Freitag, Juli 11, 2025
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    Gastronomie

    Mehrwertsteuersenkung wird Gastronomiebetrieben das Überleben erleichtern

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    Region. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) hat sich in den ver­gan­ge­nen Jahren uner­müd­lich dafür stark­ge­macht, dass die Mehrwertsteuer für die Gastrobranche von 19 auf 7 Prozent – wie bereits tem­po­rär wäh­rend der Corona-Pandemie – gesenkt wird. Die Lobbyarbeit hat­te Erfolg: Die von Bundeskanzler Friedrich Merz geführ­te Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag die gewünsch­te Reduzierung der Mehrwertsteuer mit Wirkung vom 1. Januar kom­men­den Jahres an fixiert. 

    Während die kri­seln­de Branche die Entscheidung der Bundesregierung mit gro­ßer Erleichterung zur Kenntnis nimmt, gibt es auch hef­ti­ge Kritik an ihr. Steuerexperten füh­ren die Kosten von gut drei Milliarden Euro jähr­lich für „das Geschenk“ an, Ökonomen hal­ten sie für unge­recht, da sich auch zahl­rei­che ande­re Branchen in wirt­schaft­li­chen Turbulenzen befin­den. Und eine drit­te Gruppe wird die Auswirkungen der Mehrwertsteuersenkung ver­mut­lich mit Argusaugen beob­ach­ten: Die Kunden erwar­ten, dass die Preise für Speisen und Getränke infol­ge des nied­ri­ge­ren Mehrwertsteuersatzes sin­ken werden. 

    Existenzen wer­den gesichert
    GastronomieEine Erwartung, die sich nach Auffassung von Branchen-Insidern kaum erfül­len dürf­te. „Sieben Prozent Mehrwertsteuer sind eine Entscheidung für die hei­mi­schen Gastgeber“, sagt Josef Mayer, Vorsitzender der DEHOGA im Rhein-Hunsrück-Kreis. „Die Senkung der Mehrwertsteuer wird das Überleben vie­ler Betriebe in unse­rer Region ermög­li­chen und das rasan­te Gastronomiesterben hof­fent­lich spür­bar abbrem­sen“, so der Bopparder. „Existenzen wer­den gesi­chert, Arbeits- und Ausbildungsplätze und die kuli­na­ri­sche Vielfalt als ein wesent­li­ches Stück Lebensqualität bleibt erhal­ten“, so Josef Mayer.

    Josef Mayer ent­kräf­tet die Mär vom teu­ren Steuergeschenk an die Gastronomen mit Argumenten: „In Rheinland-Pfalz haben in den ver­gan­ge­nen Jahren fast 3.000 Betriebe für immer dicht gemacht. „Damit sind mehr als 8.000 Arbeitsplätze ver­lo­ren gegan­gen“, nennt der frü­he­re Chef des renom­mier­ten Landgasthofs Eiserner Ritter eine erschre­cken­de Zahl, die zugleich auch für ein Minus bei den Steuereinnahmen sorgt. „Hinzu kommt, dass kei­ne Branche so vie­le Zulieferer wie wir benö­tigt“, sagt Josef Mayer. Getränkelieferanten, Bäcker, Metzger, Lebensmittel-Großhändler und Anbieter regio­na­ler Produkte, aber auch Wäschereien und Reinigungsfirmen hän­gen sehr stark von einer fre­quen­tier­ten und gesun­den Gastronomie ab. „Die Reduzierung des Mehrwertsteuersatzes ist aus Sicht des DEHOGA des­halb alles ande­re als ein Geschenk für die Gastronomie, son­dern eine ver­nünf­ti­ge wirt­schaft­li­che und steu­er­po­li­ti­sche Entscheidung.

    Preissenkungen wenig realistisch
    Es ist, aller­dings äußerst unwahr­schein­lich, dass Hotelgäste und Restaurantbesucher die Mehrwertsteuersenkung beim Bezahlen spü­ren – viel­leicht sogar in vol­ler Höhe von 12 Prozent. „Entsprechende Erwartungen hört man über­all, auch in der Bopparder Rheinallee“, sagt Josef Mayer. „Was vie­le nicht ver­ste­hen: Die Mehrwertsteuer betrifft nur den Bruttopreis, nicht jedoch den Nettobetrag, den wir als Betrieb tat­säch­lich benö­ti­gen. Unsere Branche kämpft mit erheb­li­chen Kostensteigerungen – ins­be­son­de­re bei Personal, Lebensmitteln (30 Prozent) und Energie. Wenn wir unse­re Preise pau­schal um 12 Prozent sen­ken wür­den, könn­ten wir die nöti­gen Erlöse nicht mehr erzie­len, um wirt­schaft­lich bestehen zu kön­nen“, sagt Mayer und legt zur Veranschaulichung dem RHA eine Kalkulation vor. „Wir brau­chen die­se Entlastung zur Investition in Qualität, Mitarbeiterbindung und zur Deckung gestie­ge­ner Betriebsausgaben.

    Fast alle Gastronomen bewer­ten die ver­mut­lich im Januar grei­fen­de Mehrwertsteuersenkung als Überlebenshilfe in einer wei­ter äußerst schwie­ri­gen Gemengelage. Die anhal­tend gefähr­lich hohen Energiekosten, stei­gen­de Lebensmittelpreise, die unsi­che­re Gesamtwirtschaftslage und eine stei­gen­de Arbeitslosenzahl drü­cken auf die Stimmung.  Die dro­hen­de Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro wür­de vie­le Betriebe vor wei­te­re gro­ße Herausforderungen stel­len und hät­te schwer zu ver­kraf­ten­de Auswirkungen auf das gesam­te Lohngefüge. Josef Mayer und sei­ne Kollegen sind sich in einer Einschätzung einig: Die Gastronomiebranche wird auch in den kom­men­den Jahren eini­ge hohe Hürden neh­men müs­sen. Ohne die Mehrwertsteuersenkung aber wür­den sie gar nicht bis zur ers­ten Hürde kommen.

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