Emmelshausen. Das Gastronomiesterben war schon häufig Thema im Rhein-Hunsrück-Anzeiger. In vielen Betrieben ging während der Corona-Pandemie für immer das Licht aus. Danach starteten Gastromomen wieder durch, doch die politischen Krisen machten das Kalkulieren schnell wieder zur Herausforderung. Hohe Energiekosten, fehlendes Personal, enorme Preissteigerungen bei Getränken und Lebensmitteln führten dazu, dass in Rheinland-Pfalz Geschäftsaufgaben bis zum heutigen Tag an der Tagesordnung sind. Zwar kündigt die vermutlich neue Bundesregierung an, die vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband vehement geforderte Rückkehr zum niedrigen 7‑Prozent-Mehrwertsteuersatz umzusetzen, doch die Krise der Branche ist damit sicherlich weiterhin nicht überstanden. Denn ein Problem bleibt: Der demografische Wandel macht auch vor den engagiertesten Gastonomen und Hotelchefs nicht Halt. Oft scheitern Versuche, Nachfolger zu finden. Dann müssen selbst gut gehende Häuser dichtmachen.
Verlust für die Region
Mit jeder Schließung gehen auch liebgewonnene Traditionen, Erinnerungen und auch ein Stückchen Heimat verloren. Stammtische verschwinden, Kegelklubs verlieren „ihre Bahnen“, Touristen Restaurants und Übernachtungsquartiere und Einheimische das Lokal, wo man oft seit Generationen zu Familienfeiern zusammenkam. Jüngstes Beispiel: Im beliebten Hotel Waldfrieden in Emmelshausen werden am Ostersonntag letztmals Gäste bewirtet. „Das war unser Lebenswerk“, sagt Claudia Henrich-Schimmelpfennig, die mit ihrem Mann Volker das Hotel in vierter Generation führt. „Ich habe 1987 zu Hause angefangen. Wir waren immer gerne Gastgeber. Doch da keine Nachfolger in Sicht waren, haben wir uns schweren Herzens zum Schließen entschlossen und das Haus an eine soziale Einrichtung verkauft“, sagt die 59-Jährige.
Halt für Kutschen
Eröffnet wurde das Traditionshaus 1908 von ihrem Urgroßvater Peter Pies. „Er war Knochenflicker mit einer kleinen Praxis“, beschreibt Claudia Henrich-Schimmelpfennig die Anfänge. „Die Baugenehmigung damals war gekoppelt an ein Quartierangebot für Reisende“, so die scheidende Chefin. Das Haus Waldfrieden war ein wichtiger Halt für Kutschen mit einer Pferdewechselstelle. Und schon damals waren die Inhaber bald als exzellente Gastgeber geschätzt.
Im Laufe der Jahrzehnte wurde das Hotel Waldfrieden immer wieder modernisiert und auf den „Stand der Zeit“ gebracht. In den zwölf komfortablen Fremdenzimmern fühlten sich die Gäste wohl. Das leckere Frühstück mit den „berühmten“ Marmeladen der Chefin sorgte immer für einen perfekten Start in den Tag. Die Tatsache, dass im „Waldfrieden“ Generationen mit ihren Familien gefeiert haben, ist kein Zufall. Die bodenständige und ausgezeichnete Küche mit regionalen Gerichten wird geschätzt. Am Ostermontag wird Claudia Henrich-Schimmelpfennig letztmals am Herd und Backofen stehen und dafür sorgen, dass es allen schmeckt. „Wir wollen einfach immer, dass alle, die zu uns kommen, die Stunden genießen und zufrieden nach Hause gehen“, sagt sie hörbar, mit etwas Wehmut. Ab Dienstag, 22. April, ist das Hotel Waldfrieden mit Restaurant und Kegelbahn Geschichte. Ein echter Verlust für Emmelshausen und die gesamte Region.