Boppard. Zu den Biotoppflegemaßnahmen des Landes im Bopparder Naturschutzgebiet „Hintere Dick – Eisenbolz“ waren für die Bürger noch viele Fragen offen, und Vertreter der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD Nord) und des Umweltministeriums waren im Rahmen eines Bürgerdialogs nach Boppard gekommen, um sie zu beantworten: Es war ein konstruktiver Austausch zwischen Bürgern und den beteiligten Behörden, der am Donnerstag, 9. Februar, in der Bopparder Stadthalle stattgefunden hat. Das Interesse der Bevölkerung an dem Austausch war groß: Rund 70 Bürger waren gekommen, um mit den Beteiligten ins Gespräch zu kommen.
Dr. Axel Schmidt, Referent für Biotop- und Artenschutz bei der SGD Nord, erläuterte den Sinn und Zweck der Maßnahmen, zog ein erstes Fazit, gab einen Ausblick und beantwortete im Anschluss gemeinsam mit Prof. Dr. Martin Kaschny, Vizepräsident der SGD Nord, Muriel Schmitz, Referatsleiterin Naturschutz der SGD Nord, und Matthias Schneider, Referent im Landesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität, die Fragen aus den Reihen der Zuhörerinnen und Zuhörer. Fazit des zweieinhalbstündigen Bürgerdialogs war, dass die Behörden die Bürger in Zukunft schon vor Beginn der Entbuschungsarbeiten intensiver informieren und einbinden werden.
Dr. Axel Schmidt wies darauf hin, dass es um 1930 noch große zusammenhängende Streuobstflächen in der Region gab, die heute größtenteils verschwunden und verbuscht sind. Die SGD Nord sei gegenüber dem Land und der Europäischen Union verpflichtet, sich um diese Flächen zu kümmern. „Die Tierarten, um die es geht, kommen heute nur noch auf einem Bruchteil der Fläche vor“, betonte Dr. Schmidt. Die Biotoppflegemaßnahmen seien notwendig gewesen, um den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen. Allerdings habe die Behörde auf eine schnellere Wiederbegrünung gehofft, die sich durch den extrem trockenen Sommer 2022 und die erst im November einsetzenden Regenfälle stark verzögert hatte. „Das war etwas, womit wir selbst nicht gerechnet haben“, betont Dr. Schmidt.
Es sei normal, dass unmittelbar nach einer Entbuschung die Landschaft zunächst wüst aussehe, bis die Begrünung einsetze. Die SGD Nord bemühe sich um eine gute Kommunikation, habe aber 2.000 verschiedene Pflegeflächen in Rheinland-Pfalz zu betreuen. „Wir hätten öfter vor Ort sein müssen, aber das war nicht möglich“, gab Dr. Schmidt zu Bedenken. Auch im Dammigbachtal seien Bäume gefällt worden, vor allem Erlen, wo es auch den einen oder anderen Baum gegeben habe, der nicht hätte gefällt werden müssen, räumte die Behörde ein. Ende Februar werde die Freistellung der Flächen durch die Landesbehörde abgeschlossen sein und in der zweiten Jahreshälfte soll mit der Beweidung der Flächen durch Ziegen und Schafe begonnen werden.
Die Bürger hatten ausführlich Gelegenheit, ihre Wünsche an die Behörden, Fragen und auch Kritik an den Maßnahmen zu äußern. Die Fragen aus der Bevölkerung betrafen unter anderem das Zusammenspiel mit dem laufenden Flurbereinigungsverfahren, die Kommunikation sowie die Beweidung und Pflege der Flächen. Die SGD Nord sicherte zu, dass jeder, der in Zukunft Streuobstbäume pflanzen möchte, diese auch von der Behörde zur Verfügung gestellt bekommt. Es wurde jedoch betont, dass man sich vorher darüber im Klaren sein müsse, dass es sich um eine intensive Kultur handelt, die auch einen gewissen Pflegeaufwand mit sich bringt. Wer sich gegen Streuobst entscheidet, kann auf Wunsch auch Wildobst- oder Walnussbäume zur Verfügung gestellt bekommen.
Auch in Zukunft sollen Exkursionen in das Naturschutzgebiet stattfinden. Die Beteiligten sicherten auch zu, weiterhin im Dialog mit der Stadt und den Flächeneigentümern zu bleiben.