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Eingriffe in die Natur auf dem Eisenbolz

SPD, BfB und FDP stim­men für wei­te Befugnisse der Behörden.
Stadtrat lehnt Forderung von CDU, Grünen und FWG nach mehr Bürgernähe ab.

Boppard. Die Naturflächen des Bopparder „Natur-Wohnzimmers“ Eisenbolz, wer­den der­zeit kom­plett ver­än­dert. Die von Bündnis 90/Grünen geführ­ten Behörden, das Umweltministerium des Landes und die SGD Nord nen­nen das „Entbuschung“. Bei den Gegnern die­ser Maßnahmen geht die Beurteilungspalette dage­gen von Totalschlag, über Abholzung bis hin zu völ­lig überzogen. 

Jetzt war die Angelegenheit end­lich da, wo sie hin­ge­hört: im Bopparder Stadtrat. Der soll­te ent­schei­den, ob der von der Stadt Boppard bei der SGD Nord ein­ge­reich­te Widerspruch gegen wei­te­re Maßnahmen auf dem Eisenbolz auf­recht­zu­er­hal­ten war. 

Die Behördenvertreter Dr. Sound und Dr. Schmidt waren zur Sitzung ein­ge­la­den. Ihre Befürwortung der Maßnahmen war sicher. Sie sehen die jet­zi­gen Maßnahmen als Verpflichtung, die sich aus der Anerkennung des Oberen Mittelrheintals zur Welterbestätte erge­ben. Dr. Peter Sound, Landesumweltministerium dazu: „Wir sind Weltkulturerbe und nicht Weltnaturerbe, also nicht in der Kategorie der Naturlandschaften. Eingriffe in die Natur zu Herstellung und Erhalt der Kulturlandschaft sind Auftrag der UNESCO. Streuobstwiesen statt Wald. Bestandsaufnahmen von Flora und Fauna sind nicht erforderlich

Die Einstellung der Obersten Landesbehörden für Umweltschutz zum Naturerhalt ist bemer­kens­wert. In der Begründung zur Anerkennung des Oberen Mittelrheintals zum Welterbe durch die UNESCO wird die Natur als ein­ma­lig bedeu­tend her­aus­ge­stellt. Insbesondere die kli­ma­ti­schen Besonderheiten im Tal haben im Laufe der Jahrmillionen ganz beson­de­re Arten von Flora und Fauna ent­ste­hen las­sen. Smaragdeidechsen, beson­de­re Orchideen und auch die Schmetterlingsvielfalt sind hier in beson­de­rer Weise ent­stan­den. Die zur UNESCO-Aunahmeurkunde genom­me­ne MittelrheinCharta ver­pflich­tet außer­dem dazu, das Kultur- und Naturerbe des Rheintals zu erhal­ten, zu ver­wal­ten und umsich­tig weiterzuentwickeln. 

Für die seit län­ge­rer Zeit akti­ve Gruppe der Gegner die­ser Natureingriffe ver­tra­ten, mit Dipl.-Ing. Ulrich Kühl und Dr. Wolfgang Petersen, zwei aus­ge­wie­se­ne Experten in Sachen Natur deren Sicht im Stadtrat: „Das Thema ist so wich­tig, dass Meinungsvielfalt die Grundlage für eine Beurteilung der Maßnahmen ist und nicht ein­sei­ti­ge Berichterstattung durch die Behörden, war der Grund dafür“. Sie ver­such­ten, einen gemein­sam akzep­ta­blen Mittelweg zu errei­chen: Reduzierung der Entbuschung auf das maxi­mal not­wen­di­ge Mindestmaß, Kombination zwi­schen Offen- und Verbuschungsflächen, kei­ne Baumfällungen, eine Ergänzung der Baumbestände durch Obstkulturen und der Verzicht auf Bodenfräsung.

Die CDU stell­te die zurück­lie­gend erkann­ten Unzulänglichkeiten oder Fehler her­aus. Keine Offenlegung der Pläne bei den neu­en Vorhaben, wei­ter­hin kei­ne Beteiligung von Bürgern und Naturschutzverbänden, Durchsetzen der Maßnahmen ohne die Meinung der Bürger oder der Grundstückseigentümer anzu­hö­ren. Sie ver­lang­te eben­so wie die FWG mehr Transparenz bei den zukünf­ti­gen Maßnahmen, kri­ti­sier­te auch die Tiefenfräsung des Bodens, sowie das Fällen auch gesun­der, gro­ßer Bäume. Das waren hand­werk­li­che Fehler der aus­füh­ren­den Firmen, erklär­ten die Behördenvertreter. Garantieren konn­ten sie aber nicht, dass sie zukünf­tig unter­blei­ben werden. 

Auf Antrag von Philipp Loringhofen und mit den Stimmen von SPD, BfB, FDP und Linke wur­de dann ent­schie­den, den Widerspruch zurück­zu­neh­men, die Arbeiten wei­ter­zu­füh­ren und Fällarbeiten im Einvernehmen mit der Stadt mög­lichst ein­zu­schrän­ken, ohne die Maßnahmen zu verhindern.

Also: Weiter so, wie bis­her. Keine Offenlegung der Pläne, kei­ne Beteiligung der Bevölkerung, wei­ter Abholzen von Bäumen und groß­zü­gi­ge Entfernung des Lebensraums für Pflanzen und Tiere. 

Die Initiative wird wei­ter an jedem Freitag ab 16 Uhr über den Eisenbolz in den Resten der Natur wandern.

Klaus Thomas
Initiative „zum Erhalt der natur­na­hen Kulturlandschaft auf dem Eisenbolz“

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