Region. Wer mit offenen Augen durch Städte und Gemeinden unserer Region geht, wird feststellen, dass zahlreiche Restaurants und Kneipen nicht mehr existieren. Auffallend, dass auch Gastronomiebetriebe, die jahrzehntelang erfolgreich geführt wurden und ebenso wie traditionsreiche Einzelhandelsgeschäfte Städte attraktiv gemacht hatten, scheinbar plötzlich nicht mehr existieren. Doch das Aus vieler Gastrobetriebe kommt nicht plötzlich. Es ist das Ergebnis von einem Bündel mit Krisen.
Corona-Pandemie, die Kriege in der Ukraine und jetzt auch in Israel, die hohe Energiepreise und Inflation im Schlepptau haben, setzen Gastronomen und auch Kunden zu. Gefühlt alles wird Tag für Tag teurer. Da verzichtet man mal notgedrungen auf den einen oder anderen Besuch im Restaurant und isst stattdessen zu Hause. Auch die Angst vor der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung und die Sorge um den sicheren Arbeitsplatz drücken auf die Ausgehbremse.
Geringere Öffnungszeiten
Ältere Gastronomen, die vergeblich nach Nachfolgern suchen, kapitulieren in dieser wenig erfreulichen wirtschaftlichen Gemengelage. Andere reduzieren ihre Öffnungszeiten. Nicht selten sieht man, dass Gastrobetriebe an zwei oder drei Tagen Ruhetage haben und nur noch ab 17 Uhr öffnen.
Josef Mayer, Vorsitzender des DEHOGA-Kreisverbands Rhein-Hunsrück, gilt als ein Mann, der grundsätzlich auf Zuversicht setzt. Unternehmerische Innovationen und Ideen sind für ihn gerade in schwierigen Zeiten von enormer Bedeutung. Doch aktuell registriert er, dass es für viele Betriebe im Rhein-Hunsrück-Kreis zunehmend „eng“ wird.
Politik sieht Realitäten nicht
„Umso wichtiger ist es, dass die Politik endlich die Realitäten unserer Branche wahrnimmt“, sagt Josef Mayer. „Doch das können oder wollen die Ampelregierungen in Berlin und Mainz allen Anschein nach nicht“, zürnt der erfahrene Gastronom. „Wir alle fordern, dass die Regierung auf die zum 1. Januar geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent für Speisen verzichtet. Passiert dies nicht, werden in unserer Region viele Betriebe schließen müssen. Damit würden Arbeitsplätze in der Gastronomie und bei vielen Zuliefern verloren gehen und in der Folge die Steuereinnahmen sinken“, so Josef Mayer.
Der DEHOGA-Kreischef sieht keine Alternative zum Trend hin zu mehr Ruhetagen und geringeren Öffnungszeiten. „Ein Grund ist das veränderte Essverhalten. Mittags geht an Werktagen in kleineren Städten und auf dem Land praktisch kaum jemand noch essen. Da ist das Öffnen kaufmännisch schwer vertretbar“, so Mayer. „Am Rand von Gewerbe- und Industriegebieten sieht es noch besser aus, da nur noch wenige größere Unternehmen Kantinen haben.“
Das sich zuspitzende Problem des Fachkräftemangels und die gestiegenen Lohnkosten erhöhen zusätzlich die Notwendigkeit für geringere Öffnungszeiten. „Das Zeitarbeitsgesetz setzt uns enge Grenzen, wie wir unser Personal einsetzen können. Um mittags und abends öffnen zu können, ist deshalb viel Personal notwendig, das wir aber weder auf dem Markt finden noch bezahlen können“, sagt Josef Mayer.
Gastronomie für Region wichtig
Es sieht also alles andere als rosig aus, die Gastrobranche quält sich durch die krisengeschüttelte Zeit. Für Touristen und Einheimische, die essen gehen wollen, ist dies alles andere als schön. Sie werden immer häufiger erleben, dass sie vor verschlossenen Türen stehen, weil die Öffnungszeiten reduziert wurden oder weil Restaurants aufgegeben haben. Damit das Restaurantsterben in Boppard und dem Rhein-Hunsrück-Kreis nicht ungebremst weitergeht, wirbelt und trommelt Josef Mayer als DEHOGA-Kreisvorsitzender Tag für Tag für seine Kolleginnen und Kollegen. „Es geht um unsere Betriebe. Es geht aber auch um Lebensqualität und Attraktivität. Ohne eine vielfältige Gastronomielandschaft wäre unsere Region deutlich ärmer“, so Josef Mayer.