Boppard. Monatelang war fraglich, ob und wie es mit dem Heilig-Geist-Krankenhaus in Boppard weitergehen kann. Dem Krankenhaus, das zu dem in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein (GKM) gehört, drohte nach einem Plan der GKM-Gesellschafter die Schließung. Doch in einem engagierten und leidenschaftlichen Kraftakt haben der Rhein-Hunsrück-Kreis, die Stadt Boppard und die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist erreicht, dass die Schließung verhindert wurde. Verkürzt dargestellt: Kreis, Stadt und Stiftung übernehmen bis Jahresende das Defizit des Bopparder Krankenhauses, als „Gegenleistung“ entwickelt das GKM ein tragfähiges Zukunftskonzept. Dieses Konzept wurde vor einer Woche dem Kreisausschuss in einer nicht öffentlichen Sitzung präsentiert und wird in der kommenden Kreistagssitzung nach Stand der Dinge große Zustimmung erfahren.
Landrat Volker Boch, der in vielen Gesprächen und Verhandlungen maßgeblich dazu beigetragen hat, dass das Bopparder Krankenhaus nach wie vor in Betrieb ist und jetzt mit einem Konzept auch eine Zukunft haben soll, gibt sich zuversichtlich. Er lobt das öffentlich bisher nicht bekannte Zukunftskonzept, weil es kein von einem externen Unternehmen übergestülptes sei. Hier wäre stattdessen etwas im Haus erarbeitet worden.
Die Chancen, dass das Zukunftskonzept wegen des Mitwirkens von unterschiedlichen Abteilungen vor Ort tatsächlich zu den Bopparder Gegebenheiten passt, sind alles andere als schlecht. Zuversicht ist das beherrschende Gefühl bei Kommunalpolitikern und vor allem in der Belegschaft, die lange Zeit mit der Angst um ihre Arbeitsplätze gelebt hat.
Bis das Zukunftskonzept öffentlich bekanntgegeben wird, dauert es noch ein paar Tage. Wahrscheinlich erscheint, dass der Bereich der Wundmedizin, in dem Boppard deutschlandweit bereits einen exzellenten Ruf genießt, für eine erfolgreiche Zukunft des heimischen Krankenhauses sorgen soll.
Auch Mittelrhein-Klinik „wackelt“
Während man in Boppard auf einem guten Weg in Richtung Erhalt des Krankenhauses ist, wachsen die Sorgen um die Mittelrhein-Klinik im Stadtteil Bad Salzig. Die bekannte Reha-Klinik hat – wie so viele Krankenhäuser und Reha-Kliniken – finanzielle Schwierigkeiten. In den vergangenen Wochen wurde öffentlich, dass die Deutsche Rentenversicherung prüft, die Reha-Klinik für Psychosomatik an einen anderen Träger zu verkaufen. Die Verantwortlichen suchen nach Lösungen, wie der Fortbestand der renommierten Reha-Klinik erreicht werden kann.
In Bad Salzig bangen jetzt die Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze. Besonders tragisch: Nach großen Investitionen und Neubaumaßnahmen für die Zukunft sorgte ein Großbrand im September 2023 kurz nach der feierlichen Eröffnung (der RHA berichtete damals ausführlich) für einen Schock und erhebliche neuerliche finanzielle Kraftanstrengungen, die den Träger offenkundig überforderten.
Jetzt hoffen alle Beteiligten, dass es für die Klinik in Bad Salzig auch eine erfolgversprechende Lösung der Probleme gibt. Andreas Nick, Ortsvorsteher von Bad Salzig, führte mit dem Personalrat und Vertretern der Rentenversicherung Gespräche. „Alle wollen natürlich, dass die Klinik weitergeführt werden kann, am liebsten natürlich weiter von der Deutschen Rentenversicherung“, so Andreas Nick. Der Ortsvorsteher zeichnet ein düsteres Bild für den Fall, dass die Mittelrhein-Klinik schließen müsste. „Für Bad Salzig und die Region wäre das eine Katastrophe. Viele Gewerbebetriebe würden hart getroffen, auch die Hotel- und Gaststättenbranche. Bad Salzig würde ein Aushängeschild mit großer Strahlkraft verlieren“, so Andreas Nick. „Auch der Erhalt des Kurparks stünde bei einem Klinik-Aus infrage“, befürchtet Andreas Nick zusätzlich schlimme Auswirkungen auf die wunderschöne Anlage.
Meine Meinung [Redakteur Jürgen Zanger]
Natürlich hoffen alle, dass es mit dem Krankenhaus in Boppard und auch der Klinik in Bad Salzig dauerhaft weitergeht. Natürlich freuen wir uns alle, wenn Lösungen wie in Boppard gefunden werden, mit denen traditionsreiche Häuser in die Zukunft geführt werden. Für die Gesundheitsversorgung vor Ort ist dies zu wünschen, aber auch für die vielen Beschäftigten der beiden Häuser. Würden „Heilig Geist“ und „Mittelrhein-Klinik“ dichtmachen, stünden viele Jobs in der Region auf der Kippe: Die Lieferanten von Brot und Brötchen, Lebensmitteln, Getränken, aber auch Wäschereien, Gebäudereiniger, Gartenbauunternehmen und viele Handwerksbetriebe würden wichtige Kunden verlieren. Es wäre eine Tragödie für die Region.
Eine Tragödie ist auch, dass die „große Politik“ nicht in der Lage ist, eine Gesundheitspolitik zu machen, die es möglich macht, dass Krankenhäuser wirtschaftlich überleben können. Im System Gesundheitspolitik steckt sehr viel Geld, doch uns Bürgern bleibt das Gefühl, dass es kompetenzlos verbrannt wird. Die Tatsache, dass auf kommunaler Ebene wie im Fall Boppard Defizite mit Steuergeldern aufgefangen werden müssen, damit ein Klinikbetrieb fortgeführt werden kann, zeigt, dass bisherige Geschäftsmodelle für Krankenhäuser offenkundig krank sind. Ob auf Basis dieser kranken Rahmenbedingungen selbst gute Zukunftskonzepte Krankenhäusern wirklich eine stabile Zukunft ermöglichen, ist zumindest mit einem dicken Fragezeichen zu versehen. In Boppard wird man dies spätestens in ein paar Jahren wissen.