Boppard. Nach einem langen Berufsleben – davon 30 Jahre als selbstständige Steuerberaterin – hat Claudia Peter ihre Kanzlei mit Wirkung vom 1. April an Nachfolger übergeben. „Es war eine wunderschöne Zeit“, sagt die Bopparderin. „Die Arbeit hat mir bis zuletzt große Freude gemacht“, zieht die bald 67-Jährige eine zufriedene Bilanz.
Mit der Übergabe ihrer Kanzlei in der Peter-Josef-Kreuzberg-Straße an Vincent Masendorf und Sebastian Vickus, die unter dem Namen Mavitax Steuerberatung PartG mbB die vertrauensvolle Arbeit ihrer Vorgängerin fortführen wollen, beginnt für Claudia Peter eine neue Lebensphase mit deutlich mehr Freizeit. „Ich werde zwar meinen Nachfolgern in der Übergangsphase bei Bedarf noch unterstützend zur Seite stehen und auch weiterhin gute Freunde steuerlich beraten. Aber insgesamt werden die Tage fortan nicht mehr von Arbeit geprägt sein“, sagt sie im Telefongespräch mit dem RHA-Redakteur, das sie während des Frühstücks in ihrem Wohnmobil mit Blick auf das malerische „Le Mon-Saint-Michel“ in der französischen Bretagne führt. „In meinem Wohnmobil habe ich auch ein kleines Büro“, beschreibt sie ihren neuen, deutlich entspannteren Lebensalltag.
Der Weg war kein Spaziergang
Der Weg bis zur eigenen Kanzlei war für Claudia Peter kein Spaziergang. Nach einer Lehre zur Industriekauffrau bei der BOMAG in Boppard arbeitete sie zehn Jahre in Frankfurt bei zwei Steuerberatern. „Sechs Jahre davon sammelte ich wertvolle Erfahrungen bei einer französischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft“, erinnert sich Claudia Peter an ihre Zeit in der hessischen Metropole. Danach zog es sie („Ich bin ein Bopparder Mädchen“) wieder in die Heimat. „Kurz nach Ende der Probezeit bei einem Steuerberater in Buchholz wurde ich schwanger und brachte dann bald meine Tochter zur Welt“, nennt sie den Grund für eine nur kurze Beschäftigung. Claudia Peter nutzte die Monate mit anschließendem Mutterschutz, um ihre Prüfung zur Steuerberaterin abzulegen. „Dazu musste man zehn Jahre Praxis nachweisen, dass konnte ich ja“, stellt sie im Rückblick fest. „Vor wenigen Tagen jährte sich der Tag meiner Prüfung in Koblenz zum 30. Mal“.
Kaum hatte sie ihre Prüfung bestanden, zögerte sie nicht lange und plante die Eröffnung einer eigenen Kanzlei. „Ich kannte die Selbstständigkeit ja von meinen Eltern, die früher in Boppard das Hotel Hubertus betrieben hatten“, verrät sie ihre „genetische“ Veranlagung zur Gründung eines eigenen Betriebes.
Startschwierigkeiten gab es keine: Die Berufserfahrungen, ihre Bekanntheit und die guten Kontakte zu ihrem früheren Chef in Frankfurt („Über ihn habe ich einige Aufträge erhalten) und eine sehr ungewöhnliche Nachricht auf dem Anrufbeantworter sollten dafür sorgen, dass die Kanzlei gut ins Laufen kam.
„Hier spricht Fräulein Zils“
Mit der Nachricht „Hier spricht Fräulein Zils“ hatte es Folgendes auf sich: „Fräulein Zils war eine 81-jährige Steuerberaterin, die über den Telefonanruf eine Nachfolge für ihre Steuerberatungsgesellschaft suchte. Das habe ich dann gemacht“, denkt Claudia Peter gerne an die Übernahme des „Staffelstabes“ aus den Händen von Fräulein Zils zurück. Jetzt, 30 Jahre später, hat sie diesen Stab erfolgreich weitergereicht. „In all den Jahren habe ich sieben junge Leute ausgebildet und ein Mitarbeiter hat sogar 29 Jahre lang bis zu seinem Ruhestand bei mir gearbeitet“, so Claudia Peter, die froh ist, dass ihre Beschäftigten von ihren Nachfolgern übernommen wurden. „Falls Sie noch Fragen haben, können Sie mich gerne jederzeit anrufen. Ich bin ja in meinem Büro im Wohnmobil überall erreichbar“, scherzt sie am Ende des Telefonats mit dem RHA-Redakteur.