Region. Seit rund 30 Jahren ist der Bau einer Brücke zwischen St. Goarshausen-Wellmich und St. Goar-Fellen ein Dauerthema. Die Wirtschaft fordert die Rheinquerung vehement, der Großteil der Bevölkerung auf beiden Rheinseiten ebenso, und die in der langen Zeit wechselnden Regierungskoalitionen verfolgten auch mehr oder weniger zielstrebig dieses Projekt. Jetzt sieht es so aus, dass zwischen den beiden Landkreisen und dem Land Konsens herrscht und dass dem Großprojekt nichts mehr im Weg steht. Im Tal fragen sich viele, ob ausgerechnet während der Bundesgartenschau (BUGA) im Mittelrheintal 2029 mit einer Baustelle gerechnet werden muss. Und da die Bundesschifffahrtsstraße Rhein zunehmend mit Niedrigwasser zu kämpfen hat, droht mit dem Vorhaben der Rheinvertiefung (einer sogenannten Abladeoptimierung, siehe Seite 2) eine weitere Baustelle die Ruhe und Idylle im Welterbetal zu stören.
Nach Informationen unserer Zeitung deutet derzeit nichts darauf hin, dass eine oder gar beide Maßnahmen während der BUGA laufen. Sowohl mit dem Brückenbau als auch mit den Arbeiten zur Rheinvertiefung soll nach derzeitigem Stand der Dinge erst nach der Bundesgartenschau begonnen werden. Während es für die Mittelrheinbrücke kein genaues Datum für den Baubeginn gibt, hat die rheinland-pfälzische Verkehrsministerin Daniela Schmitt (FDP) auf eine „Kleine Anfrage“ von Stefan Wefelscheid (FW) recht konkret geantwortet: Die Bauphase der Abladeoptimierung ist für das Zeitfenster zwischen 2030 und 2033 geplant.
In ihrer Antwort versuchte Daniela Schmitt auch die Angst der vom Bahnlärm geplagten Menschen im Mittelrheintal vor einer zusätzlichen Lärmbelastung durch die Arbeiten zur Rheinvertiefung zu nehmen. Die Arbeiten sollen – so die Ministerin – im Wesentlichen vom Wasser aus und tagsüber erfolgen. Auch ein Lärmgutachten sei in Auftrag gegeben, außerdem will man die Anwohner umfassend über alle zu erwartenden Belastungen im Vorfeld informieren.
Unabhängig von den laufenden Planungen gibt es aber grundsätzlich unterschiedliche Auffassungen über den Sinn einer Rheinvertiefung. Umweltschützer befürchten eine erhebliche Störung des Ökosystems, Vertreter der Wirtschaft und Reedereien halten eine Vertiefung der Fahrrinne angesichts der großen Bedeutung des Rheins als Wasserstraße für dringend erforderlich.