Berlin/Region. Nach der Bundestagswahl wird sich nicht nur die Politik neu ausrichten, auch in den Abgeordnetenbüros ist einiges im Umbruch. Abgeordnete, die vielen Mitarbeiter der Mandatsträger, Möbelschreiner, IT- und Kommunikationstechniker, Maler und Reinigungskräfte sind in den kommenden Wochen gefühlt im Dauereinsatz.
Im Paul-Löbe-Haus, dem imposanten Gebäude in Betonarchitektur, befinden sich neben den Ausschusssälen und 450 Büros der Ausschusssekretariate, auch 550 Büros für 275 Abgeordnete und deren Mitarbeiter. Hier und den zahlreichen Nachbargebäuden, die fast alle durch ein langes System von Gängen und Fluren verbunden sind, sind die 733 Abgeordnete der im März endenden Wahlperiode untergebracht.
230 neue Abgeordnete
Doch jetzt stehen gewaltige Veränderungen bevor: Wenn die Abgeordneten voraussichtlich Ende März zur Konstituierung des neuen Bundestages zusammenkommen, werden einige von ihnen zum ersten Mal im Parlament sitzen. 630 Mitglieder statt bisher 733 wird der 21. Deutsche Bundestag zählen, darunter 230 Neugewählte. 400 Abgeordnete waren bereits Mitglieder des 20. Bundestages. 333 Abgeordnete scheiden mit dem Ende der laufenden Wahlperiode aus dem Parlament aus.
Ein erfahrener IT-Mitarbeiter sagt im Gespräch mit dem RHA-Redakteur, dass jetzt einiges an Arbeit ansteht. Schnellstmöglich müssen alle Abgeordnetenbüros technisch funktionsfähig eingerichtet werden. PCs, Dockingstations für Laptops, Telefonanlagen und vieles mehr muss in allen Büros für eine professionelle politische Arbeit installiert werden. „Wir werden das wie immer schaffen“, sagt der Experte, der schon einige Legislaturperioden lang im Bundestag arbeitet.
Während sich die Fraktionen treffen und personell aufstellen, laufen die Planungen, welche Büros die Abgeordneten in welchen Gebäuden beziehen. Auch wenn sich die Zahl der Abgeordneten deutlich verringert, ist dies eine fordernde Aufgabe. Diejenigen Abgeordneten, die kein Mandat mehr haben, fangen jetzt an, ihre Büros zu räumen. Schon bald werden Kisten in den Zimmern und Gängen stehen, es herrscht eine Atmosphäre, wie man sie von privaten Umzügen kennt.
Natürlich ist bei scheidenden Bundestagsabgeordneten die Stimmung gedrückt. Diejenigen, die freiwillig Abschied nehmen, gehen vielleicht mit etwas Wehmut. Diejenigen, die unfreiwillig den Bundestag verlassen, müssen sich beruflich orientieren. Nicht alle haben da Lösungen in Aussicht.
Mitarbeiter haben Zukunftsängste
Eine Gruppe, an die in Berichterstattungen kaum gedacht wird, sind die Mitarbeiter in den in Abgeordnetenbüros. Jeder Abgeordnete beschäftigt in Berlin etwa drei bis vier Mitarbeiter, zusätzlich einige in den Wahlkreisbüros. Ob Politologen, Juristen, Journalisten oder Sekretariatskräfte: Sie alle haben nur Arbeitsverträge für die Dauer einer Wahlperiode. Bleibt der Abgeordnete nach einer Wahl im Bundestag, bekommen die Mitarbeiter in der Regel problemlos neue Verträge. Durch die Verkleinerung des Bundestages auf 630 Abgeordnete fallen alleine schon sehr viele Arbeitsplätze ersatzlos weg. Hinzu kommt, dass durch das Scheitern der FDP an der Fünf-Prozent-Hürde die Teams von 92 Abgeordnetenbüros über Nacht ohne Job sind. Auch die deutlichen Mandatsverluste von SPD (86) und den Grünen (36) haben dafür gesorgt, dass auf Mitarbeiterebene einige Tränen geflossen sind.
Das Bewerben bei Abgeordneten anderer Fraktionen ist alles andere als einfach. Nicht nur, weil man sich mit der politischen Ausrichtung identifizieren muss, sondern auch, weil Abgeordnete eine Skepsis bei Bewerbungen von Mitarbeitern aus Büros von Kollegen anderer Parteien haben. Nach wie vor „schmoren“ Abgeordnete gerne mit Personal im eigenen Saft. Fakt ist, dass durch die Verkleinerung des Bundestages und das Ausscheiden von 330 Abgeordneten Hunderte Mitarbeiter von Arbeitslosigkeit bedroht sind.