Boppard. Familiennamen stehen häufig in einer besonderen Verbindung zu Städten und Ortsgemeinden. Namensforscher gehen wissenschaftlich auf die Suche nach dem Ursprung von Nachnamen. Während überregional besonders häufige Namen eindeutig auf Berufe basieren – beispielsweise Müller, Weber, Schmied, Wagner oder Bäcker – lassen sich andere nur sehr mühsam erklären.
Interessant auch, dass es regionale Häufigkeiten von Nachnamen gibt: Auf der anderen Rheinseite in Osterspai ist Rindsfüsser ein „typischer“ Nachname, in der Westerwald-Gemeinde Arzbach heißen sehr viele Menschen Gerharz, in Gemeinden am Rhein und Hunsrück beispielsweise Muders.
In Boppard gibt es einen Nachnamen, der offenkundig eine besondere Bedeutung und Geschichte hat: Schunk. Denn das „Schunk´sche Kreuz“ vor dem ehemaligen „Schunks Haus“, einem historisch wertvollen wunderschönen Fachwerkshaus, das von Dr. Eberhard Hesse und seiner Frau liebevoll restauriert worden ist, ist ebenso wie das alte Gebäude Indiz dafür, dass Schunk kein „Allerweltsnamen“ ist. Und in der Bopparder Basilika St. Severus befindet sich ein Gedenkstein für den 1725 verstorbenen „hessisch-rheinfelsischen Sekretär und Bürgermeister von Boppard“, Philipp Jacob Neesen, genannt Schunk.
Was hat es auf sich mit dem Namen Schunk, der für Boppards Geschichte offenkundig alles andere als unbedeutend war? Für Namensforscher, Historiker und Heimatkundler ist der Hinweis „genannt Schunk“ auf dem Gedenkstein des Bürgermeisters Antrieb Anlass, um in Chroniken und Niederschriften zu stöbern.
Bei intensiven Namensrecherchen zurück ins 16. Jahrhundert gibt es nachvollziehbare Verbindungen durch Eheschließungen der Namen Niedere, Herter und Schunk. Außerdem fällt bei der Suche nach der Bedeutung des Namens Schunk auf, dass es mehrere Familien Neesen in Boppard um Umgebung mit dem Zusatz „genannt Schunk“ gab, Recherchen lassen den Schluss zu, dass Schunk vielleicht eine Bezeichnung für eine wichtige, herausgehobene Tätigkeit war. Eine solche Persönlichkeit war der bereits erwähnte Bürgermeister von Boppard, Philipp Jacob Neesen, genannt Schunk.
Der Familienname Schenk steht historisch für das, was man im besten Sinne als gut situierte und loyale mittelrheinische Beamtenfamilie bezeichnen kann. Die nachverfolgbare gemeinsame Historie mit den Familien Niedere, Herter und Neesen ist eine Seite der Schunks. Eine andere ist, dass sie in weiten Teilen der Gesellschaft geachtet wurden. Dazu passt, dass der Fuhrmann Jacob Niedere im Jahr 1739 das „Schunk´sche Kreuz“ stiftete.
Dieses Kreuz ist ein wertvolles und bedeutendes Wahrzeichen der Stadt. Für Touristen ist es ein unverzichtbares Fotomotiv. Zumal es in der Verlängerung der Rheinallee im Kreuzweg unmittelbar vor einem der imposanten Fachwerkhäuser im Mittelrheintal steht: dem ehemaligen „Schunks Haus“. Das 1737 erbaute Fachwerkhaus befand sich bis vor einigen Jahren in einem beklagenswerten Zustand. Doch dann hat glücklicherweise das Ärzteehepaar Dr. Eberhard Hesse / Barbara Sturm-Hesse diese betagte Immobilie gekauft und mit großem Aufwand restauriert und renoviert. Eberhard Hesse, der nach dem Abitur in Boppard zuletzt in Norddeutschland gemeinsam mit seiner Frau eine Praxis betrieben hatte, erfüllte sich mit der Rückkehr nach Boppard und dem Einzug in das Fachwerkhaus ein Traum. „Schunks Haus“ und das „Schunk´sche Kreuz“ haben für die Hesses eine ganz besondere Bedeutung.
Eine besonders emotionale Bindung zu Boppard hat auch Harald Schunk. Anders als die Hesses lebt er zwar nicht in unmittelbarer Nähe zum „Schunks Haus“, dem „Schunk´schen Kreuz“ und dem Grabstein in der Basilika. Aber ihn verbindet der Familienname. Der 83-Jährige aus Kitzingen am Main betreibt seit vielen Jahrzehnten Familienforschung. Als „direkter“ Nachfahre des 1725 verstorbenen Bürgermeisters Philipp Jacob Neesen (Schunk), hat der frühere Chefredakteur und Verleger einer Tageszeitung eine intensive Verbindung zu Boppard. „Schon mein Vater hatte sich intensiv mit dem Ursprung unseres Nachnamens beschäftigt“, sagt Harald Schunk. „Doch bis heute sind noch nicht alle Querverbindungen zwischen Familien mit dem Namen Schunk an unterschiedlichen Orten in Deutschland geklärt.“
Harald Schunk jedenfalls fühlt sich Boppard in besonderer Weise verbunden, seine familiären Wurzeln sind in der Stadt am Rhein. Für ihn und seine mittlerweile verstorbene Frau war es deshalb besonders bewegend, dass sie am 28. Oktober 1983 in Boppard geheiratet haben. Der Name Schunk – dies wird an diesem Beispiel deutlich – ist mehr als trockene und angestaubte Geschichte. Schunk steht für Lebendigkeit und Liebe zur Stadt.