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Amphibienschutz in Boppard

Krötenwanderung

Boppard. Über den Aufbau von Krötenzäunen sowie die Straßensperrung im Mühltal wäh­rend der Hauptwanderungszeit der Amphibien wur­de in der Presse berich­tet. Jetzt lie­gen die Ergebnisse die­ser Schutzmaßnahmen vor. 

Überall pro­fi­tier­ten die Amphibien von den Regenfällen der ver­gan­ge­nen Monate. 

Im Mühltal wur­den rund 1.400 Erdkröten und 144 Feuersalamander durch Ehrenamtliche von der Straße gesetzt (Vorjahr: 888 Erdkröten und 26 Salamander). Dazu kom­men in die­sem Jahr 56 Grasfrösche und 26 Molche. 

Von der nächt­li­chen Sperrung der Straße pro­fi­tiert jedoch eine noch weit grö­ße­re Anzahl an Tieren, denn die Ehrenamtlichen kon­zen­trie­ren sich vor allem auf den Straßenabschnitt, der auch bei erfolg­ter Sperrung von Anliegern noch befah­ren wer­den darf. 

Oberhalb der Einmündung des Steinigbachs sind die Tiere Dank der Sperrung nicht mehr gefähr­det, müs­sen daher nicht umge­setzt wer­den und wer­den so auch nicht gezählt. 

Im Mühltal erschei­nen auf einer Strecke von drei bis vier Kilometer Amphibien auf der Fahrbahn. Bedenkt man dies, dann wird erst recht deut­lich, wie segens­reich die Straßensperrung ist. 

Im Kurpark in Bad Salzig konn­ten gegen­über dem Vorjahr mehr als dop­pelt so vie­le Erdkröten bei ihrer Laichwanderung zum Teich schüt­zen. 904 Kröten (2023: 443) kamen hier über­wie­gend an dem Zaunsystem ent­lang der Leonorenstraße an oder fie­len in Lichtschächte hin­ter Haus 3 der Mittelrheinklinik, wor­aus sie zeit­nah befreit wurden. 

Hoffnung bestand auch für eine Erholung des Bestands an Erdkröten für den Bereich der Vorderen Dick. Dies ist das Hinterland der Rheingoldstraße zwi­schen Weiler und dem Dammigbach. Von hier kamen frü­her für gewöhn­lich über 1.000 Kröten am Schutzzaun ent­lang der Rheingoldstraße an. Zwischen 2019 und 2020 kam es nach Entbuschungen in dem Bereich zu einem Einbruch der Anzahl an Kröten, die erfolg­reich umge­setzt wer­den konn­ten, von zuletzt noch 849 auf nur­mehr 61. Danach stieg die Anzahl 2023 zag­haft an auf 165. Die guten Amphibienbedingungen der ver­gan­ge­nen Monate erbrach­ten hier ledig­lich einen wei­te­ren Zuwachs um 22 Individuen, also auf 187 Kröten in die­sem Jahr. 

Rabiate Landschaftspflegemaßnahmen mit dem Ziel einer offe­ne­ren Landschaft, die sel­te­nen Vögeln und Insekten nut­zen soll, gehen hier nahe­zu unver­min­dert weiter.

Dass man damit Bodentieren wie den Kröten ganz erheb­lich scha­det, will man nicht sehen, nicht in den Naturschutzbehörden, nicht im Ministerium und nicht ein­mal bei den gro­ßen Naturschutzverbänden GNOR und NABU. 

Dabei gehö­ren Erdkröten wie alle Amphibien zu den Tieren, die laut Naturschutzgesetzgebung beson­ders zu schüt­zen sind. Da könn­te man sich schon ein­mal Gedanken dar­über machen, ob so ein Mulcher alle Vegetation vom Erdboden abscha­ben, des­sen obe­re Schicht sogar zer­brö­seln darf oder das Mähwerk auf zehn Zentimeter Höhe ein­ge­stellt wer­den soll­te. Für die hier leben­den Erdkröten und vie­le ande­re Tiere wür­de das einen ent­schei­den­den Unterschied machen. Vorgaben in die­ser Richtung kann oder will man jedoch nicht machen. 

Berücksichtigt wer­den nur die „rele­van­ten Zielarten“ des Naturschutzes. Kröten sind heut­zu­ta­ge anschei­nend irrelevant. 

An vom Teich abwan­dern­den Kröten wur­den in die­sem Jahr weni­ger erfasst, näm­lich 283 im Kurpark gegen­über 605 hier im ver­gan­ge­nen Jahr. 

Vielleicht ist ein Teil der Tiere neue Wege gegan­gen und hat die Hilfe bei der war­men Witterung nicht mehr so gebraucht. Vielleicht aber blei­ben die Kröten auch wie­der zuneh­mend im Inneren des Kurparks, wo sich nach Fertigstellung der Bauarbeiten das Gelände wie­der gut ent­wi­ckelt. Der Uferbereich des natur­nah gestal­te­ten Bachs zum Beispiel wird Kröten güns­ti­ge Unterschlüpfe bieten.

Petra Lorenz

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