Region. Ohne die zahlreichen Feste, Märkte, Laufveranstaltungen, Volkswanderungen, Vereinsfeiern und nicht zuletzt Karnevalsumzüge wäre unser Leben deutlich „ärmer“. All diese Feierlichkeiten und Angebote tragen maßgeblich zur Lebensqualität bei. Viele dieser Veranstaltungen werden mit Herzblut ehrenamtlich gestemmt. Doch es droht Ungemach: Vereine stöhnen zunehmend unter der Last von Auflagen, Gebühren und steigenden Kosten. Gut möglich, dass die Angebotsvielfalt in den kommenden Jahren kleiner wird, Veranstaltungen verschwinden oder zumindest deutlich abgespeckt werden müssen.
Vieles, was Vereinen Schwierigkeiten macht, muss sein, vieles erscheint zumindest fraglich. Angesichts von Unfällen und Zwischenfällen ist es nachvollziehbar, dass bei Fahrzeugen, die an Umzügen teilnehmen, Hauptuntersuchungen vorgenommen werden und zusätzlich Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden müssen. Denn falls dann trotzdem etwas passieren sollte, ist man als ehrenamtlicher Verein zumindest rechtlich auf der sicheren Seite. Ob allerdings bei dem Verkauf von beispielsweise Würstchen, Kaffee und Kuchen bei Vereinsfesten strenge Hygienevorschriften wie bei gastronomischen Betrieben erforderlich sein müssen, erscheint zumindest fraglich. Der Aufbau und das Leihen von Kühltheken und Warm- und Kaltwasseranschlüssen verlangt einiges ab. Da auch für Beschallungsanlagen, Gema-Gebühren und Bierbank-Garnituren Vereine finanziell einiges aufbringen müssen, bleibt nach Festen oft nichts in der Kasse.
Große Sportveranstaltungen wie der Mittelrhein-Marathon sind längst Geschichte, traditionsreiche Laufveranstaltungen wie der Hunsrück-Marathon kämpfen ums Überleben. Man muss kein Prophet sein, um das Aus vieler ehrenamtlicher Sport- und Kulturveranstaltungen in der Region kommen zu sehen.
Mit großen Kraftanstrengungen machen die Ehrenamtlichen weiter, versuchen alles, um ihre Veranstaltungen weiterhin auf die Beine zu stellen. Ärgerlich aber, wenn zum gesamten Organisationspaket auch noch für Security-Personal Geld hingelegt werden muss. Zumal die Politik, die immer wieder betont, wie wertvoll das Ehrenamt für unsere Gesellschaft ist, da offensichtlich mit zweierlei Maß misst: Abiturienten, die auf einem Schulhof eine Party veranstalten, müssen entsprechend der erwarteten Besucherzahl Security-Kräfte bezahlen, Profi-Fußballvereine bekommen die notwendigen Einsätze der Polizei bezahlt. Das verstehe, wer will.
Fakt ist, dass für Polizeieinsätze bei Spielen der „Fußball-Unternehmen“ alleine in Rheinland-Pfalz im vergangenen Jahr 4,6 Millionen Euro ausgegeben wurden. – für den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern 2,2 Millionen Euro. In der laufenden Saison waren bereits rund 40.000 Einsatzstunden der Polizei notwendig, damit die Spiele rheinland-pfälzischer Klubs halbwegs sicher für die Allgemeinheit stattfinden konnten.
Fußballspiele sind häufig Risiko- und Hochrisikoveranstaltungen. Doch warum werden die Profiklubs, die Millionen für Spieler-Gehälter und Transfers ausgeben, nicht endlich zur Kasse zu „gebeten“? Und warum hat niemand in der Politik den Mut, Spiele, die im Vorfeld von der Polizei als Hochrisikospiele eingestuft werden, zu untersagen? Die Diskussionen in den zuständigen Innenministerien der Länder laufen seit längerer Zeit, doch bislang fehlt offenkundig der Mut zu Maßnahmen gegen die „heilige Kuh“ Profifußball.
Den rührigen Ehrenamtlichen überall bleibt nichts anderes übrig, als weiter mit aller Kraft um den Fortbestand ihrer Veranstaltungen zu kämpfen. Doch von Lob alleine lassen sich die notwendigen Kosten für Organisation und Durchführung nicht finanzieren. Es sieht ganz so aus, als müssten wir uns alle daran gewöhnen, dass viele liebgewordene und auch traditionsreiche Feste und Veranstaltungen kaum noch Überlebenschancen haben.
Was meinen Sie? Sollten Profi-Fußballvereine die Kosten für Polizeieinsätze bei ihren Heimspielen in Rechnung gestellt bekommen?
Antworten an den RHA-Verlag: verlag@rha.de