Boppard. „Drei Steine – die Graphic Novel gegen Rechts“ stellte Autor Nils Oskamp vergangene Woche an der Bischöflichen Realschule Marienberg in Boppard Schüler der achten bis zehnten Klasse vor. Mit Musik und Bildern erzählte Oskamp seine eigene Lebensgeschichte. Die Bistumsschule hatte den Autor aus Hamburg im Rahmen ihres Demokratietages zum 80. Gedenken nach der Befreiung Deutschlands von der Nazi-Diktatur eingeladen.
„Als ein Mitschüler in den 1980er Jahren in meiner Schulklasse in Dortmund den Holocaust verleugnet und weitere Nazi-Parolen propagiert, lehnte ich mich dagegen auf und sagte ihm klar meine Meinung“, begann Oskamp seine Lesung in Boppard. Unterlegt mit eigenen Zeichnungen zeigt Oskamp, wie er in seiner Schulzeit über Jahre zur Zielscheibe der örtlichen Neonazis wurde und mehrfach Mordanschlägen entkam. „Die Lesung mit Fragen dauerte zwei Stunden, aber die Zeit verging wie im Flug“, äußerten Schüler sich nach Oskamps Präsentation. Beeindruckt hatten die Hintergründe zur Geschichte des rechtsextremen Terrors auch die Lehrerschaft: „Dass Nazis bis heute in Deutschland eine so große Rolle spielen, Angst und Hass verbreiten, hätten wir nicht gedacht.“
An die Lesung schloss sich ein Graphic-Workshop für rund 40 Schüler mit Nils Oskamp an, der heute als Illustrator und politischer Bildner in Hamburg arbeitet. Nach theoretischem Input und berühmten Beispielen politischer Plakate skizzierten die Jugendlichen eigene Ideen für Plakate. Zwei der Skizzen arbeitet Oskamp für die Schule aus und lässt sie in A2-Format und als Aufkleber drucken. Sie können beim Schulfest am 16. Mai zusammen mit der Schulausstellung zur Lektüre „Drei Steine“ bewundert werden. Neuntklässler, die sich zwei Monate lang mit der Lektüre im Deutschunterricht beschäftigt haben, werden dann Gäste und jüngere Schüler durch die Ausstellung führen.
„Nils Oskamp erzählt seine bitteren Erfahrungen mit den Neonazis sehr lebendig und wirkt absolut authentisch“, ist das Fazit von Anja Dausner-Hammes, die als Teil der Arbeitsgruppe (AG) für Demokratiebildung das Projekt gegen Rechts initiiert hat. Auch Schulleiterin Kerstin Ollmann ist froh über die besondere Aktion: „Als Geschichtslehrerin kenne ich zwar das Interesse der Jugend an der Zeit des Nationalsozialismus, aber es ist einfach noch einmal etwas ganz anderes, wenn jemand die Folgen dieses Terrors in jüngster Zeit am eigenen Leib erfahren hat und davon berichtet.“
Eindrücke von dem Projekt sind unter www.dreistein.com/boppard zu sehen.