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Rheinallee: Weniger ist oftmals mehr

RHA Leserpost

Da mach­ten sich vor zwei Jahren Landschaftsplaner aus Deutschland – dar­un­ter meh­re­re aus Berlin – auf, um uns Boppardern Entwürfe für eine ‚moder­ne‘ Promenade vor­zu­stel­len. Und im Entscheidungsgremium bestehend aus sechs Preisrichtern (alle­samt Politiker) und sie­ben Fachpreisrichtern (alle­samt Architekten) befan­den sich gera­de ein­mal zwei Bopparder (Bürgermeister und Ortsvorsteher). Nur unter den Stellvertretern und nicht stimm­be­rech­tig­ten Sachverständige wur­den wei­te­re drei Bopparder Bürger benannt.

Wem gehört die­se Stadt, wer hat sie mit auf­ge­baut? Die aus­wär­ti­gen Politiker und Architekten viel­leicht? Warum wer­den nicht die­je­ni­gen von vorn­her­ein ein­ge­bun­den, die hier leben, arbei­ten und Steuern zahlen?

Die Preisrichter ent­schie­den sich mehr­heit­lich für drei ähn­li­che, alle­samt pflas­ter­las­ti­ge Entwürfe. Quadratisch-prak­tisch-bar­rie­re­frei. Ich schlie­ße mich ande­ren Leserbrief-Schreibern an, die die fan­ta­sie­lo­se Gestaltung kri­ti­sie­ren und einen voll­stän­di­gen Erhalt der his­to­ri­schen Georg-Francke-Anlage erwarten.

Meiner Meinung nach ver­stößt der Entwurf ekla­tant gegen die Wettbewerbsbedingungen, bei­spiels­wei­se auf Seite 35: „Ziel des Wettbewerbs ist es, den Baumbestand der Rheinallee so weit wie mög­lich zu erhal­ten und zu schüt­zen, nach Möglichkeit auch zu erwei­tern. …  außer bei Schädigung, Erkrankung. Gefährdung …“  und „sofern Fällungen not­wen­dig wer­den, sind Ersatzpflanzungen vorzunehmen.“

… und auf Seite 36: „Es ist Ziel des Wettbewerbs, den Anteil an ver­sie­gel­ter Fläche so weit wie mög­lich zu reduzieren.“

Die Erkenntnis, dass der neu gestal­te­te Bereich in der Rheinallee vor der Kurfürstlichen Burg eine kom­plet­te Fehlplanung war, brei­tet sich aus. Mir sind die Sommertage 2018 mit 38 Grad nach­drück­lich in Erinnerung geblie­ben. Sich im Bereich Fähre-Rheinlust, Karmeliterstraße und Oberstraße zwi­schen Stadtverwaltung und Krankenhaus zu bewe­gen, war eine Tortur. Die Temperaturen wer­den wei­ter stei­gen, Rheinland-Pfalz gehört mit zu den von der Klimaerwärmung am stärks­ten getrof­fe­nen Bundesländern, da ist die Umsetzung des Siegerentwurfs verantwortungslos.

Es ist gut, dass die Bopparder am 11. Juli die Chance haben, sich gegen den Unsinn zu weh­ren. Und es ist den Grünen zu ver­dan­ken, dass sie 24 Änderungspunkte zusam­men­ge­tra­gen haben, die im Ortsbeirat und Bauausschuss auf­ge­nom­men wur­den. Der ange­streb­te Verzicht auf unsin­ni­ge Erneuerungen wür­de der Stadt eine Menge Geld spa­ren, Geld, das bit­ter nötig ist, bei­spiels­wei­se für ein kom­mu­na­les Wärmenetz und das Abtragen von Schulden, die in den letz­ten Jahren ange­häuft wurden. 

Nun liegt es am Stadtrat, eine wei­se und zukunfts­ge­rich­te­te Entscheidung zu tref­fen. Weniger ist oft­mals mehr.“

Doris Gawel, Boppard

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