Entbuschungen bei Bad Salzig – Stadtratssitzung vom 19. September
Anscheinend hat es also niemand gemerkt: Dr. Peter Sound trickste die Zuhörerschaft aus, zumindest bei seinem kleinen Exkurs zu den Amphibien.
Er sprach von den Fröschen, die auf der Schmittenhöhe bei Koblenz so munter quaken und deren Lebensraum dort durch mitunter rabiate Maßnahmen erhalten wird. Was Dr. Sound nicht sagte: Bei den Fröschen auf der Schmittenhöhe handelt es sich um Laubfrösche! Dort geht es um Laichgewässer, die ohne Frage offen gehalten werden müssen, damit die in besonnten Tümpeln laichenden Laubfrösche dort überleben. Man wird dort aber wahrscheinlich nicht zu den Zeiten mit Panzerketten durch die Gewässer fahren, in denen sich die Laubfrösche in den Tümpeln aufhalten.
“Die Amphibien” bei Bad Salzig sind ganz andere, nämlich weit überwiegend Erdkröten und Grasfrösche. Hier geht es um die Landlebensräume der Tiere, die Böden, in denen diese Amphibien über Tag und im Winter, also genau dann, wenn die Bodenbearbeitungen stattfinden, eingegraben leben. Durch verstörende Bearbeitung dieser Böden, – egal, wie man es nennt; das neue schönfärbende Wort dafür lautet “Tiefenmulchung” – werden die im Boden befindlichen Tiere getötet. Man sieht im pulverisierten Boden keine toten Tiere, jedoch werde ich in meiner Ansicht von Bodenkundlern, Landwirten sowie vom Leiter des Hegerings, Dr. Petersen, bestätigt.
Dass Menschen, die allein aus dem Blickwinkel des Schutzes seltener Arten denken, Erdkröten nahezu völlig gleichgültig sind, das ist mir schon lange klar. Darüber rege ich mich nicht mehr auf.
Was mich auf dieser Ratssitzung wütend gemacht hat, war zu erkennen, wie raffiniert Dr. Sound taktiert, wie er “informiert” und dabei durch Weglassen eines entscheidenden Details gerade desinformiert.
Das Wissen um die verschiedenen Amphibienarten, ihre unterschiedlichen Lebensraumansprüche und ganz unterschiedlichen Stimmen sind wohl nicht allzu weit verbreitet. Gerade diese relative Unwissenheit in seiner Zuhörerschaft ist das Pfund, mit dem Dr. Sound arbeitet. Eher als um Information geht es da um Manipulation.
Ich bin ein besonnener Mensch. Mir fällt es auch in einer solchen Situation nicht schwer, ruhig zu sein. Ich habe daher nicht vom Zuschauerrang aus “pfui” gerufen.
Entbuschung Eisenbolz
Ich fühle mich um einige Jahrhunderte zurückversetzt. Damals hatten die Bauern selbstverständlich hinzunehmen, dass in Kriegszeiten Heere über ihre Felder zogen und sie verwüsteten.
Heute würde man sich eigentlich etwas anderes wünschen. Aber die mächtigen Landespflegebehörden haben es auch heute nicht nötig, die Eigentümer von Flächen anzuschreiben, wenn Eingriffe geplant sind. Liest man nicht jede Woche das Anzeigenblatt und legt gegebenenfalls ein Rechtsmittel ein, dann kann es geschehen, dass man auf die Fläche kommt und nichts ist mehr wie es war.
In letzter Zeit kam die Landespflege nicht mehr umhin, Fehler einzugestehen. Aber für diese Situation hat man ein Ass im Ärmel: Der Lohnunternehmer ist schuld, weil diese Leute doch mitunter etwas ganz anderes machen würden als man ihnen sagt … Seltsam nur, dass beim nächsten Fehler wieder der Ausführende der Arbeit schuld ist, ein anderer diesmal.
Die Haltung unserer hohen behördlichen Naturschützer gegenüber den Menschen, für die sie arbeiten, ist einfach nur schäbig.
Petra Lorenz