Freitag, Mai 16, 2025
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    Hotel Waldfrieden: Ein Traditionshaus schließt für immer

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    Hotel Waldfrieden - ein Traditionshaus schließt für immerEmmelshausen. Das Gastronomiesterben war schon häu­fig Thema im Rhein-Hunsrück-Anzeiger. In vie­len Betrieben ging wäh­rend der Corona-Pandemie für immer das Licht aus. Danach star­te­ten Gastromomen wie­der durch, doch die poli­ti­schen Krisen mach­ten das Kalkulieren schnell wie­der zur Herausforderung. Hohe Energiekosten, feh­len­des Personal, enor­me Preissteigerungen bei Getränken und Lebensmitteln führ­ten dazu, dass in Rheinland-Pfalz Geschäftsaufgaben bis zum heu­ti­gen Tag an der Tagesordnung sind. Zwar kün­digt die ver­mut­lich neue Bundesregierung an, die vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband vehe­ment gefor­der­te Rückkehr zum nied­ri­gen 7‑Prozent-Mehrwertsteuersatz umzu­set­zen, doch die Krise der Branche ist damit sicher­lich wei­ter­hin nicht über­stan­den. Denn ein Problem bleibt: Der demo­gra­fi­sche Wandel macht auch vor den enga­gier­tes­ten Gastonomen und Hotelchefs nicht Halt. Oft schei­tern Versuche, Nachfolger zu fin­den. Dann müs­sen selbst gut gehen­de Häuser dichtmachen. 

    Verlust für die Region
    Mit jeder Schließung gehen auch lieb­ge­won­ne­ne Traditionen, Erinnerungen und auch ein Stückchen Heimat ver­lo­ren. Stammtische ver­schwin­den, Kegelklubs ver­lie­ren „ihre Bahnen“, Touristen Restaurants und Übernachtungsquartiere und Einheimische das Lokal, wo man oft seit Generationen zu Familienfeiern zusam­men­kam. Jüngstes Beispiel: Im belieb­ten Hotel Waldfrieden in Emmelshausen wer­den am Ostersonntag letzt­mals Gäste bewir­tet. „Das war unser Lebenswerk“, sagt Claudia Henrich-Schimmelpfennig, die mit ihrem Mann Volker das Hotel in vier­ter Generation führt. „Ich habe 1987 zu Hause ange­fan­gen. Wir waren immer ger­ne Gastgeber. Doch da kei­ne Nachfolger in Sicht waren, haben wir uns schwe­ren Herzens zum Schließen ent­schlos­sen und das Haus an eine sozia­le Einrichtung ver­kauft“, sagt die 59-Jährige.

    Halt für Kutschen
    Eröffnet wur­de das Traditionshaus 1908 von ihrem Urgroßvater Peter Pies. „Er war Knochenflicker mit einer klei­nen Praxis“, beschreibt Claudia Henrich-Schimmelpfennig die Anfänge. „Die Baugenehmigung damals war gekop­pelt an ein Quartierangebot für Reisende“, so die schei­den­de Chefin. Das Haus Waldfrieden war ein wich­ti­ger Halt für Kutschen mit einer Pferdewechselstelle. Und schon damals waren die Inhaber bald als exzel­len­te Gastgeber geschätzt.

    Im Laufe der Jahrzehnte wur­de das Hotel Waldfrieden immer wie­der moder­ni­siert und auf den „Stand der Zeit“ gebracht. In den zwölf kom­for­ta­blen Fremdenzimmern fühl­ten sich die Gäste wohl. Das lecke­re Frühstück mit den „berühm­ten“ Marmeladen der Chefin sorg­te immer für einen per­fek­ten Start in den Tag. Die Tatsache, dass im „Waldfrieden“ Generationen mit ihren Familien gefei­ert haben, ist kein Zufall. Die boden­stän­di­ge und aus­ge­zeich­ne­te Küche mit regio­na­len Gerichten wird geschätzt. Am Ostermontag wird Claudia Henrich-Schimmelpfennig letzt­mals am Herd und Backofen ste­hen und dafür sor­gen, dass es allen schmeckt. „Wir wol­len ein­fach immer, dass alle, die zu uns kom­men, die Stunden genie­ßen und zufrie­den nach Hause gehen“, sagt sie hör­bar, mit etwas Wehmut. Ab Dienstag, 22. April, ist das Hotel Waldfrieden mit Restaurant und Kegelbahn Geschichte. Ein ech­ter Verlust für Emmelshausen und die gesam­te Region.

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