Der RHA hat­te den Kandidaten noch wei­te­re Fragen in schrift­li­cher Form gestellt, die auch alle schon beant­wor­tet wur­den. Mit die­sen Antworten star­tet der RHA im neu­en Jahr dann mit einer jeweils ein­sei­ti­gen Kandidatenvorstellung zu Boppards Bürgermeisterwahl. Die Reihenfolge der Erscheinungstermine haben wir in unse­rem Pressemeeting bereits schon aus­ge­lost: Niko Neuser, Philipp Loring­hoven und Jörg Haseneier.

    Der RHA wünscht allen Kandidaten viel Erfolg und einen fai­ren Wahlkampf.

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