Boppard/Region. Wochenlang sorgten die Entbuschungsmaßnahmen im Bereich Eisenbolz für heftige und kontroverse Diskussionen. Während gestritten wurde und sich die Gemüter erhitzten, reifte beim Bopparder Stadtrat Philipp Loringhoven die Idee, im entbuschten Areal Steinkäuze anzusiedeln.
Aus Loringhovens Idee wurde ein konkretes Projekt, das am 14. Dezember vor Ort öffentlich präsentiert wird. Neben einem Naturschutz-Referenten der Mainzer LandesregierungLandesregierung, Dr. Sound, und einer bekannten Falknerin und Steinkauz-Expertin werden auch Mitglieder des Vereins Bürger von Boppard kommen, die die notwendigen Pflegearbeiten im „Eisenbolz“ übernehmen wollen. Im Vorfeld führte die RHA-Redaktion ein Interview mit Initiator Philipp Loringhoven.
1. Wer hatte die Idee zu dem Projekt?
Das ist wie so häufig eine langsam gewachsene Idee. Meine liebe Frau Anna und ich pflegen gleichermaßen eine große Leidenschaft für Eulen. Im Rahmen der Entbuschungsmaßnahmen kam ich dann auf die Idee, diesen neuen Lebensraum als Chance zu sehen und zu nutzen.
2. Wann wurde die Idee geboren und wie waren die ersten Schritte der Vorgehensweise?
Die Idee besteht seit etwa Mitte des Jahres 2022. Als Erstes hatte ich mich mit Dr. Peter Sound über die allgemeine Eignung unterhalten. Nachdem das alles positiv schien, habe ich Kontakt zu meiner Freundin Astrid Leich – Falknerin – aufgenommen und ihr die Idee vorgestellt. Hier war sicherlich viel Vorarbeit und Vorklärung zu betreiben. Schließlich dreht es sich hier nicht einfach um das Pflanzen eines Baumes, sondern wir reden von bedrohten Lebewesen. Astrid hat mir für dieses Interview im Übrigen auch erhebliche sachliche Schützenhilfe geliefert – insbesondere die später noch folgenden Fachfragen entstammen größtenteils aus Ihrer Feder (was für ein charmantes Wortspiel).
3. Wie fanden die „Protagonisten“ (BfB, Astrid Leich, Dr. Sound) zusammen?
Das lief über mich – ich habe Astrid Leich und Dr. Sound zusammengeführt und die BfB als Verein zur Durchführung auserkoren. Die Bürger für Boppard waren von Beginn an begeistert von dem Projekt und somit bin ich guter Dinge, dass wir in der Vereinsstruktur genug helfende Hände zusammen bekommen, um das Projekt auch erfolgreich stemmen zu können.
4. Wir groß ist die für die Ansiedlung des Steinkauz notwendige Fläche?
Die Größe eines Steinkauz-Reviers liegt zwischen 5 ha und 15 ha, kann aber auch noch größer sein, je nach Ortskundigkeit des Steinkauzes und Nahrungsangebot, d.h. Kleinsäuger, vornehmlich Mäuse, aber auch Kleinvögel, Insekten und Regenwürmer.
5. Welche Einschränkungen werden für die Fläche gelten?
Auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sollte verzichtet werden, um die Insekten als Nahrungsquelle nicht zu gefährden. Auf intensive Nutzung sollte verzichtet werden. Der Steinkauz braucht zur Nahrungssuche kurzgehaltene Wiesen, zumal er gerne auch zu Fuß jagt und, wobei er so schnell laufen kann, dass er eine Maus einholen kann.
6. Was muss dauerhaft an Pflegeleistungen durch BfB geleistet werden?
Die Bürger für Boppard werden in das operative Geschäft eingesetzt werden. Beginnend mit dem Identifizieren von Nistmöglichkeiten, dem Bau und der Montage von Niströhren, über die Beringung von Jungtieren, Zählung von Tieren, bis hin zur Antragstellung von Fördermitteln – die Aufgabenbereiche der BfB sind zahlreich.
7. Wie viele Steinkäuze werden in einem ersten Schritt angesiedelt?
Das kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gesagt werden – es hängt von den Gegebenheiten und der Bewertung vor Ort durch die Fachleute am 14. Dezember ab.
8. Wie viele könnten in dem Gebiet später leben?
Masten und Pfähle werden als Ansitzwarten benötigt. Je mehr davon vorhanden sind, desto dichter kann die Besiedlung mit Steinkäuzen erfolgen. Auch das Nahrungsangebot ist natürlich entscheidend für die Besiedlungsdichte (Zählen von Mauselöchern und Mausspuren auf einer Referenzfläche). Auch hier können genauere Informationen erst nach einer tiefergehenden Sichtung erfolgen.
9. Welche bürokratischen und „menschliche“ Widerstände müssen noch ausgeräumt werden?
Tatsächlich haben sich alle Beteiligten – egal ob Ministerium, Stadt, Verein … – sehr konstruktiv eingebracht und ich sehe bis zum jetzigen Zeitpunkt keine Hürden. Wenn wir über das Akquirieren von Fördergeldern reden, komme ich auf diese Frage vielleicht noch einmal zurück.
10. Wann könnte es so weit sein, dass der erste Steinkauz kommt?
Steinkauz-Röhren sollten schon in diesem Winter aufgehängt werden, um eventuell vorhandenen Steinkäuzen einen Wohnraum zu bieten.
Ansonsten schlüpfen im Frühjahr die neuen Steinkäuze, die dann auf ihr Leben in der Natur vorbereitet werden müssen. Denkbar wäre auch eine Ammenaufzucht durch ein wildes Steinkauzbrutpaar mit einem Gelege im passenden Alter. Genaueres werden wir auch am 14. Dezember ausarbeiten.
11. Ist daran gedacht, später Beobachtungspunkte einzurichten?
Unbedingt – gerade für unsere Schulen sollte es solche Möglichkeiten geben, um unsere artenreiche Natur vor Ort erleben zu können. Dass die Brutpaare durch diese Beobachtungspunkte nicht gestört werden dürfen, versteht sich von selbst.
12. Welche weiteren Planungen gibt es?
Weitere Schritte und Planungsschritte werden am 14. Dezember erarbeitet.
13. Wie läuft die Finanzierung des Projektes? (Welches Budget ist notwendig? / Fördergelder? / Spendengelder? Spendenkonto?)
Grundsätzlich haben sich die BfB für die Finanzierung bereit erklärt, aber ich habe eine klare Erwartungshaltung an Ministerium und Stadtverwaltung, dass die monetären Aufwände der BfB durch Haushalts- und Fördermittel 1:1 gedeckt werden. Kostenpunkte sind bisher die Errichtung / Kauf von Niströhren einerseits, als auch der „Erwerb“ der Jungtiere.
Fotos: Cornelia Arens – klickfaszination