Mehrmals täglich gehe ich die Christengasse hinunter zur Rheinallee. Jetzt wird man durch das Grün animiert, an den Rhein zu gehen. Wir alle wissen, dass schon jetzt und in der Zukunft noch mehr JEDER einzelne Baum mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen wird.
Würden diese vier Bäume vor dem KD-Anleger dem aktuellen Plan nach entfernt, fällt der Blick zuerst auf ein in die Jahre gekommenes Büdchen – kein besonders schöner Anblick! Das Argument, anstelle der Bäume Schirme als Sonnenschutz aufzustellen, zeugt von einer absoluten Unwissenheit der Gegebenheiten. Dies wäre überhaupt nur möglich, wenn jederzeit bei z.B. Aufzug eines Sturmes jemand vor Ort wäre, um diese Schirme zu schließen (ansonsten stellen Sie ein hohes Risiko dar). Soweit ich informiert bin, wird die personelle Besetzung am KD-Anleger in Zukunft nicht mehr gewährleistet sein.
Grundsätzlich bin ich gegen den Versuch Bäume in diesem Alter und unter den gegebenen Umständen umzupflanzen; heute können wir froh sein über die Größe des Wurzelbereiches dieser alten Bäume; er sichert den Bäumen eine große Überlebenschance. Da sich die Bäume auch gegenseitig beschatten, wirkt sich jede entstehende Lücke fatal auf die Nachbarbäume aus.
Wir können in Boppard stolz darauf sein, dass wir an der Promenade eine fast geschlossene Doppelbaumreihe haben; diese verdient den Namen Allee und sollte unbedingt erhalten werden.
Boppards Gäste kommen nicht, um Muster der Pflastersteine an der Rheinallee zu bewundern; Sie kommen, um im Schatten der Bäume zu flanieren, sich dort niederlassen zu können, zu genießen und das rege Treiben auf der Promenade zu beobachten. Dafür ist Boppard bekannt, dafür wird es geliebt und immer wieder aufs Neue besucht. Diesen Pluspunkt zu beschneiden, wäre auch für den Tourismus einschneidend.
Bei der Gestaltung von Bodenbelägen kann ich mich mit den vorgeschlagenen Pflasterarten bzw. gesägten Naturplatten nicht anfreunden. Jeder, der in der Rheinallee Anwohner ist, weiß, wie viel Zulieferverkehr notwendig ist, um den Tourismus zu bedienen. Dies sind vielfach die Rollcontainer der Wäschezulieferer, Lebensmittel und viele mehr. Alle verursachen mit Ihren Rollen eine enorme Lautstärke auf Pflastersteinen, was bereits jetzt schon zu regelmäßigen Beschwerden der Gäste führt.
Wir Anwohner leben mit dem Hochwasser, müssen unsere Keller räumen und sichern. Manchmal mehrmals im Jahr. Es ist unmöglich, größere Gerätschaften über Pflaster zu transportieren (wir persönlich haben da schon viele Probleme mit den Pflasterstreifen in der Christengasse) und wir Anwohner wissen um die Gewalt des fließenden Wassers; Pflasterbelag bekommt bei hoher Beanspruchung (Lieferverkehr, siehe oben) schnell Risse, in die das Wasser einzieht und den Belag hinterwäscht/aushöhlt. Die Folge sind Hebungen und Senkungen des Belages.
Bei der Bürgerversammlung hatte Herr Maifarth vorgeschlagen, Asphalt zu verwenden; er wurde vielfach belächelt; ich halte diesen Vorschlag für diskussionswürdig und gar nicht so abwegig. Asphalt ist wiederverwendbar, kann meines Wissens nach modern eingefärbt werden, schluckt Geräusche bzw. lässt diese gar nicht erst entstehen und hält dem Hochwasser stand. Der Asphalt bekommt nicht die Schmutzpatina wie heller Naturstein und lässt sich gut kehren. Optisch wirken großflächig gelegte helle Platten schnell ungepflegt; vor allem dann, wenn die Flächen frei sichtbar sind. Hier wird sehr viel mehr Reinigungsaufwand erforderlich werden.
Im Ganzen gesehen halte ich die Sanierung für völlig überhoben, viel zu kostenaufwendig (auch Zuschüsse müssen bezahlt werden) und zu zerstörend.
Es sollte behutsam mit dem Erbe unserer Vorfahren umgegangen werden. Der Alleecharakter der geschlossenen Baumreihen soll unbedingt erhalten bleiben. Wird Pflaster eingebaut werden, sind die vorhandenen Steine der Promenade nicht schlecht und können mit der Kanal-/Mauersanierung wiederverwendet werden. Ja, das Geländer muss neu; auch dies kann mit der Mauersanierung einhergehen.
Warum den Asphalt der Rheinstraße nicht erhalten; wir werden alle weiterhin beliefert werden müssen und dies braucht die nötige Infrastruktur.
Die Idee des Gefälleausgleiches unter den Baumreihen halte ich für gut und auch ein Anbringen von Sitzhölzern auf dem entstandenen Absatz ist prima und aufenthaltsförderlich.
Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit in Bacharach die Gestaltung am Rheinufer zu bewundern. Erst dort wurde mir bewusst, wie hässlich unsere Rheinpromenade mit der geplanten Sanierung wird.
Abschließend der wichtigste Punkt: der Faktor Zeit. Eine behutsame Sanierung kann abschnittsweise im Winter erfolgen; die Frostperioden werden seltener und der Tourismus wird nicht so stark in Mitleidenschaft gezogen. Für die Stadt Boppard wäre ein Erliegen der Tourismuszahlen über Jahre hinweg der Supergau; dies sollte jedem Bürger bewusst sein; Leerstände gibt es schon genug.
Stehen wir zu dem zu schützenden UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal
Elisabeth Ries, Boppard