Mittelrhein. Ein Vortrag von Klimaschutzmanager Frank-Michael Uhle zum Thema „Klimaschutz im Rhein-Hunsrück-Kreis – Und was kann ich dazu beitragen?“ stand im Mittelpunkt des jüngsten Abends beim Lions Club Rheingoldstraße. Eingeladen hatte dazu Lions-Präsident Frank Karbach, der sein Amtsjahr unter das Motto „Global denken – lokal handeln“ gestellt hat.
Mit dem Referenten traf er thematisch ins Schwarze, denn der Rhein-Hunsrück-Kreis gilt national und international als Praxisbeispiel dafür, wie ein Strukturwandel dank erneuerbarer Energien gelingen kann. Wie Uhle ausführte, wurde der Kreis dafür 2018 von der Agentur für Erneuerbare Energien mit dem Titel „Energie-Kommune des Jahrzehnts“ ausgezeichnet. „Dennoch kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen, denn die nachhaltige Transformation des Landkreises dauert unvermindert an“, so der Klimaschutzmanager des Rhein-Hunsrück-Kreises.
Strom aus Windkraft für mehr als 400.000 Haushalte
Dabei ist die Erfolgsgeschichte, wie Uhles Ausführungen zeigten, absolut beeindruckend: Bis Mitte der 1990er Jahre musste der komplette Strombedarf im Kreis importiert werden. 1995 wurde das erste Windrad errichtet, das Strom für 200 Haushalte erzeugte. Heute, 30 Jahre später, produzieren 285 Räder die Strommenge für mehr als 400.000 Haushalte. 2023 wurden aus lokaler Biomasse, Fotovoltaik und Windkraft bilanziell rund 390 Prozent des Gesamtstromverbrauchs im Kreis erzeugt. „Damit ist der Rhein-Hunsrück-Kreis nach Einschätzung namhafter Experten als erster Landkreis in den Sektoren Wärme, Strom und Abfall bilanziell CO₂-neutral geworden“, berichtete Uhle.
Die Energiewende im Kreis wird von vielen regionalen Initiativen getragen und sei breit aufgestellt: 17 kommunale Nahwärmeverbünde versorgen Häuser auf Basis von Waldrestholz. Zwei Nahwärmenetze werden solarthermisch unterstützt. Das Baum- und Strauchschnittkonzept des kreiseigenen Abfallwirtschaftsbetriebs Rhein-Hunsrück Entsorgung (RHE) zur Beheizung von Schulzentren gilt bereits seit mehr als zehn Jahren bundesweit als vorbildlich. Bei diesem Konzept konnten bisher rund zehn Millionen Liter Heizöläquivalent ersetzt werden, was zu einer regionalen Wertschöpfung von über sieben Millionen Euro und rund 23.000 Tonnen CO₂-Einsparung geführt hat.
Jeder kann zur Energiewende beitragen
Die Erfolgsbilanz im Bereich Energiewirtschaft hat weitreichende Folgen: Der Kreis galt einst als strukturschwache Region. Heute liegt die Arbeitslosenquote unter dem Bundesdurchschnitt. „Viele Gemeinden sind schuldenfrei und verfügen über finanzielle Rücklagen“, betonte der Referent.
Er führte zudem aus, dass jeder persönlich zum Klimaschutz und zur Energiewende beitragen könne. Der Kreis bietet regelmäßig kostenlose Erstberatungstermine für Privathaushalte an. Hierbei geht es etwa um Energieeinsparungen im Haushalt oder eine Beratung hinsichtlich energetischer Sanierungs- und Förderprogramme. „Der Fokus liegt auf einer konsequenten Weiterentwicklung der regionalen Energiewende. Und da sind wir alle gefragt“, unterstrich der Kreis-Klimamanager. Lions-Präsident Frank Karbach bedankte sich sehr herzlich mit einem Weinpräsent für den Vortrag, der bei den Besuchern im Anschluss für viel Diskussionsstoff sorgte. Weitere Infos auch unter: www.lions-rheingoldstrasse.de.