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Offener Brief des Zoodirektors an die Ministerpräsidentin

Zoo Neuwied

Zoo Neuwied, RundwegZoodirektor Mirko Thiel hat sich am 15. April mit einem Brief an Ministerpräsidentin Malu Dreyer gewandt und bit­tet um Unterstützung für den Wunsch die Zoos geöff­net zu las­sen, um den Menschen ein Stück Normalität und Lebensqualität zurückzugeben. 

 

Sehr geehr­te Frau Ministerpräsidentin Malu Dreyer, 

im Gesetzentwurf „eines Vierten Gesetzes zum Schutz der Bevölkerung bei einer epi­de­mi­schen Lage von natio­na­ler Tragweite (Drucksache 19/28444)“ wird unter Artikel 1 Abs. 5 die Schließung diver­ser Einrichtungen (unter ande­rem Theater, Kinos, Museen, Zoos) ab einem Inzidenzwert von 100 vor­ge­schrie­ben. Der Zoo Neuwied hat neben dem Artenschutz und der Wissensvermittlung eine ganz wich­ti­ge Bedeutung als Freizeit- und Erholungsort. Genau die­ser Aufgabe könn­ten wir durch eine erneu­te Schließung wie­der nicht nachkommen. 

Deshalb wen­de ich mich in die­sem offe­nen Brief an Sie. 

Ich bin mir bewusst, dass die Lage durch die stei­gen­den Coronainfektionszahlen ins­ge­samt ernst ist und es geht mir nicht um eine Bagatellisierung der offen­sicht­li­chen Probleme. Außerdem weiß ich, dass die schwierigen/komplexen Herausforderungen bzgl. der Entscheidungen über ange­mes­se­ne Gegenmaßnahmen zur Pandemieeindämmung für die Politik nicht ein­fach sind. 

Trotzdem hal­te ich die Schließung der Außenbereiche von Zoos für falsch. Gerade die aktu­ell ver­öf­fent­lich­ten Ergebnisse der Aerosol-Forscher bestär­ken mich in der Ansicht, dass von einem Besuch in unse­ren Außenanlagen kei­ne Ansteckungsgefahr aus­geht. Im Gegenteil: Bei uns kön­nen sich die Menschen wie in einem öffent­li­chen Park im Freien bewe­gen. Wir konn­ten am 4. März 2021 unse­ren Betrieb wie­der für Besucher*innen öff­nen und erle­ben hier tag­täg­lich dis­zi­pli­nier­te Bürgerinnen und Bürger, die froh sind, ein Stück Normalität in siche­rer Umgebung erle­ben zu kön­nen. Der Aufenthalt in den Außenbereichen der Zoos ist nicht mit einer Freizeitaktivität in geschlos­se­nen Räumen gleich­zu­set­zen. Bereits nach dem ers­ten Lockdown im Frühjahr 2020 und auch zur­zeit haben wir umfang­rei­che Hygiene-Konzepte (Abstandmarkierungen, Einbahnwegregelungen, Desinfektionsstationen, Maskenpflicht, Datenerfassung, Vorausbuchungspflicht, regle­men­tier­te Besucherzahl und so wei­ter) erstellt, umge­setzt und ange­passt. Alle Maßnahmen fin­den die vol­le Zustimmung der ver­ant­wort­li­chen Behörden. In den ver­gan­ge­nen Monaten gab es kei­ner­lei Beanstandungen! 

„Es wer­den Treffen in Parks ver­bo­ten, Rhein- und Mainufer gesperrt, Innenstädte und Ausflugsziele für den Publikumsverkehr abge­rie­gelt“, heißt es in dem offe­nen Brief der Aerosolforscher. Und wei­ter: „Wenn unse­ren Bürgerinnen und Bürgern alle Formen zwi­schen­mensch­li­cher Kontakte als gefähr­lich ver­mit­telt wer­den, ver­stär­ken wir para­do­xer­wei­se die über­all erkenn­ba­re Pandemiemüdigkeit. Nichts stumpft uns Menschen bekannt­lich mehr ab als ein per­ma­nen­ter Alarmzustand.“ Dieser Ansicht kön­nen wir uns mit unse­ren Erfahrungen im Zoo nur anschließen. 

Der Zoo Neuwied ist ein sehr belieb­tes Naherholungsziel für Menschen aller Altersklassen sowie Bevölkerungs- und Bildungsschichten. Wir kön­nen Erholung in einem Rahmen bie­ten, der auch wäh­rend der jet­zi­gen Phase der Pandemie als gefahr­los ein­zu­stu­fen ist. Die Menschen kön­nen nach mehr als einem Jahr Pandemie nicht mehr nur in den eige­nen vier Wänden blei­ben. Sie müs­sen (und sol­len ja auch) raus an die fri­sche Luft! Gerade für Familien fehlt es, bei der Umsetzung des Gesetzentwurfs, dann aber an siche­ren Angeboten der Freizeitgestaltung. Bei wei­te­ren Schließungen im Freizeitbereich muss damit gerech­net wer­den, dass es noch mehr pri­va­te Zusammenkünfte ohne Schutzmaßnahmen gibt. Genau die­se Treffen sol­len aber doch ver­mie­den werden. 

Die Zoologischen Einrichtungen in Berlin, Saarbrücken und Magdeburg haben seit Beendigung des ers­ten Lockdowns im ver­gan­ge­nen Sommer durch­ge­hend geöff­net. Dort hat es wäh­rend der gesam­ten Pandemie kei­ne Probleme mit Ansteckungen gegeben. 

Daher bit­te ich Sie drin­gend, sich für eine Öffnung der Außenbereiche der Zoos ein­zu­set­zen und damit den Menschen wie­der ein Stück Lebensqualität zurück­zu­ge­ben, ohne damit eine Gefahr einzugehen. 

Mit freund­li­chen Grüßen
Mirko Thiel, Zoodirektor

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