Samstag, April 19, 2025
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    Hoffen auf eine stabile Zukunft für die Bopparder Klinik

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    Krankenhaus BoppardBoppard. Monatelang war frag­lich, ob und wie es mit dem Heilig-Geist-Krankenhaus in Boppard wei­ter­ge­hen kann. Dem Krankenhaus, das zu dem in finan­zi­el­le Schwierigkeiten gera­te­nen Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein (GKM) gehört, droh­te nach einem Plan der GKM-Gesellschafter die Schließung. Doch in einem enga­gier­ten und lei­den­schaft­li­chen Kraftakt haben der Rhein-Hunsrück-Kreis, die Stadt Boppard und die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist erreicht, dass die Schließung ver­hin­dert wur­de. Verkürzt dar­ge­stellt: Kreis, Stadt und Stiftung über­neh­men bis Jahresende das Defizit des Bopparder Krankenhauses, als „Gegenleistung“ ent­wi­ckelt das GKM ein trag­fä­hi­ges Zukunftskonzept. Dieses Konzept wur­de vor einer Woche dem Kreisausschuss in einer nicht öffent­li­chen Sitzung prä­sen­tiert und wird in der kom­men­den Kreistagssitzung nach Stand der Dinge gro­ße Zustimmung erfahren.

    Landrat Volker Boch, der in vie­len Gesprächen und Verhandlungen maß­geb­lich dazu bei­getra­gen hat, dass das Bopparder Krankenhaus nach wie vor in Betrieb ist und jetzt mit einem Konzept auch eine Zukunft haben soll, gibt sich zuver­sicht­lich. Er lobt das öffent­lich bis­her nicht bekann­te Zukunftskonzept, weil es kein von einem exter­nen Unternehmen über­ge­stülp­tes sei. Hier wäre statt­des­sen etwas im Haus erar­bei­tet worden.

    Die Chancen, dass das Zukunftskonzept wegen des Mitwirkens von unter­schied­li­chen Abteilungen vor Ort tat­säch­lich zu den Bopparder Gegebenheiten passt, sind alles ande­re als schlecht. Zuversicht ist das beherr­schen­de Gefühl bei Kommunalpolitikern und vor allem in der Belegschaft, die lan­ge Zeit mit der Angst um ihre Arbeitsplätze gelebt hat.

    Bis das Zukunftskonzept öffent­lich bekannt­ge­ge­ben wird, dau­ert es noch ein paar Tage. Wahrscheinlich erscheint, dass der Bereich der Wundmedizin, in dem Boppard deutsch­land­weit bereits einen exzel­len­ten Ruf genießt, für eine erfolg­rei­che Zukunft des hei­mi­schen Krankenhauses sor­gen soll.

    Auch Mittelrhein-Klinik „wackelt“
    Mittelrhein-Klinik Bad SalzigWährend man in Boppard auf einem guten Weg in Richtung Erhalt des Krankenhauses ist, wach­sen die Sorgen um die Mittelrhein-Klinik im Stadtteil Bad Salzig. Die bekann­te Reha-Klinik hat – wie so vie­le Krankenhäuser und Reha-Kliniken – finan­zi­el­le Schwierigkeiten. In den ver­gan­ge­nen Wochen wur­de öffent­lich, dass die Deutsche Rentenversicherung prüft, die Reha-Klinik für Psychosomatik an einen ande­ren Träger zu ver­kau­fen. Die Verantwortlichen suchen nach Lösungen, wie der Fortbestand der renom­mier­ten Reha-Klinik erreicht wer­den kann.

    In Bad Salzig ban­gen jetzt die Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze. Besonders tra­gisch: Nach gro­ßen Investitionen und Neubaumaßnahmen für die Zukunft sorg­te ein Großbrand im September 2023 kurz nach der fei­er­li­chen Eröffnung (der RHA berich­te­te damals aus­führ­lich) für einen Schock und erheb­li­che neu­er­li­che finan­zi­el­le Kraftanstrengungen, die den Träger offen­kun­dig überforderten.

    Jetzt hof­fen alle Beteiligten, dass es für die Klinik in Bad Salzig auch eine erfolg­ver­spre­chen­de Lösung der Probleme gibt. Andreas Nick, Ortsvorsteher von Bad Salzig, führ­te mit dem Personalrat und Vertretern der Rentenversicherung Gespräche. „Alle wol­len natür­lich, dass die Klinik wei­ter­ge­führt wer­den kann, am liebs­ten natür­lich wei­ter von der Deutschen Rentenversicherung“, so Andreas Nick. Der Ortsvorsteher zeich­net ein düs­te­res Bild für den Fall, dass die Mittelrhein-Klinik schlie­ßen müss­te. „Für Bad Salzig und die Region wäre das eine Katastrophe. Viele Gewerbebetriebe wür­den hart getrof­fen, auch die Hotel- und Gaststättenbranche. Bad Salzig wür­de ein Aushängeschild mit gro­ßer Strahlkraft ver­lie­ren“, so Andreas Nick. „Auch der Erhalt des Kurparks stün­de bei einem Klinik-Aus infra­ge“, befürch­tet Andreas Nick zusätz­lich schlim­me Auswirkungen auf die wun­der­schö­ne Anlage.

    Meine Meinung [Redakteur Jürgen Zanger]
    Natürlich hof­fen alle, dass es mit dem Krankenhaus in Boppard und auch der Klinik in Bad Salzig dau­er­haft wei­ter­geht. Natürlich freu­en wir uns alle, wenn Lösungen wie in Boppard gefun­den wer­den, mit denen tra­di­ti­ons­rei­che Häuser in die Zukunft geführt wer­den. Für die Gesundheitsversorgung vor Ort ist dies zu wün­schen, aber auch für die vie­len Beschäftigten der bei­den Häuser. Würden „Heilig Geist“ und „Mittelrhein-Klinik“ dicht­ma­chen, stün­den vie­le Jobs in der Region auf der Kippe: Die Lieferanten von Brot und Brötchen, Lebensmitteln, Getränken, aber auch Wäschereien, Gebäudereiniger, Gartenbauunternehmen und vie­le Handwerksbetriebe wür­den wich­ti­ge Kunden ver­lie­ren. Es wäre eine Tragödie für die Region.

    Eine Tragödie ist auch, dass die „gro­ße Politik“ nicht in der Lage ist, eine Gesundheitspolitik zu machen, die es mög­lich macht, dass Krankenhäuser wirt­schaft­lich über­le­ben kön­nen. Im System Gesundheitspolitik steckt sehr viel Geld, doch uns Bürgern bleibt das Gefühl, dass es kom­pe­tenz­los ver­brannt wird. Die Tatsache, dass auf kom­mu­na­ler Ebene wie im Fall Boppard Defizite mit Steuergeldern auf­ge­fan­gen wer­den müs­sen, damit ein Klinikbetrieb fort­ge­führt wer­den kann, zeigt, dass bis­he­ri­ge Geschäftsmodelle für Krankenhäuser offen­kun­dig krank sind. Ob auf Basis die­ser kran­ken Rahmenbedingungen selbst gute Zukunftskonzepte Krankenhäusern wirk­lich eine sta­bi­le Zukunft ermög­li­chen, ist zumin­dest mit einem dicken Fragezeichen zu ver­se­hen. In Boppard wird man dies spä­tes­tens in ein paar Jahren wissen.

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