Boppard/Region. In der vergangenen Woche feierte Agnes Sievering ihren 104. Geburtstag. Die hochbetagte Dame empfing die Glückwünsche im evangelischen Altenzentrum Mühlbad. Neben ihren Kindern Renate und Dieter Sievering, elf Enkeln und drei Urenkeln gratulierten der ältesten Bopparder Bürgerin im Rahmen einer kleinen Feierstunde Boppards Bürgermeister Jörg Haseneier und Ortsvorsteher Niko Neuser sowie der Leiter des Seniorenheims Mühlbad, Ralf Paschold.
Agnes Sievering stammt aus Neuss am Rhein. Nach ihrer Heirat im Jahr 1941 bekamen sie und ihr Mann Frank zwei Töchter und zwei Söhne. Nach der Pensionierung ihres Ehemanns zogen die Sieverings nach Kroppach in den Westerwald. Die Landschaft und die gute Westerwälder Luft haben sie viele Jahre lang genossen. Auch nach dem Tod ihres geliebten Mannes wohnte Agnes Sievering noch einige Zeit im eigenen Haus im Westerwald, erst 2004 verkaufte sie das Eigenheim und fand in St. Goar eine neue Heimat. Bis März 2021 lebte sie dort und versorgte sich weitgehend selbstständig. Erst im hohen Alter von 103 Jahren zog sie dann in das Altenzentrum nach Boppard um, wo sie sich sehr wohlfühlt.
Immer mehr Hochbetagte
Noch vor einigen Jahren war es eine Seltenheit, dass Menschen 100 Jahre und älter wurden. Doch die Lebenserwartung steigt kontinuierlich an. Nicht nur die Zahl der über 80-Jährigen nimmt deutlich zu, auch immer mehr Menschen können ihren 100. Geburtstag feiern. Der älteste Rheinland-Pfälzer ist im vergangenen Jahr 113 Jahre alt geworden, die älteste Rheinland-Pfälzerin 109. Insgesamt haben nach Angaben der Mainzer Staatskanzlei im vergangenen Jahr 909 Menschen in unserem Bundesland ein Alter von mindestens 100 Jahren erreicht: 767 Frauen und 142 Männer.
Auch im Rhein-Hunsrück-Kreis leben aktuell 27 Hochbetagte (21 Frauen und 6 Männer), die älter als 100 Jahre sind. Neben der insgesamt sehr guten medizinischen Versorgung, guter Ernährung und der genetischen Veranlagung sind ein gesunder Lebenswandel und auch eine positive Einstellung zum Leben günstig für das Erreichen eines hohen Alters. Ein 105-Jährige hat im Gespräch mit einem RHA-Redakteur es auf den Punkt gebracht: „Ich bin immer neugierig auf die Zukunft und beschäftige mich recht wenig mit der Vergangenheit.“
Mit der steigenden Lebenserwartung hat auch die Zahl der besonderen Ehejubiläen zugenommen. In Rheinland-Pfalz sind nach Angaben der Staatskanzlei 6.400 Ehepaare mindestens 60 Jahre verheiratet. Rund 1.500 können sogar auf 65 und 177 sogar auf 70 Ehejahre zurückblicken. Jahre ein Ehepaar. Sogar das Fest der Kronjuwelenhochzeit (75 Jahre) konnten sechs Ehepaare begehen.
Früher gab es deutlich weniger besondere Jubiläen. 1956 konnte die Mainzer Staatskanzlei nur drei Hundertjährigen gratulieren, 20 Jahre später waren es 36 Menschen und 2001 bereits 330 Jubilare über 100 Jahre.
Die große Zahl der Senioren jenseits des 80 Lebensjahres stellt unsere Gesellschaft vor Herausforderungen. Nicht nur die künftige Finanzierung der Renten- und Pensionskassen muss zuverlässig geregelt werden. Auch Wohnungen und neue Wohnformen, Innenstädte, Nahverkehrsangebote sowie Betreuungs- und Pflegeangebote müssen die demografische Entwicklung im Blick behalten.