Boppard/Region. Der Aufruf des Bopparder Ortsvorstehers Niko Neuser zu einer Demonstration für den Erhalt des Krankenhauses „Heilig Geist“ wurde erhört: Gut 600 Menschen waren am Samstag vor das Krankenhaus gekommen und setzten damit ein deutliches Zeichen. Sie alle lehnten die Schließung der Klinik im Zuge der geplanten „Neuaufstellung“ des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein (GKM) ab. Das Bopparder Krankenhaus, das zum Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein (GKM) gehört, spielt in dem beschlossenen Sanierungskonzept der beiden kommunalen Mehrheitseigner Stadt Koblenz und Kreis Mayen-Koblenz ebenso wie das Paulinenstift in Nastätten, wo ebenfalls eine Demo stattfand, keine Rolle.
Wut und Ärger, weil offenkundig über die Köpfe der Bopparder hinweg die befürchtete Schließung von den Mehrheitseignern weit vorangetrieben worden ist, war spürbar. Die Stimmung passte zur trüben, fast herbstlichen Wetterlage am 1. Juni. Eine Mischung aus Verzweiflung, Hoffnung und Bangen bestimmte die Gefühlslage, vor allem bei der Belegschaft war die Angst vor dem Verlust ihrer Arbeitsplätze in Boppard wahrnehmbar. Und trotz aller Appelle und Argumente, die beispielsweise der Chefarzt der Wundmedizin, Dr. Gunnar Riepe, Landrat Volker Boch, die Betriebsratsvorsitzende Bärbel Friedrich, Boppards Bürgermeister Jörg Haseneier und Ortsvorsteher Niko Neuser laut sprachen: Die Zukunft des Bopparder Krankenhauses hängt weiter am seidenen Faden, das Bangen geht weiter.
Bei zahlreichen Krankenhausschließungen in jüngerer Vergangenheit gab es wie in Boppard auch eindrucksvolle Demonstrationen, im Ergebnis konnten Klinikschließungen damit aber nicht verhindert werden. Das Aus der Paracelsus-Klinik in Bad Ems trotz hartnäckiger Proteste und kommunalpolitischen Engagements ist dafür nur ein Beispiel. Boppards Bürgermeister Jörg Haseneier sprach von einer „kalten Strukturreform“. Genau dies ist der Fall: Es geht um viel Geld und um knallharte Marktmechanismen, die den Kliniken und dem gesamten Gesundheitssystem in Deutschland zu schaffen machen.
Vor diesem Hintergrund planen Stadt Koblenz und Kreis Mayen-Koblenz ein Gemeinschaftsklinikum ohne Boppard und Nastätten. Alle noch so überzeugend klingenden Argumente für das Krankenhaus Boppard spielen dabei leider eine untergeordnete Rolle. Weder die hohe medizinische Qualität und Bedeutung, die Chefarzt Dr. Riepe betonte, noch eine Unverzichtbarkeit des Krankenhauses für die Grundversorgung in Boppard und der Region, die Niko Neuser nannte. Zwar bewertet die Politik die regionale Verfügbarkeit von Krankenhäusern als entscheidend für die Daseinsvorsorge der Bevölkerung, doch mit dem Krankenhaus in Simmern scheint diese „Pflichtaufgabe“ erfüllt zu sein.
Die Tatsache, dass es für „Heilig Geist“ doch noch einen Funken Hoffnung gibt, ist dem Engagement des Rhein-Hunsrück-Landrats Volker Boch zu verdanken. Der Kreis könnte eventuell mittels eines Verlustübernahmevertrags mit der GKM gGmbH den Standort Boppard erhalten. Doch ob der Kreis diese bisher nicht feststehenden finanziellen Belastungen übernehmen kann (und letztlich auch darf), werden die weiteren Verhandlungen zeigen.