Region. Boppard, Spay, Bad Salzig, St. Goar, Emmelshausen helau – nach einer langen Zwangsabstinenz mit heftigen Entzugserscheinungen während der „Corona-Jahre“ können die Narren überall in der Region wieder ausgelassen feiern. Online-Formate haben ausgedient, jetzt wird wieder real in Sälen und bei Umzügen die gute Stimmung zelebriert. Ohne medizinische Masken, ohne freie Stühle, ohne Coronatests und ohne sonstige einschränkende Auflagen kann es überall wieder närrisch abgehen. Monatelang wurde in den Karnevalsvereinen fleißig geprobt, jetzt werden die Darbietungen auf die Bühnen gebracht.
Doch trotz der riesigen Vorfreude auf den Start der Saalveranstaltungen: Ganz sorgenfrei ist die Narrenschar auch in dieser Session nicht. Die hohen Energiekosten, die deutlich gestiegenen Kosten für Getränke und Speisen und die anhaltend hohe Inflation müssen bei der Planung von Veranstaltungen und dem Festlegen der Preise für Eintritte und Verzehr berücksichtigt werden. Augenmaß ist da gefragt, denn niemand weiß ganz genau, wie viel das närrische Volk bereit oder in der Lage ist zu zahlen.
Viele Narren stöhnen auch über die immer schärferen Auflagen, die von Veranstaltern eingehalten werden müssen. Aktuell ist der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling so etwas wie eine Reizfigur für zahlreiche Karnevalisten. Der Präsident des Dachverbandes Rheinische Karnevals-Korporationen (RKK), Hans Mayer, kritisiert die zunehmend scharfen Auflagen beispielsweise für Umzüge in deutlichen Worten. Die Vorschriften für Absperr- und Sicherheitsmaßnahmen und die Tatsache, dass Umzugswagen neben dem bisherigen TÜV-Gutachten auch eine Betriebserlaubnis haben müssen, die nur Fahrzeuge mit einem eigenen Bremssystem erhalten, überfordern vor allem die engagierten kleineren Karnevalsvereine. Personell und finanziell ist das, was das Innenministerium verlangt, von den Vereinen kaum noch zu leisten. Hans Mayer sieht sogar das Brauchtum Karneval durch die weitreichenden Auflagen bedroht.
Entwarnung in Boppard
Zumindest für die laufende Session sieht es in der Region aber noch gut aus. Nach Informationen aus dem Bopparder Rathaus gelten bis Ende Februar die „alten“ Bestimmungen. Der große und weit in der Region bekannte Abendumzug kann also wie geplant stattfinden und ein Höhepunkt der Session werden. Und bis im kommenden Jahr fließt noch viel Wasser den Rhein herunter. Für die Karnevalisten wird am Aschermittwoch aber nicht alles vorbei sein: Sie werden Druck auf die Mainzer Politik ausüben, damit der Garaus des närrischen Treibens verhindert wird.