Website-Icon Rhein-Hunsrück-Anzeiger

Entwicklung der Borkenkäferpopulationen beschäftigt Forstämter und Nationalpark auch weiterhin sehr

Rege Schwärm- und Befallsaktivität
der Borkenkäfer halten die Forstleute auf Trapp!

RLP. Aufgrund der nun schon län­ger andau­ern­den tro­cken-war­men Witterung machen es die Borkenkäfer den Förstern im Land wahr­lich nicht leicht. In allen Höhenlagen herrscht rege Schwärm- und Befallsaktivität der klei­nen, aber alles ande­re als harm­lo­sen, Käfer. Im Bereich des Borkenkäfermonitorings stel­len die Forstfachleute zuneh­mend stei­gen­de Fangzahlen fest. Damit steigt auch das Risiko eines Stehendbefalls gesun­der Fichten wei­ter an und bin­det auch wei­ter­hin viel Forstpersonal.

„Aufgrund der wei­ter­hin pro­gnos­ti­zier­ten hohen Temperaturen bis in die Gipfellagen, wird sich an der ange­spann­ten Situation im Rahmen der Borkenkäferbekämpfung lei­der vor­erst nichts ändern“, ist sich Jan Rommelfanger vom Borkenkäferlagezentrum sicher. „Wir tun unser Möglichstes, um durch ein inten­si­ves Monitoring befal­le­ne Fichten früh­zei­tig zu erken­nen und durch rasche Entnahme den Befall noch gesun­der Bäume zu ver­hin­dern“, so Rommelfanger wei­ter. Der Walderhalt ist dabei obers­tes Ziel.

Tatsächlich sind in den betrof­fe­nen Forstämtern neben den regu­lä­ren Fachkräften auch beson­ders geschul­te, exter­ne Monitoringkräfte in den Wäldern unter­wegs. Sobald sie Borkenkäferbefall fest­stel­len, wird der Befallsherd mit einer spe­zi­el­len App im Smartphone auf­ge­nom­men, die befal­le­nen Bäume mit Sprühfarbe mar­kiert und die Entnahme schnellst­mög­lich eingeleitet.

Befallsdynamik stößt Forstleute an Grenzen
Die bis­he­ri­gen Ergebnisse der inten­si­ven Kontrollen durch das Borkenkäfermonitoring ver­hei­ßen nichts Gutes. „In vie­len Waldbereichen des Hunsrücks und auch anders­wo stel­len wir stän­dig neue Befallsherde fest“, äußerst sich Michael Veeck vom Lagezentrum besorgt. „Es ist zu befürch­ten, dass wir dem Käfer stän­dig hin­ter­her­lau­fen und den Frischbefall nicht stop­pen bzw. ver­hin­dern kön­nen“, so Veeck weiter.

Für gewöhn­lich sind die meis­ten Borkenkäferarten soge­nann­te Sekundärschädlinge, das heißt, sie befal­len in ers­ter Linie kran­ke und geschwäch­te Bäume. Werden die Lebensbedingungen der Käfer, bei­spiels­wei­se durch anhal­tend tro­cken-war­me Witterung, güns­ti­ger, mutie­ren sie durch ihre exor­bi­tant hohe Vermehrungsrate sehr schnell zu Primärschädlingen und befal­len dann auch gesun­de Bäume.

Für eine effek­ti­ve und schnel­le Aufarbeitung befal­le­ner Bäume ist der Einsatz schwe­rer Forstmaschinen unab­ding­bar. Bei der momen­ta­nen Befallsdynamik und den damit zu erwar­ten­den Schadholzmengen ist abzu­se­hen, dass auch irgend­wann nicht mehr genü­gend die­ser Spezialmaschinen ver­füg­bar sind. Dann könn­te sich die gan­ze Dramatik sogar noch verschärfen.

