Region. Gäbe es politische Seismografen, dann wäre am Wahlsonntag, 23. Februar, ein Beben großer Stärke registriert worden: Die desaströse Ampelpolitik wurde abgestraft, SPD, Grüne und FDP bekamen ihre Quittungen für ihre klägliche Arbeit. Auch im heimischen Wahlkreis Mosel/Rhein-Hunsrück war dies so: Hier geht die CDU mit 34,9 Prozent als klarer Sieger aus der Bundestagswahl hervor. Die AfD, die sich bundesweit nahezu im Ergebnis verdoppelte, hatte mit 19, 6 Prozent ebenfalls allen Grund zur Freude. Neben dem Christdemokraten Dr. Marlon Bröhr, der mit 38,2 Prozent der Erststimmen erneut souverän das Direktmandat gewinnen konnte, werden auch der Bad Salziger Julian Joswig (Grüne) und Jörg Zirwes (AfD) dem neugewählten Bundestag angehören. Beide zogen über die Landesliste ihrer Parteien in den Bundestag ein. Bitter verlief der Wahlsonntag für die FDP-Politikerin Carina Konrad, die nach zwei Legislaturperioden in Berlin ihr Büro räumen muss, da die FDP an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte. Auch der Bopparder Sozialdemokrat Umut Kurt verfehlte sein Ziel: Aufgrund des schlechten Zweitstimmenergebnisses der SPD reichte sein Listenplatz nicht.
Betriebsamkeit in Berlin
In Berlin herrschte in der zu Ende gehenden Woche große Betriebsamkeit: Während die Parteispitzen von CDU und SPD Gespräche aufgenommen haben, die hoffentlich zügig in einer Koalition münden, damit die vielfältigen Probleme angepackt werden können, kamen die Fraktionen mit den zahlreichen „Neuen“ erstmals zusammen. Auf der Fraktionsebene oberhalb des Plenarsaals sah man viele optimistische Gesichter, aber auch sichtlich enttäuschte Abgeordnete.
Für viele heißt es jetzt Abschied nehmen von der großen politischen Bühne. Die Journalisten, die wie immer vor den Fraktionsräumen auf den schwarzen Lederbänken geduldig auf Statements warteten, konnten neben knallharten politischen Informationen auch jede Menge Emotionen einfangen.
Die drei Abgeordneten aus dem Wahlkreis Mosel/Rhein-Hunsrück, die in der neuen Legislaturperiode dem Deutschen Bundestag angehören, haben alle Wurzeln in der Kommunalpolitik. Dr. Marlon Bröhr (50) – in Berlin ist er ordentliches Mitglied im Verteidigungs- und Petitionsausschuss – war früher Bürgermeister und Landrat in Simmern. Der ehemalige Berufssoldat Jörg Zirwes (56) wirkte zuletzt als AfD-Fraktionsvorsitzender im Kreistag Cochem-Zell und der junge Wirtschaftswissenschaftler Julian Joswig (31) zeigte unter anderem als Fraktionsvize im Simmerner Kreistag, dass er Politik kann.
Der Weg des Trios unter die Kuppel des Reichstags war alles andere als ein Selbstläufer: Wegen der Änderung des Wahlrechts war ein Erststimmensieg im Wahlkreis noch kein Freibrief. Nach dem Zweitstimmenergebnis haben elf rheinland-pfälzische Abgeordnete der CDU ein Bundestagsmandat gewonnen. Da aber in den insgesamt 15 Wahlkreisen 14 Christdemokraten bei den Erststimmen die Nase vorn hatten, kam es darauf an, mit einem möglichst guten Ergebnis den Wahlkreis zu gewinnen, damit man nicht am Ende trotz eines Sieges „leer ausgeht“. Bröhr gelang dies mit 38,2 Prozent problemlos. Julian Joswig (Listenplatz 4) und Jörg Zirwes (Listenplatz 7) mussten am Wahlsonntag lange bangen, doch am Ende war die Freude groß. Beide haben es gerade so geschafft.
[za]
Grafik: Wahlkreis Mosel/Rhein-Hunsrück – Bis auf die VG Kirchberg, dort hat die AFD die Nase vorn, hat alle anderen Bezirke die CDU gewonnen.