Donnerstag, Mai 15, 2025
Mehr...
    Start Aktuell Niedrigwasser belastet die Schifffahrt auf dem Rhein

    Niedrigwasser belastet die Schifffahrt auf dem Rhein

    105

    Rheinpegel BoppardMittelrhein. Der Klimawandel mit einer nach­ge­wie­se­nen Zunahme von Wetterextremen macht auch dem Rhein zu schaf­fen. Starkregenereignisse sor­gen für schnell anstei­gen­de Pegel und Hochwasserlagen, Hitze- und lan­ge Trockenperioden für Niedrigwasser, das immer öfter zu einem Problem für die Binnenschifffahrt wird. Denn dem Rhein, der bedeu­tends­ten Wasserstraße Europas, fehlt an vie­len Tagen im Jahr aus­rei­chend Wasser. Perspektivisch immer weni­ger Schmelzwasser von Gletschern, gerin­ge­re Schneemengen in den Alpen und eben die lan­gen Dürreperioden im Sommer machen das Wasser im Rhein zur Mangelware – mit erheb­li­chen wirt­schaft­li­chen Folgen. Sinken die Pegel, kön­nen die Frachtschiffe nur deut­lich weni­ger zu gleich­zei­tig höhe­ren Preisen trans­por­tie­ren. Länger anhal­ten­de Phasen des Niedrigwassers gefähr­den die Versorgungssicherheit der Industrie und füh­ren bei Kunden zu deut­li­chen Preissteigerungen. Der Klimawandel hat buch­stäb­lich sei­nen Preis.

    Rheinvertiefung kommt
    Kein Wunder des­halb, dass die Politik dafür sor­gen will, dass der Gütertransport auf dem Rhein auch in Zukunft gesi­chert ist. Mit einem Großprojekt wie der Rheinvertiefung – der soge­nann­ten Abladeoptimierung der Fahrrinnen am Mittelrhein – soll dies erreicht wer­den: Die gesam­te 120 Meter brei­te Fahrrinne wird so ver­tieft wer­den, dass eine durch­ge­hen­de Fahrrinnentiefe im Niedrigwasserbereich von 2,10 Meter unter dem „Gleichwertigen Wasserstand“ erreicht wird. Dieses mil­lio­nen­schwe­re Großprojekt wur­de in die höchs­te Kategorie des Bundesverkehrswegeplans ein­ge­stuft, der Bedarf wur­de per Gesetz fest­ge­stellt. Die Bauphase der Abladeoptimierung am Mittelrhein ist für das Zeitfenster zwi­schen 2030 und 2033 geplant.

    Zustimmung und Ablehnung
    Für die poli­ti­sche Entscheidung für eine Abladeoptimierung gibt es viel Zustimmung – aber auch ableh­nen­de Kritik. Während Industrie, Reedereien und Frachtschiffer das Projekt begrü­ßen, leh­nen Umwelt- und Naturschützer die Rheinvertiefung ab und war­nen vor den Folgen. Eine Befürchtung des BUND Rheinland-Pfalz: Die öko­lo­gisch wich­ti­gen Flachwasserzonen in den Uferbereichen könn­ten aus­trock­nen, wich­ti­ge Lebensräume bei­spiels­wei­se für die Jungfischentwicklung, Muscheln und Libellen wür­den geschä­digt. Der BUND denkt in eine ande­re Richtung: „Wir soll­ten nicht den Rhein an die Schiffe anpas­sen, son­dern die Schiffe an den Rhein. Die ein­ge­plan­ten Millionen könn­ten bes­ser in Projekte zur Entwicklung von Schiffen mit gerin­ge­rem Tiefgang und für die ent­spre­chen­de Modernisierung der Schiffsflotte inves­tiert wer­den“, steht auf der BUND-Homepage.

    Auch für das Flussbett außer­halb der Fahrrinne befürch­ten vie­le Umweltexperten das Schlimmste: Durch die geplan­te Vertiefung der Fahrrinne und das dadurch schnel­ler abflie­ßen­de Rheinwasser droht ein wei­te­res Absinken des Grundwasserspiegels und eine Zunahme vor „Trockenabschnitten“ im Flussbett. Der Umweltverband WWF warnt vor einer Fahrrinnenvertiefung: Die Strömungsgeschwindigkeit erhö­he sich, das Wasser flie­ße schnel­ler ab und die Auswirkung auf die Flusssohle, ein wich­ti­ger Lebensraum für Kleinstlebewesen, sei verheerend.

    Staustufen sehr teuer
    Es gibt auch Stimmen, die als Alternative zur Rheinvertiefung auf den Bau von Staustufen am Rhein set­zen. Der Rheinpegel könn­te so ähn­lich wie an der Mosel kon­trol­liert auf einem Niveau gehal­ten wer­den, der die Frachtschifffahrt gewähr­leis­tet. Doch auch hier gibt es kla­re Gegenargumente: Neben den enorm hohen Kosten für den Bau der Staustufen und Schleusenanlagen wür­den auch die Staustufen zu Veränderungen der Fließgeschwindigkeit des Wassers und sei­nes Sauerstoffgehaltes füh­ren. Das natür­li­che Ökosystem wür­de, so die Gegner von Staustufen, stark geschädigt.

    Pro und kon­tra Rheinvertiefung
    Hier eini­ge Argumente für bezie­hungs­wei­se gegen eine Rheinvertiefung (Abladeoptimierung): 

    Pro: Schiffe aller Größen kön­nen auch bei Niedrigwasser mit vol­ler Fracht fah­ren. Hohe Transportkapazität, nied­ri­ge­re Logistikkosten, gerin­ge­re Unfallgefahr.

    Kontra: Negative öko­lo­gi­sche Auswirkungen, mög­li­che Veränderung des Grundwasserspiegels, Wasserqualität und Wasseraufbereitung für Trinkwasser kön­nen sich ver­än­dern und nach­tei­lig für Trinkwassergewinnung sein. Außerdem: nicht aus­rei­chen­de Forschungsergebnisse über Langzeitfolgen.

    Kontakt

    • Ihr Name (Pflichtfeld)

      Ihre E‑Mail Adresse (Pflichtfeld)

      Betreff (Pflichtfeld)

      Ihre Nachricht