Angepasste Wildbestände sind eine Voraussetzung
Boppard: „Der Wald ist mehr als die Summe seiner Bäume. Der Wald liefert Holz und schafft damit Arbeitsplätze im ländlichen Raum. Er bindet CO₂ und speichert Wasser. Der Wald ist Lebensraum für Pflanzen und Tiere und für den Mensch ein Freizeit- und Erholungsraum. Letzteres hat man sehr deutlich in der Zeit der Pandemie gespürt“, so Christian Keimer, der Vorsitzende des Waldbesitzerverbandes für Rheinland-Pfalz an lässlich der Mitgliederversammlung.
Aber dem Wald geht es schlecht. Nur noch 19 Prozent aller Bäume in Rheinland-Pfalz haben gesunde Kronen ohne sichtbare Schadmerkmale, so die offizielle Zahl des Waldzustandsberichtes 2022. Trockenheit und anschließender Borkenkäferbefall haben in den vergangenen Jahren den Wäldern zugesetzt und zu großen Kahlflächen geführt. Aktuell sind rund 48.000 Hektar, das entspricht 65.000 Fußballfeldern, von Dürre- und Borkenkäferschäden in Rheinland-Pfalz betroffen. Es kommt in den Wäldern zu einer erhöhten Waldbrandgefahr. Absterbende Kronen führen bei der Waldarbeit und bei Waldspaziergängen zu einer erhöhten Unfallgefahr. Die Kahlflächen müssen durch Naturverjüngung oder Pflanzungen wieder bewaldet werden. Private und kommunale Waldbesitzer müssen erhebliche Gelder investieren und es bleibt trotzdem eine große Unsicherheit, ob die neue Waldgeneration nicht wieder durch Trockenheit abstirbt.
Welche Baumarten bei verschärfendem Klimawandel angepflanzt werden können, stellte Dr. Ulrich Matthes, Leiter des Kompetenzzentrums für Klimawandelfolgen, in seinem Vortrag dar.
Damit Anpflanzungen gelingen und nicht vom Wild abgefressen werden, braucht es auch angepasste Wildbestände. Keimer forderte die Jäger zur Zusammenarbeit auf. Die Waldbesitzer erwarten eine deutliche Reduzierung von Reh‑, Dam‑, Muffel- und Rot wild. Hier sind die Jäger gefordert. Zum Thema neues Landesjagdgesetz stellte Keimer fest, dass, neben guten Ansätzen, der Entwurf die Interessen der Eigentümer teilweise schlechter stellt und teilweise Regelungen trifft, die nicht rechtssicher genug herausgearbeitet werden. Der Waldbesitzerverband wird aus Sicht des Waldes und der Waldeigentümer eine sachgerechte, fachlich fundierte Stellungnahme hierzu abgeben.
Kritisch äußerte sich Christian Keimer zu den Plänen einer zukünftigen Förderung der Forstwirtschaft. Nicht mehr die Investitionen in den Erhalt und in die Pflege der Wälder stehen im Vordergrund, sondern eine vom Bundesumweltministerium neu geschaffene Kriterienliste, die Nutzungsverzicht im Wald und Flächenstilllegungen priorisiert. Wir erleben einen Paradigmenwechsel in der Forstwirtschaft. Damit, so Keimer, ist dem Klimaschutz aber nicht gedient und wir verspielen Chancen, dass auch künftige Generationen gute Nutzungsmöglichkeiten durch die Ernte von Brenn- und Bauholz haben.
Europaabgeordnete Christine Schneider stellte in ihrem Vortrag die aktuellen Gesetzesinitiativen auf der EU-Ebene dar, bewertete diese und zeigte die Folgen für die Forstwirtschaft in Rheinland-Pfalz auf.