Bei alle­dem ach­ten die Forstleute auch dar­auf, beson­de­re Biotope und natur­schutz­fach­lich wich­ti­ge Bereiche mit beson­de­rer Sorgfalt zu behan­deln. Hier muss im Einzelfall ent­schie­den wer­den, wie die natur­schutz­fach­li­chen Anforderungen in die Arbeit inte­griert wer­den können.

Wichtige Maßnahmen der Waldentwicklung
Die Folgen des Klimawandels zei­gen sich ver­mehrt auch in sol­chen Störungen der Wälder durch erhöh­ten Borkenkäferbefall. „Je stär­ker die Anfälligkeit für Störungen aus­ge­prägt ist und je weit­rei­chen­der die Folgen dro­hen­der Störungen sind, des­to wich­ti­ger ist es, mög­lichst wirk­sam vor­zu­beu­gen“, sagt Bernhard Frauenberger, Forstamtsleiter des Forstamts Soonwald. „Besonders wich­tig ist in die­sem Zusammenhang die Überführung natur­fer­ner Reinbestockungen. Bevor die­se zusam­men­zu­bre­chen dro­hen, soll­te bereits die Entwicklung der nächs­ten Baumgeneration mög­lichst weit vor­an­ge­schrit­ten sein“, so Frauenberger weiter.

Daher pla­nen die Forstleute auch schon längst den kli­ma­sta­bi­len Wald der Zukunft mit kli­ma­re­si­li­en­ten Baumarten und spre­chen hier von Vorausverjüngung. Sobald aus­rei­chen­de Lichtbedingungen vor­lie­gen, kön­nen wär­me­lie­ben­de Baumarten klum­pen­wei­se, das heißt in klei­nen Gruppen, in die ent­spre­chen­den Waldbereiche gepflanzt werden.

Im Rahmen der wei­te­ren Waldentwicklung und im Sinne einer natur­na­hen und kli­ma­an­ge­pass­ten Waldwirtschaft, wägen die Forstleute stän­dig ab, um geeig­ne­te Maßnahmen zukunfts­wirk­sam tref­fen zu kön­nen. Dabei stellt sich auch die Frage nach der wei­te­ren wald­öko­lo­gi­schen Behandlung grö­ße­rer Kalamitätsflächen. Ist es bei­spiels­wei­se sinn­voll, bereits abge­stor­be­ne Borkenkäferfichten zu fäl­len und den wert­vol­len Rohstoff zu nut­zen, oder soll­te das Totholz aus öko­lo­gi­schen Gründen ste­hen blei­ben. – Eine Entscheidung, bei der es oft viel­fäl­ti­ge Aspekte zu beach­ten gilt und die von Standort zu Standort unter­schied­lich aus­fal­len kann. Ferner bezie­hen die Försterinnen und Förster die Wuchsdynamik des jewei­li­gen Waldstandorts in ihre Entscheidungen mit ein. Die Natur zeich­net in vie­len Fällen den wald­öko­lo­gi­schen Weg vor. – Sukzessionsunterstütze Wiederbewaldung heißt das im Fachjargon, das heißt. Bäume, die die Natur kos­ten­frei lie­fert, wer­den in den Wald der Zukunft inte­griert und dazwi­schen kli­ma­sta­bi­le Baumarten gepflanzt. Was bei alle­dem sehr deut­lich wird, es gibt nicht nur den einen Weg, der dog­ma­tisch auf allen betrof­fe­nen Schadflächen umzu­set­zen ist. Vielmehr ist die Vielfalt, nicht nur bei der Auswahl neu­er Baumarten, son­dern auch der wald­öko­lo­gi­schen Maßnahmen gene­rell, eine mög­li­che Strategie der Wiederbewaldung.

BU: Von Borkenkäfer befal­le­ner Fichtenbestand (Foto Landesforsten Rheinland-Pfalz, Jonathan Fieber)

BU: Nach Borkenkäferbefall abge­stor­be­ne Fichten (Foto Landesforsten Rheinland-Pfalz, Jonathan Fieber)

Die mobile Version verlassen