Eine ganz andere Abendmesse am Mittwoch
Boppard. Fast 10.000 Kilometer, die meisten davon Luftlinie über den großen Teich, liegen zwischen Boppard und Los Angeles. Dementsprechend ist nicht nur die Anreise von der Westküste der USA eine weite, sondern auch die Vorfreude sehr groß für die 88 Mitglieder dieser etwas anderen amerikanischen Reisegruppe, die im März nach Deutschland und an den Rhein kommen.
Die meisten der 88 Reisenden sind passionierte Musiker, vor allem Laien, aber auch Profis sowie 30 Vollzeit-Studenten mit Schwerpunkt Chor oder Orchester. Und sie kommen nicht zum klassischen Urlaub nach Europa, sondern zum Konzertieren in der Basilika St. Severus.
Am Mittwoch, 29. März, 19 Uhr, geben die Gäste aus weiter Ferne ein Benefizkonzert. Auf dem Programm: Johann Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem für Chor, Orchester und Orgel als zentrales Werk.
Dirigenten sind Dr. Ariel Quintana (Chor) und Dr. Dean Andersen (Orchester), an der Orgel begleitet Dr. Kimo Smith. Alle drei sind Professoren an der La Sierra University in Loma Linda, Kalifornien, und bringen sowohl ihre Studenten als auch Mitglieder zweier Chöre, Quintanas sowie eines Community Orchestras (Anderson) mit.
„Wir sind nicht nur multikulti, sondern auch generationsübergreifend”, beschreibt Quintana seine Truppe. Bei seinen Sängern reicht die Altersspanne von 19 bis weit über 80 Jahre. Besonders spannend und untypisch für eine solche selbst-finanzierte Konzertreise ins Ausland ist jedoch, dass in dieser multikulturellen Truppe gleich mehrere Familien gemeinsam singen: wie beispielsweise die Hegstads or Lunas, wo die Eltern seit Jahrzehnten im Kirchenchor der First Presbyterian Church of Hollywood singen und inzwischen nun der Nachwuchs an der LSU Gesang studiert. Tochter Chloe Hegstad (Alto) sowie Sohn Ian Luna (Bass) sind zwei der vier Requiem-Solisten, das Quartett wird durch Iman Haq (Soprano) und Ernesto Herrera Miranda vollständig. Tenor Herrera Miranda ist gebürtiger Kubaner, und nicht nur Sänger, sondern auch Komponist. Als Zugabe, sofern das Publikum diese wünscht, ist die Europa-Premiere eines seiner Werke geplant. Ein echtes Familientreffen wird die Europatournee auch für die Smiths: Organist Dr. Kimo Smith reist sowohl mit seiner Frau Cheryl, die im Chor singt, als auch seinen Brüdern Kawika und Keoni. Ursprünglich kommen alle drei von der Pazifik-Insel Hawaii.
Darauf „nun endlich in Deutschland zu singen, freuen wir uns alle“, sagt der gebürtige Argentinier und wird dabei leicht emotional. „Wir haben lange auf diesen Moment gewartet und können es kaum erwarten, bald bei Euch zu sein. Historische Kirchen und Kathedralen wie St. Severus gibt es in den USA nicht. “Es wird ein ganz besonderes Erlebnis für uns alle sein, die Musik, die wir alle so lieben, endlich in Gotteshäusern zu erfahren, für die diese Werke auch komponiert wurden.“
Bereits 2022 kamen die verschiedenen Ensembles von La Sierra University, First Presbyterian Church of Hollywood, Sierra Linda Master Chorale und bereits in den USA zusammen, um gemeinsam das Mozart Requiem zu präsentieren. In Deutschland sind drei Auftritte geplant. Das erste Mozart-Requiem Konzert findet am Dienstag, 28. März in der Speyerer Gedächtniskirche statt, am Donnerstag, 30. März, gibt es ein Deutsch-Amerikanisches Freundschaftskonzert in der American Protestant Church in Bonn.
Die Verbindung nach Boppard ist eine sehr persönliche. Angelika Wegner, die als Reiseführerin den Studentenchor in Kooperation mit dem amerikanischen Reiseveranstalter Inside Europe Travel Experiences begleitet, hat den Kontakt zur gastgebenden Kirche zusammen mit Petra Winkler von Boppard Tourismus hergestellt.
Bereits am Nachmittag wird es am Mittwoch, 29. März, eine öffentliche Probe geben, bevor dann um 19 Uhr das Mozart-Requiem sowie eine Auswahl geistlicher Werke im Konzert zu hören sind. Der Eintritt ist frei – eine Spendenmöglichkeit ist aber gegeben.
Die mittwochs um 18 Uhr regulär stattfindende Vesper mit Messe fällt an diesem Abend zugunsten dieses Konzertes aus.