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Kommentar zum Stadtratsbeschluss über ein Mobilitätskonzept und die Änderungsanträge von Bündnis 90/Die Grünen

RHA Leserpost

Die Stadt Boppard hat in der Stadtratssitzung am 2. Oktober ein Mobilitätskonzept beschlos­sen. Die Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hat hier­zu einen Änderungsantrag mit fünf Punkten ein­ge­bracht. Mit Unterstützung der FWG-Fraktion, der SPD Fraktion sowie zwei Mitgliedern der BfB-Fraktion konn­te zumin­dest der ers­te (und ent­schei­dends­te) Punkt des Änderungsantrages durch­ge­bracht wer­den, wonach das Mobilitätskonzept nicht nur für die Bopparder Kernstadt, son­dern für das gesam­te Stadtgebiet inklu­si­ve aller Ortsbezirke sei­ne Gültigkeit ent­fal­ten soll.

Der Dank für die Unterstützung gebührt den Ratsmitgliedern der genann­ten Fraktionen sowie ins­be­son­de­re der antrag­stel­len­den Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Denn was ist ein Mobilitätskonzept wert, wenn es nur einen so begrenz­ten Raum wie den Ortsbezirk Boppard betrach­tet? Die Betrachtung des gesam­ten Stadtgebietes ist ins­be­son­de­re wich­tig, um zu ermit­teln, wie die Anbindung an die Kernstadt durch den ÖPNV ver­bes­sert wer­den kann. Auch On-Demand-Lösungen, Car-Sharing sowie die Verbesserung der Radwege spielt hier­bei eine Rolle. Denn spe­zi­ell die Menschen in den Ortsbezirken benö­ti­gen Mobilitätsangebote, um etwa zum Arzt zu kom­men oder ein­kau­fen zu kön­nen. Nicht jeder hat die Möglichkeit, ein Auto zu benut­zen. Somit ist es Aufgabe der Stadt, die Menschen im Bereich der Mobilität best­mög­lich zu unter­stüt­zen und Alternativen zu schaf­fen. Die Argumente der CDU-Fraktion, der BfB-Fraktion sowie der KKL-Fraktion, eine Ausweitung auf die Ortsbezirke wür­de das Mobilitätskonzept ver­wäs­sern, sind nicht nach­voll­zieh­bar. Im Gegenteil: Erst durch den Einbezug der Ortsteile kann ein voll­um­fäng­li­ches Mobilitätskonzept entstehen.

Es drängt sich dabei der Eindruck auf, dass ver­schie­de­ne poli­ti­sche Akteure zwar von einem Mobilitätskonzept spre­chen, tat­säch­lich aber ein rei­nes Parkraumkonzept mei­nen. Dann hät­te man dies jedoch klar so benen­nen sol­len und kein Greenwashing betrei­ben müs­sen. Mit einer Honorarobergrenze von 88.000 Euro wäre es zudem ein ziem­lich teu­res Parkraumkonzept gewor­den. Zumal dem Konzept bereits vor­weg­ge­grif­fen wur­de, indem der Bedarf von 360 bis 460 Parkplätze schon in der Leistungsbeschreibung vor­aus­ge­schickt wur­de, ohne dies kon­kret zu bele­gen, was Stadtrat Andreas Roll von Bündnis 90/Die Grünen zu Recht kritisierte.

Leider wur­de es abge­lehnt, als Zielvorgabe die Senkung der Treibhausgasemissionen in die Konzepterstellung auf­zu­neh­men. Der Stadtrat Boppard hat 2019 beschlos­sen, dass die Stadt bis 2030 kli­ma­neu­tral sein soll. Laut Klimaschutzkonzept ist der Verkehrssektor in Boppard für über die Hälfte der Treibhausgasemissionen ver­ant­wort­lich. Innerhalb des Verkehrssektors ist der Individualverkehr wie­der­um für 45 Prozent der Treibhausgasemissionen ver­ant­wort­lich. Dies alles ist nach­zu­le­sen im Klimaschutzkonzept, wel­ches von der Verwaltung erar­bei­tet und vom Stadtrat ver­ab­schie­det wur­de. Diese Zahlen bele­gen ein­drucks­voll den enor­men Einfluss der Mobilität auf die Treibhausgasemissionen der Stadt Boppard. Somit ist auch der Hebel im Rahmen eines Mobilitätskonzeptes groß, die­se Situation signi­fi­kant zu verbessern.

Das Mobilitätskonzept und die hier­aus erwach­sen­den Maßnahmen ent­fal­ten Wirkung für die Zukunft und die zukünf­ti­gen Generationen. Es spricht Bände, dass eine Ratsmehrheit es ablehnt, in einem zukunfts­wei­sen­den Konzept die Einsparung von CO₂ zu berück­sich­ti­gen. Es ist also offen­sicht­lich, dass der Klimaschutz für die CDU-Fraktion, die BfB-Fraktion sowie die KKL-Fraktion so weit hin­ten ansteht, dass man es noch nicht mal für nötig hält, CO₂-Einsparungen in einem Mobilitätskonzept zu beach­ten. Auch der drin­gen­de Appell von Stadtrat Andreas Roll, die CO₂-Einsparungen zumin­dest als Kennzahl mit auf­zu­neh­men, um der Verantwortung für die kom­men­den Generationen gerecht zu wer­den, ist auf tau­be Ohren gesto­ßen. Es bleibt also fest­zu­hal­ten, dass für einen Großteil der Ratsmitglieder der Klimaschutz nichts als Lippenbekenntnisse sind.

Dominik Loch
Bündnis 90/Die Grünen Stadtverband Mittelrhein

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