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Kahlschlag auf dem Eisenbolz geht weiter – Proteste werden lauter

Initiative lädt am Freitag, 2. September, 16 Uhr, zum Spaziergang über den Eisenbolz ein.

 

Die SGD Nord hat ent­schie­den, dass die Rodungen auf dem Bopparder Eisenbolz in die nächs­te Runde gehen. Dabei ist das belieb­te Bopparder Naherholungsgebiet noch vom letz­ten Kahlschlag stark gezeich­net. Jetzt sind alle noch ver­blei­ben­den Flächen zwi­schen dem Buchenauer Friedhof und der Kurklinik Bad Salzig dran. Auch die der­zeit noch bewal­de­ten oder ver­busch­ten Hänge an der West- und Südseite in Richtung Kurpark Bad Salzig gehö­ren dazu.

Entbuschung nennt die für den Naturschutz zustän­di­ge, von Wolfgang Treis (Bündnis 90/Grüne) gelei­te­te Behörde in Koblenz die­sen Kahlschlag. Dabei ist ange­sichts der zuneh­men­den Hitzeperioden und der anhal­ten­den Klimaveränderung jeder Baum wich­tig für die Verschattung von Flächen. Besonders Eichen mit ihrem tie­fen Wurzelwerk hal­ten den Grundwasserspiegel hoch.

Die Pulverisierung des Bodens ist offen­sicht­lich auch gewollt. Mit einer spe­zi­el­len Fräse wer­den die Gras- oder Pflanzenflächen bis zu einer Tiefe von 50 Zentimeter geschred­dert. Mittlerweile wer­den nicht nur gero­de­te, son­dern auch Grünland-Flächen tief gefräst. Die Flächen dör­ren jetzt in der Sonne kom­plett aus. Kein Kleintier, kei­ne Reptilien, kei­ne Schmetterlinge, sons­ti­ge Lebewesen oder Pflanzen blei­ben zurück. Das trifft auch Tiere und Pflanzen, die unter beson­de­rem Schutz stehen.

Auf den jetzt bru­tal zer­stör­ten Flächen im Dammigtal sind zum Beispiel Siebenschläfer und Gartenschläfer nach­ge­wie­sen. Bis zum Nachweis des Gegenteils muss auch von der sehr sel­te­nen und unter ganz beson­de­rem Schutz ste­hen­den Haselmaus aus­ge­gan­gen wer­den. Mit der Radikalentnahme von Bäumen im Dammigtal sind die Brut- und Nistplätze der Vögel zerstört.

Auch Schmetterlingsarten, wie Segelfalter, Schwalbenschwanz oder Bläuling ist der Lebensraum genom­men, die Nahrungs- und Lebenspflanzen feh­len jetzt. Die Sommerhitze trock­net den Boden zusätz­lich aus. Der bereits jetzt bedroh­lich gesun­ke­ne Grundwasserspiegel sinkt weiter.

Diese Entwicklung droht jetzt der Restfläche im Gebiet des Eisenbolz. Eine vor­ab drin­gend erfor­der­li­che Bestandsaufnahme von Flora und Fauna fehlt, eben­so wie eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Mithilfe einer aktu­el­len kom­plet­ten Bestandsaufnahme wer­den Flora und Fauna auf­ge­nom­men, eine Kartierung vor­ab aus­ge­wähl­ter Arten reicht nicht aus.

Jeder erhal­te­ne Baum oder Busch ist wich­tig für unser Klima. Ist das, was hier pas­siert, die Klimaanpassung nach Art der zustän­di­gen Behörden, fragt eine immer grö­ßer wer­den­de Schar von Kritikern die­ser Brachialmethoden.

Eine „Initiative Eisenbolz“ hat sich gebil­det, mit inzwi­schen vie­len Unterstützern, zu denen auch der BUND, Kreisverband Rhein-Hunsrück, gehört. Ein Widerspruch gegen die Maßnahme ist erho­ben. Die Initiative for­dert vom Bopparder Bürgermeister Jörg Haseneier, von Landrat Volker Boch und von SGD-Nord-Präsident Wolfgang Treis die Abschwächung der Maßnahmen. Die alten Bäume müs­sen ste­hen blei­ben und auch Totholz ist wich­ti­ger Lebensraum. Diese Baumkulturen kön­nen um neu gepflanz­te Obstbäume ergänzt wer­den, um zusätz­lich Bodenverschattung zu errei­chen. Die Eingriffe in die Natur sind in einem Tempo durch­zu­füh­ren, dass die Natur sich an die Wandlungen behut­sam anpas­sen kann. Die Tiefenfräsungen des Bodens sind kom­plett einzustellen.

Die Vornahme der neu­en Eingriffe in die Natur ist ange­kün­digt wor­den, ohne die Pläne dazu vor­ab aus­zu­le­gen, ohne die gro­ße Öffentlichkeit ein­zu­bin­den und ohne die kla­ge­be­rech­tig­ten Umwelt- und Naturverbände ein­zu­be­zie­hen. Verschleierung, so gut es geht. Die Initiative for­dert des­halb außer­dem, vor dem Beginn neu­er Kahlschlagmaßnahmen die Bestandsaufnahme von Flora und Fauna und eine Umweltverträglichkeitsprüfung vor­zu­neh­men und in den Gesamtprozess die Öffentlichkeit von Anfang an mit ein­zu­bin­den. Schluss mit die­ser Art von Verwaltungsverfügung!

Die Initiative lädt am Freitag, 2. September, 16 Uhr, zum Spaziergang über den Eisenbolz ein. Treffpunkt ist der Wanderparkplatz „Steinerner Tisch“. Kommen Sie ein­fach mit in die noch vor­han­de­ne Natur, erfreu­en Sie sich am (trotz der Trockenheit) noch vor­han­de­nen Grün.

Uli Kühl
Maria-Anna Roth
Klaus Thomas

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