Freitag, Juni 13, 2025
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    RHA-Interview mit dem Leiter des Forstamtes Boppard

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    Gefahr: Borkenkäfer kann sich erneut explo­si­ons­ar­tig vermehren

    Leiter des Forstamtes Boppard - Axel HenkeBoppard/Region. Die Wälder lei­den seit Jahren unter den Folgen des Klimawandels. Dramatische Schädigungen sind auch für Laien kaum noch zu über­se­hen. Auch der hei­mi­sche Wald ist in Gefahr: Stürme, Trockenheit und Schädlinge haben den Bäumen erheb­lich zuge­setzt. Im RHA-Interview mit dem Leiter des Forstamtes Boppard, Axel Henke, wird deut­lich, wie es um unse­ren Wald bestellt ist.

    Wie sieht es mit dem Wasserhaushalt im Wald nach dem ins­ge­samt tro­cke­nen ers­ten Quartal des Jahres aus?
    Dem war­men Winter hat sich ein sehr tro­cke­nes Frühjahr ange­schlos­sen. Die Waldböden sind bis rund 50 Zentimeter Tiefe aus­ge­trock­net. Es fehlt aus­gie­bi­ger Niederschlag, damit die Bäume nicht bereits im Juni unter Trockenstress leiden.

    Hat das mode­ra­te Wetter 2024 zur Erholung des gestress­ten Waldes beigetragen?

    Das feuch­te, mode­ra­te Wetter 2024 hat im Ökosystem Wald für eine Entspannung gesorgt. Aber eben nur für eine Entspannung, durch Trockenheit und Insekten geschä­dig­te Bäume haben sich in ihrer Vitalität kaum ver­bes­sert. Es konn­ten sich im feuch­ten Sommer/Herbst gesun­de vita­le Knospen an den Waldpflanzen bil­den, die jetzt in ihrer Pacht voll aus­ge­trie­ben sind. Dadurch erscheint der Wald sehr dicht und grün, die Fotosynthese läuft auf Hochtouren. Aber das kann in eini­gen Wochen, wenn der Trockenstress wie­der beginnt, schon ganz anders aussehen.

    Welche Bäume berei­ten Ihnen die größ­ten Sorgen?
    Sollte sich kein aus­rei­chen­der Niederschlag in der aktu­el­len Vegetationsphase ein­stel­len, wird sich der Borkenkäfer wie­der explo­si­ons­ar­tig ver­meh­ren und die rest­li­chen ver­blie­be­nen Fichten-Wälder befal­len und zum flä­chi­gen Absterben brin­gen. Alte Buchen wer­den ver­mehrt unter der Trockenheit lei­den. Dramatisch ist das vor zwei Jahren begon­ne­ne Ausfallen der Eichen in den Niederwäldern an den Rheinhängen und in den Seitentälern durch den Eichenprachtkäfer. Der hei­mi­sche, ehe­mals harm­lo­se Käfer ist durch die Wärme in sei­ner Biologie der­art begüns­tigt, dass er sich präch­tig ver­mehrt, durch Trockenheit geschä­dig­te Eichen befällt und in sei­ner zwei­jäh­ri­gen Entwicklungszeit abster­ben lässt. Der Verlust der Eichenwälder an den Rheinhängen hät­te enor­me Auswirkungen auf Bodenerosion, Hangrutsche, Wasserrückhalt bei Starkregen und das Kleinklima für die Städte und Dörfer im Mittelrheintal.

    Wie schrei­tet der kli­ma­an­ge­pass­te „Waldumbau” fort?
    Die in den ver­gan­ge­nen sechs Jahren neu ange­leg­ten Waldkulturen pro­fi­tier­ten von dem aus­rei­chen­den Niederschlag in der letzt­jäh­ri­gen Vegetationsperiode. Die Forstleute kon­trol­lie­ren die­se regel­mä­ßig: Ausgefallene Jungbäume wer­den nach­ge­bes­sert, Zäune kon­trol­liert, ob Wild die klei­nen Pflanzen abäst. Versuchsflächen mit kli­ma­re­si­li­en­te­ren Baumarten sind ange­legt, und wir bau­en die­se kon­ti­nu­ier­lich aus. Derzeit las­sen wir Saatgut aus Südtirol im staat­li­chen Pflanzgarten in Trippstadt anzie­hen und wol­len die­se Pflänzchen dann im Herbst und Frühjahr in die Wälder set­zen. Das sind Baumarten der wis­sen­schaft­lich pro­gnos­ti­zier­ten, poten­zi­el­len natür­li­chen Vegetation der Flaumeichenmischwälder, wie Flaumeiche, Manna-Esche und Hopfen-Buche.

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